Fußball

Großer Ärger nach 100 Sekunden Warum zählte Deutschlands Blitz-Treffer nicht?

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft liefert gegen die Niederlande ein starkes Spiel ab und darf am Ende einen Sieg bejubeln. Begonnen hatte das Spiel mit einem Blitztor - und danach gab es Ärger. Grund: Eine mindestens zweifelhafte Schiedsrichterentscheidung.

100 Sekunden waren gespielt im Länderspiel zwischen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und den Niederlanden, da bebte die Arena in München-Fröttmaning: Das DFB-Team erdrückte die Gäste in den ersten knapp zwei Minuten, da zappelte der Ball im Netz. Serge Gnabry hatte ihn vom Fuß von Verteidiger Micky van de Ven zu Jamie Leweling gespitzelt und der Debütant schoss ein.

Das Publikum raste, die deutschen Spieler feierten sich, ihren Torschützen und den Blitzstart in das Prestigeduell. Die Niederländer verteilten derweil untereinander die Schuld am Gegentreffer. Daran, dass irgendjemand die Party crashen könnte, dachte niemand. Dann meldete sich der VAR. Und die Party war vorbei. Schiedsrichter Slavko Vinčić entschied nach Ansicht der Bilder auf Abseits. Aber wieso?

Es ist ein längst bekannter Vorgang: Auch in der Bundesliga wird jeder Treffer vom VAR gecheckt. Ist alles sauber, geht es mit Anstoß weiter. Liegt in der Entstehung des Tores eine Abseitsstellung vor, wird das Tor zurückgenommen. Bei allen Ärgernissen rund um den Einsatz des Video-Assistenten, ist Abseits ein vergleichsweise unterkomplexer Prüffall: Es geht um eine faktische Entscheidung, entweder ist Abseits - oder eben nicht.

Entschieden wird das in der Bundesliga im Kölner Keller, der Schiedsrichter führt die Entscheidung aus. In München aber prüfte Schiedsrichter Vinčić die Situation lange selbst am Bildschirm am Spielfeldrand. Denn in einem Sonderfall der Abseitsregel gibt es eben doch einen Ermessensspielraum: Der Schiedsrichter kann beurteilen, wann eine neue Spielsituation entsteht - die eine vorherige passive Abseitsstellung aufhebt.

"Für mich unverständlich"

Beim deutschen Führungstreffer kam Serge Gnabry zweifellos aus dem Abseits, als er den Ball eroberte. Schiedsrichter Vinčić entschied sich dafür, dass durch die Abwehraktion der Niederländer keine neue Spielsituation entstanden war. Der Slowene nahm den Treffer zurück, Bundestrainer Julian Nagelsmann war sichtbar fassungslos. "Ich habe es immer noch nicht ganz verstanden", sagte Nagelsmann im ZDF: "In meinen Augen ist es ein Fehler vom Schiedsrichter, das Tor nicht zählen zu lassen." Später legte der Bundestrainer noch einmal launig nach: "Ich finde es skurril, dass der Schiedsrichter das erste Tor abpfeift. Der holländische Spieler macht noch ruhig einen Kontakt, guckt eine halbe Stunde und will sich eine Bratwurstsemmel holen und verliert den Ball. Und dann zählt das Tor nicht. Das ist ärgerlich."

Kapitän Joshua Kimmich wollte es auch nicht glauben - und sieht einen klaren Fehler beim Schiedsrichter: "Er prüft es zwei Minuten. Für mich ist es unverständlich, dass er das Tor zurücknimmt, für mich ist es eine kontrollierte Aktion des Gegenspielers, der da den Ball stoppt."

Dass der Slowene die Party so abrupt stoppte, war zumindest zweifelhaft. Aber wie es beim Ermessensspielraum ist, eben im Bereich des Möglichen. "Gnabry ist bei Ballabgabe von Kimmich im Abseits. Da die Niederländer keine kontrollierte Abwehraktion ausführen, wird seine Abseitsposition von passiv zu aktiv", erklärte Experte Per Mertesacker die Situation in der Halbzeit im ZDF.

Am Ende war es egal, Leweling dämpfte den Ärger in der 63. Minute entscheidend: Der Stuttgarter, der etwas mehr als eine Stunde zuvor noch um sein Tor gebracht worden war, erzielte den Siegtreffer, die deutsche Mannschaft gewann 1:0.

Quelle: ntv.de, ter

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