Eklat in Frankreichs Fußball Verein schließt Schwulen aus
08.09.2010, 17:53 UhrIn Frankreich sorgt der FC Chooz wegen des Ausschlusses eines bekennenden Homosexuellen für Wirbel. Der betroffene Spieler erklärt, er sei "tief getroffen". Eine Schwulen-Organisation fordert die Bestrafung des Fußballvereins durch den nationalen Verband.

Homosexuelle müssen gerade im Fußball noch um Akzeptanz kämpfen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Verbannung eines homosexuellen Fußballspielers aus dem Team eines Amateur-Vereins lässt in Frankreich die Wellen der Empörung hochschlagen. Die Schwulen-Organisation "Paris Foot Gay" (PFG) beantragte beim Nationalverband FPF in Paris deshalb die Bestrafung des FC Chooz. Der Club aus der kleinen Gemeinde an der Grenze zu Belgien hatte den Abwehrspieler Yoann Lemaire vor wenigen Tagen nach 14-jähriger Clubzugehörigkeit vom Spielbetrieb ausgeschlossen, weil der Abwehrmann homosexuell ist. "Ich wollte doch nur mit meinen Freunden Fußball spielen", sagte Lemaire, der als erster bekennender homosexueller Spieler Frankreichs bekanntwurde und auch ein Buch zum Thema veröffentlichte.
Die FPF-Ethik-Kommission müsse der Fußballwelt nun zeigen, dass Homophobie "genau so schlimm ist wie Rassismus oder Antisemitismus", forderte PFG. Auch Sport-Staatssekretärin Rama Yade hatte sich zuvor für Maßnahmen gegen Chooz ausgesprochen. Der Verein entgegnete, man habe den verbannten Spieler vor Problemen mit seinen bisherigen Teamkameraden schützen wollen. Einige Spieler von Chooz hatten sich tatsächlich bei TV-Interviews im vergangenen Jahr negativ über Homosexualität geäußert.
Der betroffene Spieler erklärte, er sei von der Entscheidung des Vereins "tief getroffen". Der 28-jährige aus der Region Champagne- Ardenne im Nordosten Frankreichs fügte an, er habe noch nicht entschieden, ob er gerichtliche Schritte einleiten solle. "Wozu soll das gut sein? Ich will aber, dass die Ministerien, der Verband und Paris Foot Gay gemeinsam die Homophobie bekämpfen", sagte Lemaire.
Studie unter britischen Profis
Homosexualität ist nicht nur im französischen Fußball immer noch ein Tabu. Einer britischen Umfrage zufolge kennen auf der Insel 27 Prozent der Profis, Trainer und Schiedsrichter persönlich mindestens einen homosexuellen Kicker. "Es gibt weltweit ungefähr 500.000 Profi-Fußballer, aber bislang hat sich kaum einer öffentlich geoutet", so Universitäts-Professor Ellis Cashmore.
Für Cashmore, der die Studie gemeinsam mit dem Soziologen und ehemaligen Fußballtorwart Jamie Cleland durchgeführt hat, hat die Zurückhaltung der Fußballer verschiedene Gründe. "Es scheint so, als seien wirtschaftliche Zwänge die Ursache für die Geheimniskrämerei. Dabei hat ein homosexuelles Coming Out den Karrieren von Künstler, Musikern oder Sportlern nur selten geschadet. Ganz im Gegenteil: Den schwulen Fußballer, die sich als erstes outen, wird ein enormes Vermarktungspotenzial zugerechnet", so Cashmore weiter.
Quelle: ntv.de, dpa/sid