Fußball

"Bis mir Blut aus den Ohren tropft" Wiese will um Nr. 1 kämpfen

Die Bundesliga-Saison ist abgepfiffen, die Nervenschlacht um den Stammplatz im deutschen WM-Tor eröffnet. Alle drei von Joachim Löw berufenen Keeper bringen sich zum Bundesliga-Abschluss mit guten Leistungen in Stellung - doch der Bremer Tim Wiese heizt die T-Frage zudem mit markigen Worten an.

Werder-Keeper Tim Wiese hat in Bremen eine starke Saison gespielt.

Werder-Keeper Tim Wiese hat in Bremen eine starke Saison gespielt.

(Foto: dpa)

Bremens Torwart Tim Wiese fühlt sich im Kampf um die Nummer 1 bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika gegenüber dem Schalker Manuel Neuer (24) und Bayern Münchens Meister-Keeper Hans-Jörg Butt (35) benachteiligt. "Ich gebe jede Woche eine Visitenkarte ab, aber ich habe keine Lobby in diesem Land", polterte der 28-Jährige kurz vor dem Start der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in die WM-Vorbereitung auf Südafrika.

Aufgeben will der Keeper aber keinesfalls, seine Kampfansage an die Konkurrenten um die Nummer 1 und auch Chefcoach Löw geriet regelrecht martialisch. "Trotzdem werde ich weiter kämpfen, bis mir das Blut aus den Ohren tropft", kündigte der Bremer an. Wiese konnte am letzten Bundesliga-Spieltag beim 1:1 gegen den HSV glänzen. Neuer hielt beim Schalker 0:0 in Mainz sogar einen Elfmeter. Und auch Butt präsentierte sich beim Münchner Titelgewinn in Berlin (3:1) absolut WM-reif.

"Ich kann nur meine Leistung von Woche zu Woche bestätigen, was ich immer mache", warb Wiese am Wochenende für sich. "Ich glaube schon, dass ich die Nummer 1 werden kann", erklärte der nach dem Ausfall des Leverkuseners René Adler als Favorit gehandelte Neuer. "Natürlich will man spielen, wenn man dabei ist", bekräftigte Außenseiter Butt, der sich als möglicher Dreifach-Titelträger mit dem FC Bayern in Position bringen könnte, seine Ambitionen. Die Wahl treffen allerdings nicht die Schlussmänner. "Die Entscheidung liegt natürlich bei Bundestrainer Joachim Löw und Torwarttrainer Andreas Köpke", stellte Neuer fest: "Da gilt es abzuwarten."

Die Konkurrenten Manuel Neuer (M) und Jörg Butt waren aber auch nicht wirklich schlecht.

Die Konkurrenten Manuel Neuer (M) und Jörg Butt waren aber auch nicht wirklich schlecht.

(Foto: dpa)

Löw und Köpke hatten bei der Nominierung des erweiterten WM-Kaders überraschend die Rangfolge von eins bis drei offen gelassen, wollen die Eindrücke in den drei WM-Testspielen und den Trainingslagern abwarten. "Wir haben nicht über eine Reihenfolge gesprochen", berichtete auch Butt nach seinem Telefonat mit Köpke. Der 35-Jährige, der schon bei der EM 2000 und der WM 2002 dritter Torwart war, würde trotz des Ehrgeizes zu spielen auch diese Rolle wieder annehmen, wie er in der "Bild am Sonntag" ankündigte: "Die Reihenfolge spielt keine Rolle. Ich werde alles für den Erfolg tun." Auch Wiese würde sich notgedrungen in die Reservistenrolle fügen, wie er versicherte: "Wenn Butt für die WM die Nummer eins wäre, würde ich gratulieren. Was soll ich sonst machen?"

Kahn erwartet Zweikampf

Ex-Titan Oliver Kahn erwartet, dass Neuer und Wiese die Nr. 1 unter sich ausmachen.

Ex-Titan Oliver Kahn erwartet, dass Neuer und Wiese die Nr. 1 unter sich ausmachen.

(Foto: dpa)

Ex-Nationaltorhüter Oliver Kahn erwartet ein Duell Neuer kontra Wiese, auch wenn Butt "eine Super-Saison gespielt" habe. "Ich denke, dass Jogi Löw Nummer 1 und Nummer 2 zwischen Wiese und Neuer ausmachen wird", sagte ZDF-Experte Kahn. "Das sind die Torhüter, die auch in den letzten ein, zwei Jahren bei der Nationalmannschaft dabei waren. Ich denke, dass einer der beiden letztendlich das Rennen macht." Beide hätten Klasse- Leistungen gebracht, aber auch Schwächephasen gehabt.

"Es ist sicherlich keine einfache Entscheidung für Joachim Löw", prophezeite Kahn, der damit rechnet, dass der Bundestrainer sie erst "sehr, sehr kurzfristig" vor dem WM-Start am 11. Juni fällen wird. Dafür spricht, dass alle drei Kandidaten zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten in das Wettrennen um die Nummer 1 starten. Nur Neuer ist vom Treffpunkt an diesem Mittwoch in Düsseldorf an dabei. Wiese stößt erst nach dem DFB-Pokalfinale zwischen Bremen und Bayern (15. Mai) sowie dem interessanten direkten Vergleich mit Butt am kommenden Samstag in Berlin zur DFB-Elf. Auf Butt muss Löw sogar bis zwei Tage nach dem Champions-League-Finale (22. Mai) warten.

"Ich weiß nicht, ob es ein Vorteil ist, als einziger Torwart von Beginn an dabei zu sein", sagte Neuer und erwartet, dass es mit Löw und Köpke nach der Zusammenkunft am Mittwoch "Gespräche geben wird". Der Schalker geht davon aus, dass die Entscheidung "jetzt noch nicht gefallen ist", zumal Wiese und Butt noch Spiele mit dem Verein bestreiten würden: "Dementsprechend würde das etwas irritieren."

Neuer kann immerhin am Donnerstag (18.00 Uhr) im Benefizspiel gegen Malta im Nationaltrikot vorlegen. Löw hat in Aachen nur 15 von 27 Akteuren aus dem WM-Kader zur Verfügung. Der Gladbacher Marco Reus, der als einer von fünf Perspektivspielern das Team gegen Malta auffüllen darf, ist wegen einer schweren Muskelverhärtung fraglich.

Quelle: ntv.de, dpa

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