Fußball

So läuft der 11. Bundesliga-Spieltag Whisky-Bayern jagen den Rekord

Belohnt sich bei jedem Sieg: Bayerns Ko-Trainer Hermann Gerland.

Belohnt sich bei jedem Sieg: Bayerns Ko-Trainer Hermann Gerland.

(Foto: imago sportfotodienst)

Bei den vogelwilden Hoffenheimern möchte der FC Bayern am elften Spieltag der Fußball-Bundesliga den Uralt-Rekord des HSV knacken. Derweil hat Uwe Seeler ganz andere Sorgen. Und die Hannoveraner wollen nie wieder lügen.

Wie hoch gewinnt der FC Bayern?

Das wissen wir nicht. 5:3 vielleicht? Zumindest aber können die Zuschauer auf viele Tore hoffen, wenn die Münchner an diesem elften Spieltag der Fußball-Bundesliga in Sinsheim bei der TSG Hoffenheim antreten. Sage und schreibe 48 waren es bei den bisher 10 Partien der vogelwilden Kraichgauer - so viele wie bei keinem anderen Team. Das heißt auch: Die TSG hat mit 24 erzielten Treffern neben Borussia Dortmund den besten Angriff der Liga. Und drei Tore mehr erzielt als die Bayern. Auf der anderen Seite sind die 23 Gegentreffer der Hoffenheimer der schlechteste Wert der Liga. Nur der Tabellenletzte Eintracht Braunschweig kann da mithalten. Dennoch setzt Trainer Markus Gisdol weiter auf Risiko: "Dieses Feurige, dieses Freie - das wollen wir nicht verändern." Und sieht sich auf dem richtigen Weg: "Wir haben die Zeit für beendet erklärt, in der Hoffenheim große Sprüche macht. Wir wollen Wiedererkennungswert schaffen. Ein großes Problem war die verlorene Identität. Keiner wusste mehr so richtig, für was Hoffenheim überhaupt steht. Wir wollen uns in erster Linie über unseren Fußball definieren."

Wie spanisch sind die Verhältnisse?

Sehr. Wie in der Primera Divison, wo der FC Barcelona vor Atletico und Real Madrid die Tabelle anführt, marschieren auch hierzulande der FC Bayern, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen vorneweg. Die Bayern beklagten zwar in der vergangene Woche nach dem mühsamen Sieg gegen die Berliner Hertha eine gewisse Müdigkeit in den Beinen und auch in den Köpfen. Das hindert sie aber nicht daran, kurz vor einem neuen von mittlerweile unzähligen Rekorden zu stehen. Überstehen sie ihr Gastspiel in Sinsheim schadlos, wäre das seit dem 3. November vergangenen Jahres die 36. Partie in Folge ohne Niederlage. Das schaffte bisher nur der Hamburger SV zwischen dem 30. Januar 1982 und dem 22. Januar 1983. Siegen die Münchner am Samstag gar, bekommt Pep Guardiolas Ko-Trainer Hermann Gerland, wieder etwas zu trinken. "Wenn wir gewinnen", berichtete Bastian Schweinsteiger dieser Tage, "bekommt der Hermann immer seine Whisky-Cola." Gerland habe zuletzt "sehr viel trinken müssen". Genau 29 Mal seit November. "Er hält das aus", meinte Schweinsteiger. Zumal Gerland Wert darauf lege, stets Cola Light zu trinken.

Serien ohne Niederlage in der Bundesliga

 WerZahl der SpieleDaten
1. Hamburger SV3630.1.82 bis 22.1.83
2. Bayern München353.11.12 bis 26.10.13
3. Borussia Dortmund3124.09.11 bis 15.9.12
4. Bayern München273.05.88 bis 25.03.89
5. Bayern München258.11.86 bis 15.8.87
6. Bayer Leverkusen248.8.09 bis 27.2.10
7. Werder Bremen2325.10.03 bis 8.5.04
8. Bayern München232.12.89 bis 22.9.90
9. Eintracht Frankfurt2220.11.76 bis 6.8.77
10. Bayer Leverkusen2127.9.97 bis 4.4.98

Was passiert sonst noch an diesem Spieltag?

Beim Hamburger SV machen sie sich keine großen Gedanken darüber, dass die Bayern an ihrem mehr als 30 Jahre alten 36-Spiele-ungeschlagen-Rekord kratzen. "Das tut mir überhaupt nicht weh. Die Bayern hätten es auf jeden Fall verdient. Sie waren ohnehin immer die Einzigen, die es überhaupt schaffen konnten", sagt der damalige Vorstopper Ditmar Jakobs. Die Mannschaft von heute empfängt derweil Mönchengladbach. Hamburgs Trainer Bert van Marwijk sieht in der Borussia den ersten richtigen Prüfstein seit seiner Amtsübernahme. "Sie haben eine gute Form und einen guten Kader. Ich bin gespannt, wo wir stehen, wie wir darauf reagieren." Derweil plagen Vereinsikone Uwe Seeler ganz andere, wichtigere Dinge: "Was wir dringend brauchen, zumindest ein bisschen mehr, ist Herzlichkeit und Freundlichkeit", vertraute der Ehrenspielführer der deutschen Nationalelf den Hamburger "Abendblatt" an. "Wir erleben jeden Tag die traurige Wahrheit: Radfahrer fahren oft, wie sie wollen. Autos parken auf dem Fußweg. Auf der Autobahn wird brutal die Vorfahrt erzwungen." Schrecklich. Das stimmt uns so traurig, dass uns zu den Partien Augsburg gegen Mainz und Bremen gegen Hannover nichts mehr einfällt. Außer vielleicht, dass die bösen Hannoveraner in dieser Woche zerknirscht einräumten, gelogen zu haben. Der Klub hatte vor dem 1:4 gegen Hoffenheim am vergangenen Spiel per SMS verbreitet, Kapitän Steven Cherundolo sei am Rücken verletzt. Stimmte aber gar nicht. Hannover hatte nur vergessen, nach Cherundolos langer Verletzung eine Spielerlaubnis zu beantragen. Aber Einsicht ist bekanntlich der erste Schritt zur Besserung. Ganz im Seeler'schen Sinne. In Bremen kann Cherundolo übrigens nicht spielen. Verletzt, heißt es.

Welche Mannschaft überrascht?

Trägt die Hoffnungen: Wolfsburgs Maximilian Arnold.

Trägt die Hoffnungen: Wolfsburgs Maximilian Arnold.

(Foto: imago sportfotodienst)

Vielleicht der VfL Wolfsburg in Frankfurt? Die Mannscha ft vom Mittellandkanal hat sich unter Trainer Dieter Hecking bis auf Platz sechs vorgearbeitet, während sich die Frankfurter in dieser Saison mehr auf ihre Europapokalausflüge zu konzentrieren scheinen. Die Hoffnungen in Wolfsburg trägt neuerdings ein 19-Jähriger namens Maximilian Arnold. Nach dem 3:0-Heimsieg gegen Werder Bremen am vergangenen Wochenende verabschiedeten ihn die Zuschauer den treffsicheren Mittelfeldspieler mit stehenden Ovationen und Sprechchören. Der gab sich vorbildlich bescheiden. "Ich genieße jetzt den Tag. Ich werde mir das Tor noch mal anschauen und mit einer Apfelschorle anstoßen - und dann kann ich hoffentlich schlafen." Whiskey-Cola ist für ihn kein Thema. Aber schlagfertig ist er. Auf die Frage, woher seine Schussstärke komme, sagte er: "Ob meine Mutter einen guten linken Schuss hatte, weiß ich nicht." Selbst Kollege Diego lobt seinen Konkurrenten, der ihn aus offensiven Zentrale auf die Außenbahn verdrängt hat: "Es ist fantastisch, mit ihm zusammenzuspielen. Er ist ein großartiger Fußballer. Er will jeden Tag lernen und besser werden." Klingt doch vielversprechend. Überraschend wäre es auch, würde der Aufsteiger aus Braunschweig gegen den Tabellendritten aus Leverkusen zumindest einen Punkt ergattern. Nur wie?

Für welchen Trainer wird es eng?

Alles im grünen Bereich. Braunschweigs Übungsleiter Torsten Lieberknecht hat zwar mit seinem Team noch kein Heimspiel gewonnen und steht mit der Eintracht weiter auf dem letzten Tabellenplatz. Eine Entlassung aber ist kein Thema. Vielmehr hat der Verein für die verbleibenden 24 Spieltage das Erreichen des Relegationsplatzes als Ziel ausgegeben. "Wenn wir das erreichen, ist das schon ein Riesen-Erfolg. Andere schielen da ja gar nicht drauf. Für die ist das eine Katastrophe. Für uns wäre das schon eine wahnsinnige Geschichte." Lieberknecht will aber auch bleiben, wenn Braunschweig absteigt. "Wenn es so ist, dass wir in die Zweite Liga gehen, sagt das unter anderem auch mein Vertrag aus, dass ich hierbleibe. Das hat auch mit meinem Gefühl für diesen Verein zu tun." Aber vielleicht überraschen sie ja gegen Leverkusen. Und sonst so? Werden sie auch beim Tabellenvorletzten in Freiburg nicht nervös. Christian Streich gilt als unantastbar, auch wenn der langsam ins Grübeln gerät: "Es ist erstaunlich, dass die Mannschaft nicht total deprimiert ist. Vielleicht müssen sie ein bisschen wütender sein. Natürlich ist es so, dass wir nicht vor Selbstvertrauen strotzen." Nun steht das Treffen der Kellerkinder beim 1. FC Nürnberg an. Aber der Club hat ja seit vergangener Woche mit Gertjan Verbeek bereits einen neuen Trainer. Dem Niederländer wird eine gewisse physiognomische Ähnlichkeit mit Rod Steward nachgesagt. Und gibt dementsprechend das Motto vor: "Wir müssen so gut Fußball spielen, wie ein Rockstar singt."

Wo wird es brisant?

Denkt man sich wegen der spanischen Verhältnisse einfach mal das Führungstrio aus der Tabelle weg, ist plötzlich die Partie der Hertha gegen den FC Schalke 04 das Spitzenspiel. Während die Berliner bereits mehr als 62.000 Karten verkauft haben und auf 70.000 Zuschauer hoffen, reden sie in Gelsenkirchen über das Knie von Kevin-Price Boateng. Der, so ganz nebenbei, zum ersten Mal in seiner Karriere gegen die Hertha spielt, bei der er einst groß und bekannt wurde, bis er im Jahr 2007 für 7,9 Millionen Euro zu Tottenham Hotspur wechselte. Und mittlerweile als, ähm, Weltstar durchgeht. Über Berlin sagte Boateng: "Meine Familie und viele Freunde sind da, das ist mein Zuhause. Und es ist sowieso die schönste Stadt auf der Welt." Und was ist jetzt mit dem Knie? Hatte doch der Schweizer Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld in seiner Eigenschaft als Experte im Bezahlfernsehen gemutmaßt, die Schalker hätten Boateng im Sommer nur verpflichten können, weil der AC Mailand den kniegeschädigten Kicker hätten loswerden wollen. Alles Quatsch, heißt es aus Gelsenkirchen. "Ich trainiere, ich spiele, mir geht es sehr gut", sagt Boateng. "Kevin wird am Samstag spielen. Er hat voll trainiert. Wir sind nicht abhängig von ihm. Aber wir sind froh, wenn er dabei ist", sagt Trainer Jens Keller.

Was sagt das Orakel?

"Ich verkrafte manche Dinge besser, wenn ich mir mal zwar emotional, aber mit rationalen Gedanken Luft verschaffe. Das ist zwar für viele was Neues, wenn das öffentlich stattfindet. Aber das ist mir wumpe." Eintracht Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht hat ein Abo in dieser Rubrik. Ein Grund zu hoffen, dass seine Mannschaft nicht absteigt.

Quelle: ntv.de

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