Die transsilvanische Formel Sieg beruhigt den FC Bayern
04.11.2010, 14:34 UhrVier Spiele, vier Siege - anders als in der Bundesliga erfüllt der FC Bayern seine Aufgabe in der Champions League mit Bravour. Nach dem Startrekord steht das Team vorzeitig im Achtelfinale, und auch der Streit Hoeneß vs. van Gaal scheint erstmal entschärft.
Beim festlichen Bankett stießen Uli Hoeneß und Louis van Gaal mit einem feinen Rotwein an. Im Rauch der Siegeszigarren wurde nach dem 4:0 in Transsilvanien locker miteinander geplaudert, teilweise gar gelacht. Der Präsident und der Trainer wirkten zumindest äußerlich gelöst. Was aber letztlich beim FC Bayern München für ein friedliches Miteinander sorgt, brachte Karl-Heinz Rummenigge im letzten Satz seiner Bankettansprache auf den Punkt. "Bei Bayern München ist es immer einfach. Man muss nur gewinnen, dann ist alles in Ordnung", sagte der Vorstandschef vor dem Mahl mit gefülltem Lachs, Roastbeef mit Remouladensauce und Pilzen mit Gorgonzola. Am Tag danach durfte er auch noch die vorzeitige Vertragsverlängerung von Philipp Lahm bis 2016 verkünden.
Nach dem Streit der vergangenen Tage war die Aufmerksamkeit so sehr auf Trainer van Gaal und Präsident Hoeneß gerichtet, dass Dreifachtorschütze Mario Gomez fast unbemerkt den Saal Crystal Room des Opera-Plaza-Hotels von Cluj verlassen konnte. Super-Mario und Co., die durch den vierten Sieg im vierten Vorrundenspiel der Champions League mit deutschem Startrekord vorzeitig ins Achtelfinale einzogen, hielten sich nicht lange mit Essen oder Gesprächen mit Edelfans und Sponsoren auf. Sie hatten schon die nächste Aufgabe im Blick: Mit einem Sieg am Samstag in Mönchengladbach soll in der Bundesliga weiter Boden gutgemacht werden.
"Ab sofort beginnt die Klettertour"
Nach dem überzeugenden 4:0 (2:0) durch den dreifachen Gomez (12./24./71.) und Thomas Müller (90.) sehen sich die Münchner "glücklicherweise" in der Lage, "den Fokus ein bisschen mehr auf die Bundesliga legen können", meinte Rummenigge. "Ich glaube, es ist jetzt ein guter Moment, um auch dort der Konkurrenz oben zu zeigen: Der FC Bayern ist nicht nur in der Champions League und im Pokal stark. Ab sofort beginnt die Klettertour auch in der Bundesliga", sagte der Vorstandschef und bestätigte nur Stunden später die Personalie Lahm. Nach Franck Ribéry und Thomas Müller bleibt auch der Defensiv-Allrounder langfristig beim deutschen Rekordmeister, "weil ich sehe, dass hier etwas ganz Großes entsteht", so Lahm.
In drei Wochen in Rom soll der Gruppensieg in der Königsklasse perfekt gemacht werden, aber das Hauptaugenmerk liegt erst einmal auf der Liga-Aufgabe, zu der es gleich am Donnerstag aus Rumänien per Sonderflug weiterging. Anders als in Europa, wo die Bayern ihre Einnahmen durch das Erreichen der K.o.-Runde schon jetzt auf 13,4 Millionen Euro hochschraubten, fehlen zu Hause zehn Punkte zur Spitze. "Aber ich glaube, wir sind auf einem sehr guten Weg und wir können es uns nicht leisten im Verein Nebenkriegsschauplätze zu haben", betonte Sportdirektor Christian Nerlinger und sah künftige Erfolge als bestes Mittel, von internen Querelen abzulenken. "Ich hoffe, dass dieses Thema jetzt bald etwas abebben wird, wir müssen uns auf die wesentlichen Dinge konzentrieren und das ist nun 'mal der sportliche Erfolg."
Rummenigge sieht einen ehrlichen Handschlag
Wer van Gaal, eingereiht vom Präsidenten zu seiner Linken und dem Vorstandschef zu seiner Rechten, so an der Banketttafel sah, konnte zumindest aus der Ferne ein nettes Miteinander zwischen Trainer und Präsident vernehmen. Rummenigge, der "keinen Autoritätsverlust" beim Coach sieht, wollte beim Schlichtungsgespräch zudem einen "ehrlichen" Handschlag der beiden meinungsstarken Kontrahenten ausgemacht haben.
Auf die Leistung des Teams hatte die Auseinandersetzung der Alphatiere jedenfalls keinen negativen Einfluss. "Das hat man heute gesehen, weil die Mannschaft das sehr gut umsetzt was der Trainer verlangt", sagte Keeper Jörg Butt, der vor allem kurz nach der Pause einen Anschlusstreffer verhinderte. "Unsere Aufgabe ist es, sportlich Ergebnisse einzufahren, das hat die Mannschaft gemacht. Wenn das so weiter geht, wird insgesamt auch wieder Ruhe einkehren."
"Vielleicht zu empfindlich und zu mimosenhaft"
Vielleicht brachte ja auch der zu späterer Stunde aufgekreuzte Ehrenpräsident Franz Beckenbauer noch eine heitere Note in die Tisch-Atmosphäre, denn über die Debatte musste der Kaiser zuvor schon herzhaft lachen. Beckenbauer hatte in seiner Vergangenheit als Präsident selbst so manches vereinsinterne Feuer entzündet und empfahl jetzt, etwas mehr Gelassenheit an den Tag zu legen: van Gaal habe "vielleicht zu empfindlich und zu mimosenhaft" reagiert.
Ein Diskussionspunkt im Zwist war auch der Umgang mit Spielern wie Gomez, der am Mittwoch mit den Treffern sechs bis acht in den letzten sechs Bayern-Spielen seine Klasse unterstrich. "Ich glaube, dass ich im Moment viel mehr Selbstvertrauen besitze", sagte der 25-Jährige nach seinem Schützenfest an Gerd Müllers 65. Geburtstag und lobte vor allem Zehner Bastian Schweinsteiger: "Das sind solche Bälle, die ich liebe, der Bastian hat das heute fantastisch gemacht."
Quelle: ntv.de, Christian Kunz, dpa