Fußball jenseits des großen Teichs US-Liga boomt und hofft auf mehr
11.04.2011, 12:58 UhrVor einigen Jahren galt es als schick einen Vertrag in Nordamerikas Fußballliga MLS zu unterzeichnen. Spieler, die kurz vor dem Ende ihrer Karriere standen, wollten noch einmal ihr Können beweisen - und Geld verdienen. 1977 machte Franz Beckenbauer den Auftakt. Mittlerweile hat sich der in Deutschland so geliebte Ballsport gut entwickelt.
Josh Wolff war der Held zum Saisonauftakt für D.C. United vor einigen Wochen. Er leitete mit seinem Führungstor den 3:1 Heimerfolg des Hauptstadtklubs gegen Columbus Crew ein. Der Name Wolff dürfte in Deutschland jedoch nur den Wenigsten ein Begriff sein. Aufmerksame Beobachter der 2. Fußball-Bundesliga wissen aber, dass der 34-jährige zwischen 2007 und 2008 insgesamt 32 Spiele für 1860 München absolvierte und dabei zwei Tore erzielte. Sein Vertrag wurde nicht verlängert und er kehrte zurück in die USA. Das Abenteuer Europa war damit relativ schnell wieder beendet.
Nichts Besonderes, denken sich viele. Ein US-Boy sucht die Herausforderung im Ausland, scheitert und kehrt nach kurzer Zeit wieder zurück. Doch genau diese Beispiele gehören eher der Vergangenheit an. Wolff’s Versuch in Deutschland Fuß zu fassen missglückte, aber vielleicht passten die Bedingungen auch einfach nicht: Die schwierige Vereinssituation bei den Münchnern, das Kommunikationsproblem und Wolff’s hohes Fußballalter nicht zu vergessen, immerhin war er bei seinem Wechsel schon 31 Jahre alt.
Fast alle US-Nationalspieler im Ausland aktiv
Ein Indiz für die gestiegene Qualität des US-Fußballs ist nicht nur der positive Auftritt der Nationalmannschaft bei der WM 2010 in Südafrika, sondern auch der Fakt, dass fast alle Nationalspieler in Europa aktiv sind. Die Nordamerikaner wissen sich also sehr wohl im europäischen Vereinsfußball zu behaupten. Ein bekanntes Beispiel aus Deutschland ist Steven Cherundolo. Der 32-jährige trägt seit über zehn Jahren das Trikot von Hannover 96 und ist unumstrittener Stammspieler. Das war bis vor kurzem auch sein Nationalmannschaftskollege Michael Bradley für Borussia Mönchengladbach, ehe er nach England, zu Aston Villa, verliehen wurde.
Es gibt noch mehr Beispiele von US-Boys, die sich in Deutschland, aber auch in anderen europäischen Topligen etabliert haben. Eines haben dabei fast alle gemein, ihre fußballerische Grundausbildung erhielten sie in Jugendteams ihres Heimatlandes. Und genau dieser Punkt soll auch in Zukunft der Schlüssel zum Erfolg sein, zur Fortsetzung der positiven Entwicklung von "soccer" in den USA. Die Spiele der Nationalmannschaft verzeichneten während des WM-Turnieres 2010 hohe TV-Quoten, für amerikanische Verhältnisse. Diese Euphorie will man nun möglichst in die Stadien der MLS-Teams tragen. Auch deshalb fand eine Reformierung der Profiliga statt. In der aktuellen Saison treten, genau wie in der Bundesliga, 18 Mannschaften jeweils zwei Mal gegeneinander an. Zuvor spielte man den an Basketball, Eishockey und American Football angelehnten Play-Off Modus. Das hatte zur Folge, dass für viele Teams die Saison schon früh beendet war und die Fans nicht mehr ins Stadion gehen konnten.
Stars aus Europa machen die Liga attraktiv
Die Zeiten, dass gestandene Spieler aus Europa in die Vereinigten Staaten gehen um die Karriere ruhig ausklingen zu lassen, sind vorbei. War die MLS in der Vergangenheit vom Ansehen auf einem Level mit fußballexotischen Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Katar, ist sie heute längst ein Synonym für guten Fußball. Das Niveau ist deutlich gestiegen, die Qualität der Spieler braucht den europäischen Vergleich kaum noch zu scheuen.
Dazu beigetragen haben auch die Transfers der letzten Jahre. Internationale Topspieler wie David Beckham, Thierry Henry oder Juan Pablo Angel wechselten zu Vereinen wie Los Angeles Galaxy oder Red Bull New York. Aber auch die sogenannten "Homegrown Players", die einheimischen Kicker, kehrten nach ihren Europaerfahrungen wieder zurück. Allen voran Landon Donovan, das aktuelle Aushängeschild des US-Fußballs mit seinen 130 Länderspielen. Nach zwei Anläufen in der Bundesliga (Bayern München und Bayer Leverkusen) fand er sein Glück schließlich bei L.A. Galaxy.
Als Teamkollege von David Beckham lockt er immer mehr Zuschauer in die Stadien. Und sie alle freuen sich auf eine spannende Saison, in der gleich mehrere Vereine gute Chancen haben, den Titel zu holen. Die Voraussetzungen für amerikanische Fußballfeste sind also gegeben. Die Entwicklung des Fußballs im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist noch längst nicht abgeschlossen, aber die Zukunft sieht rosig aus.
Quelle: ntv.de