Enttäuscht und traurig US-Frauen beenden DFB-Titelträume bei WM
01.07.2015, 03:21 UhrZwei Supermächte des Rasensports kämpfen bei der Fußball-WM um den Einzug ins Finale: Nach der ersten Halbzeit steht es noch remis. Nach der Pause vergibt Celia Sasic die Chance auf die Führung.
Der Traum vom dritten WM-Titel für die deutschen Fußball-Frauen ist geplatzt. Das Team von Bundestrainerin Silvia Neid unterlag am Abend (Ortszeit) im Halbfinale gegen die USA mit 0:2 (0:0).
Vor 51.176 Zuschauern in Montréal traf Carli Lloyd in der 69. Minute per Foulelfmeter ins deutsche Tor. Die Rechtmäßigkeit des Strafstoßes ist umstritten: Beobachter sprachen von einer klaren Fehlentscheidung von Schiedsrichterin Teodora Albon aus Rumänien.
"Das ist natürlich bitter"
In der 84. Spielminute legte Kelley O'Hara für die US-Girls nach. Das Tor zum 0:2 stellte sicher, dass die DFB-Auswahl weiter auf den dritten WM-Triumph nach 2003 und 2007 warten muss. Die USA stehen somit bei der siebten Endrunde zum vierten Mal im Endspiel und dürfen auf den ersten Titel seit 1999 hoffen.

Das hätte der Führungstreffer sein können: Celia Sasic hatte in der 60. Spielminute die Vorentscheidung auf dem Fuß.
(Foto: USA Today Sports)
Celia Sasic hatte in der 60. Minute beim Stand von 0:0 noch einen Strafstoß für die DFB-Auswahl vergeben. Vorwürfe aus dem deutschen Team gab es allerdings nicht. "Das ist natürlich bitter. Aber so ist der Fußball. Vor einigen Tagen haben wir gemeinsam gewonnen, heute gemeinsam verloren", sagte Bundestrainerin Silvia Neid.
"Klar sind wir alle enttäuscht"
Die 51-Jährige, die nach den Olympischen Spielen 2016 ihr Amt an Steffi Jones übergibt, konnte sich bei ihrer letzten Weltmeisterschaft wie Torfrau Nadine Angerer damit nicht den Traum vom dritten Triumph erfüllen. "Klar sind wir alle enttäuscht und ein bisschen traurig", sagte Angerer nach dem vorletzten Länderspiel ihrer Karriere. Die deutschen Frauen spielen nun am Samstag in Edmonton um Platz drei. Gegner ist der Verlierer des zweiten Halbfinalduells zwischen Titelverteidiger Japan und England
Deutschland: Angerer/Portland Thorns FC (36 Jahre/145 Länderspiele) - Maier/Bayern München (2/30), Krahn/Paris Saint-Germain (29/123), Bartusiak/1. FFC Frankfurt (32/84), Kemme/1. FFC Turbine Potsdam (23/18) - Goeßling/VfL Wolfsburg (29/77), Leupolz/Bayern München (21/33) - Laudehr/1. FFC Frankfurt (28/93), Mittag/FC Rosengard (30/126) ab 77. Maroszan/1. FFC Frankfurt (23/53), Popp/VfL Wolfsburg (24/59) - Sasic/1. FFC Frankfurt (27/110). - Trainerin: Neid
USA: Solo - Krieger, Johnston, Sauerbrunn, Klingenberg - Holiday, Brian - Heath (75. O'Hara), Rapinoe (80. Wambach) - Lloyd - Morgan (90. Leroux). - Trainerin: Ellis
Schiedsrichterin: Teodora Albon (Rumänien) Tore: 0:1 lloyd (69., Foulelfmeter), 0:2 O'Hara (84.) Zuschauer: 51.176 Gelbe Karten: Maier, Krahn - Sauerbrunn, Johnston (sid)
Die Enttäuschung im deutschen Lager ist groß. Vor allem, weil es in Montréal bis zur Halbzeit des Giganten-Duells noch 0:0 gestanden. Die beiden zweimaligen Weltmeister hatten sich in einer lebhaften Begegnung bereits in der Anfangsphase hochkarätige Chancen erspielt. "Die erste Halbzeit ist an uns vorbeigerauscht", räumte Kapitänin Angerer ein. "45 Minuten reichen nicht."
Rückstand vor tobenden US-Fans
Vor mehrheitlich das US-Team anfeuernden Fans fand die deutsche Mannschaft gegen die von der typischen 4-4-2-Formation auf ein 4-2-3-1 zunächst gut ins Spiel. Beide Teams suchten wie erwartet nach Ballgewinnen das schnelle Spiel nach vorne. Die erste Chance umgestellte USA verpasste Melanie Leupolz (3.), deren Kopfball nach einer Ecke knapp über das Tor strich.
Anschließend übernahmen die Amerikanerinnen mehr und mehr das Kommando. DFB-Torhüterin Nadine Angerer musste gleich dreimal in Serie glänzen: Erst wehrte die Spielführerin einen Kopfball von Julie Johnston mit dem Fuß ab, entschärfte einen Schuss von Morgan Brian (7.) und klärte dann im Eins-gegen-Eins gegen Alex Morgan (14.), die sie von ihrem US-Klub Portland Thorns bestens kennt.
Schmerzhafter Zusammenstoß
Neid vertraute bis auf eine Änderung ihren Heldinnen aus dem Elfmeter-Krimi im Viertelfinale gegen Frankreich (5:4) vier Tage zuvor. Nach ihrer Gelbsperre rückte die erfahrenere Saskia Bartusiak erwartungsgemäß wieder anstelle von Babett Peter in die Innenverteidigung neben Annike Krahn.
Für eine lange Behandlungspause sorgte ein Kopfball-Duell zwischen Alexandra Popp und Brian, die nach einem Freistoß zusammenprallten. In der 30. Spielminute mussten die Spielerinnen auf dem Platz behandelt werden. Die deutsche Angreiferin erlitt dabei eine blutende Platzwunde, spielte aber wie ihre Kontrahentin schließlich weiter.
Schnelles Spiel, viele Chancen
Die deutsche Mannschaft agierte zu diesem Zeitpunkt viel zu passiv und ließ die dynamischen US-Angreiferinnen häufig gefährlich in den Strafraum flanken oder mit Tempo eindringen. Nach der Pause beorderte Neid Simone Laudehr vom Flügel rechts in die Viererkette, nachdem Leonie Maier dort gegen Antreiberin Megan Rapinoe ihre liebe Mühe und zudem Gelb gesehen hatte.
Nach einer Kopfballchance durch US-Kapitänin Carli Lloyd (47.) bekam die DFB-Auswahl wieder mehr Zugriff aufs Spiel. Nachdem Innenverteidigerin Johnston Popp nach einem Konter im Strafraum zu Boden gerissen hatte, entschied die Unparteiische auf Elfmeter. Sasic, die im Turnier bereits dreimal vom Punkt getroffen hatte, zeigte Nerven und schoss zur Freude des tobenden Hexenkessels am linken Pfosten vorbei.
Im Hexenkessel von Montréal
Nach einem Foul von Krahn kurz vor der Strafraumgrenze zeigte Albon zu Unrecht auf den Punkt. Elfmeter-Killerin Angerer, die gegen Frankreich noch den entscheidenden letzten Versuch pariert hatte, entschied sich für die linke Ecke, Lloyd schob eiskalt rechts ein. Die USA hatten fortan Oberwasser.
Das DFB-Team gab nicht auf, warf noch einmal alles in die Waagschale, doch klare und durchdachte Aktionen gab es zu selten. Am Ende fehlten Kraft und Konzentration, um das Spiel noch umzubiegen. O'Hara machte sechs Minuten vor Schluss der regulären Spielzeit mit ihrem Schuss aus kurzer Distanz alles klar. Das US-Team nahm erfolgreich Revanche für die 2003 in den USA erlittene Halbfinal-Niederlage gegen den späteren Weltmeister aus Deutschland.
ACHTELFINALE | VIERTELFINALE | ||||
Samstag, 20. Juni | Freitag, 26. Juni | ||||
Deutschland - | Schweden | 4:1 (2:0) | Deutschland - | Frankreich | 5:4 (0:1) |
Sonntag, 21. Juni | Samstag, 27. Juni | ||||
China - | Kamerun | 1:0 (1:0) | China - | USA | 1:0 (0:0) |
Brasilien - | Australien | 0:1 (0:0) | Australien - | Japan | 0:1 (0:0) |
Frankreich - | Südkorea | 3:0 (2:0) | Sonntag, 28. Juni | ||
Montag, 22. Juni | England - | Kanada | 2:1 (2:1) | ||
Kanada - | Schweiz | 1:0 (0:0) | |||
Norwegen - | England | 1:2 (0:0) | HALBFINALE | ||
Dienstag, 23. Juni | Mittwoch, 1. Juli | ||||
USA - | Kolumbien | 2:0 (0:0) | USA - | Deutschland | 2:0 (0:0) |
Mittwoch, 24. Juni | Donnerstag, 2. Juli | ||||
Japan - | Niederlande | 2:1 (1:0) | Japan - | England | 2:1 (1:1) |
SPIEL UM PLATZ 3 | FINALE | ||||
Samstag, 4. Juli, ab 22.00 Uhr in Edmonton | Montag, 6. Juli, ab 01.00 Uhr in Vancouver | ||||
Deutschland - | England | -:- (-:-) | USA - | Japan | -:- (-:-) |
Quelle: ntv.de, mmo/sid/dpa