Adrion spürt kein Vertrauen mehr VfB-Präsident mit 86 Prozent der Stimmen abgewählt
28.07.2024, 15:21 Uhr
Claus Vogt ist nicht mehr Präsident des VfB Stuttgart.
(Foto: IMAGO/Sportfoto Rudel)
Nach vielen unruhigen Monaten endet auf der Mitgliederversammlung die Zeit von Claus Vogt als Vereinschef des VfB Stuttgart. Der akzeptiert den deutlichen Entscheid, wird aber emotional. Es ist aber nicht die einzige personelle Konsequenz im Präsidium.
Claus Vogt ist mit großer Mehrheit als Präsident des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart abgewählt worden. Auf der mit Spannung erwarteten Mitgliederversammlung des eingetragenen Vereins stimmten 86 Prozent der mehr als 2000 stimmberechtigten Personen gegen den bis 2025 gewählten Amtsinhaber. Für die Abwahl nötig waren 75 Prozent. "Natürlich geht mir das nah, ich habe in den letzten sechs Jahren alles für den VfB gegeben. Das ist Demokratie", sagte Vogt nach der Entscheidung.
Auch Vize Rainer Adrion geht vorzeitig, obwohl "nur" 70 Prozent gegen ihn votierten. "Das Vertrauen in mich ist nicht mehr da", sagte der 70-Jährige. Dem Duo war in den aus der Fanszene gestellten Anträgen fehlendes Vertrauen und eine Zerstrittenheit im Präsidium vorgeworfen worden. Hintergrund dieser Querelen ist der vermeintliche Bruch eines jahrelangen Versprechens im Zusammenhang mit der Ausgliederung der Profiabteilung, wonach der Präsident des Vereins auch immer Vorsitzender des Aufsichtsrates bleiben sollte. Dieser wird inzwischen von Tanja Gönner angeführt.
Teile der organisierten Fanszene fühlten sich nach dem Verlust dieses Postens nach dem Einstieg des Sportwagenherstellers Porsche als Investor verraten. Sie sehen dadurch den Einfluss der Mitglieder schwinden - und forderten auch wegen mangelnder Transparenz den Rücktritt des gesamten Präsidiums.
VfB feiert wilden Comeback-Sieg
Schon im vergangenen Jahr hatte die Versammlung über Vogts Verbleib abgestimmt, damals stimmten lediglich 28 Prozent für sein vorzeitiges Ende. Der VfB ist mit 107.000 Mitgliedern der größte Verein in Baden-Württemberg. Die Brisanz der Entscheidung war in der Porsche Arena von Beginn an zu spüren. Eigentlich sollten die Abwahlen erst als Punkte 12 und 13 der Tagesordnung behandelt werden, wurden nach einem erfolgreichen Antrag aber schon an die vierte Stelle vorgezogen.
Die Mannschaft des VfB hat derweil auf ihrer Japan-Reise einen spektakulären Comeback-Sieg hingelegt. Im Test gegen den japanischen Erstligisten Kyoto Sanga FC drehte das Team von Trainer Sebastian Hoeneß dank seiner Jungstars ein 0:3 noch in einen 5:3 (0:2)-Sieg. Neuzugang Justin Diehl eröffnete die Aufholjagd (57.), zuvor hatte der VfB nur ein einziges Mal aufs Tor geschossen. 2:13 lautete das Torschussverhältnis nach einer Stunde, die anderen beiden offensiven Neuzugänge Ermedin Demirovic und Nick Woltemade in der Startelf wurden bereits zur Halbzeit ausgewechselt.
Mit veränderter Mannschaft schossen Jamie Leweling (67.), Thomas Kastanaras (73.), Moussa Cisse (79.) und Luca Raimund (90.) doch noch den Sieg heraus. Raimund traf dabei aus 20 Metern mit seinem schwachen rechten Fuß traumhaft unter die Latte, keiner der fünf Torschützen war älter als 23 Jahre. Am Donnerstag steht für die Schwaben gegen Sanfrecce Hiroshima noch ein weiterer Test im Rahmen der Japan-Reise auf dem Programm. Es folgt der Härtetest am 10. August gegen Athletic Bilbao, bevor der VfB am 17. August im Supercup bei Double-Sieger Bayer Leverkusen um den ersten Titel der neuen Saison spielt.
Quelle: ntv.de, tno/sid/dpa