Fußball

Cottbus triumphiert - und keiner geht hin Wollitz motzt über leere Ränge

Energie Cottbus erreicht mit einer tollen Leistung zum zweiten Mal nach 1997 das Halbfinale des DFB-Pokals. Trainer Claus-Dieter Wollitz war danach jedoch mächtig angefressen. Weil sich in der Lausitz kaum jemand für die Erfolge seiner Mannschaft interessiert.

Seine Spieler aber liebt er: Claus-Dieter Wollitz.

Seine Spieler aber liebt er: Claus-Dieter Wollitz.

(Foto: dapd)

Auf den Rängen drehten die Fans durch, die Spieler lagen sich singend in dem Armen - doch Claus-Dieter Wollitz war der Spaß vergangen. Statt sich über den Halbfinaleinzug im DFB-Pokal zu freuen, schimpfte der Trainer von Energie Cottbus über die eigenen Anhänger - mal wieder. "In jeder anderen Stadt ist so ein Spiel ausverkauft. Und zwar nicht einen Tag vor dem Spiel, sondern einen Tag nach der Auslosung", polterte Wollitz nach dem 1: 0 gegen die TSG Hoffenheim.

Nur 15.200 Zuschauer hatten sich im Stadion der Freundschaft eingefunden, etwa 7000 Plätze blieben unbesetzt. Wollitz verstand die Welt nicht mehr und dozierte noch weit über eine Stunde nach dem Abpfiff: "Ich kenne es so, dass Stadien ausverkauft sind, wenn man erfolgreich ist und eine hohe Identifikation mit dem Verein herrscht." Wollitz hatte sich in den vergangenen Monaten nach Ausschreitungen Cottbuser Anhänger bei Auswärtsspielen mehrfach heftig mit den eigenen Fans angelegt und deswegen lange mit einer Vertragsverlängerung in der Lausitz gezögert.

"Warum ist das Stadion nicht ausverkauft?"

Der Pokal, führte Wollitz nun aus, sei der attraktivste Wettbewerb, den man in Deutschland habe. Und selbst gegen Freiburg in der zweiten Runde hätten sich nur 8000 Zuschauer im Stadion verloren. "Vor 14 Jahren im Halbfinale gegen Karlsruhe war das hier ein Sportplatz mit einer Tribüne, und da waren 20.000 Leute hier", sagte Wollitz. "Heute haben wir ein schönes Stadion, warum ist das nicht ausverkauft?"

"Ich kenne es so, dass Stadien ausverkauft sind, wenn man erfolgreich ist und eine hohe Identifikation mit dem Verein herrscht."

"Ich kenne es so, dass Stadien ausverkauft sind, wenn man erfolgreich ist und eine hohe Identifikation mit dem Verein herrscht."

(Foto: dpa)

Rainer Milkoreit, Präsident des Nordostdeutschen-Fußball-Verbandes (NOFV), kann Wollitz' Ärger verstehen. "Die Kulisse war nicht dem Anlass entsprechend. Cottbus hat es verdient, vor ausverkauftem Haus zu spielen", sagte der Funktionär. "Wenn man schon soweit kommt und einen attraktiven Gegner bekommt, dann müssen die Leute verrückt nach dem Spiel sein." Milkoreit selbst war allerdings auch nicht im Stadion, er hatte andere Verplichtungen, verfolgte die Partie aber über sein Mobiltelefon. Der Thüringer setzt nun auf eine Initialzündung : "Ich hoffe, dass das Cottbus die Moral und den Schub gibt, in der zweiten Liga am Ende Erster oder Zweiter zu werden."

"Spieler leben den Verein - absolut einzigartig"

Das Projekt Aufstieg will Wollitz trotz der bisher stattlichen Pokaleinnahmen von etwa vier Millionen Euro mit einer unveränderten Mannschaft angehen. "Warum soll ich mir dieses Kollektiv, diese Kameradschaft kaputt machen? Wenn hier keiner weggekauft wird, tut sich nichts." So sauer der 45-Jährige über das mangelnde Interesse auch war, so stolz redete er über sein Team. "Die Spieler leben den Verein. Das ist absolut einzigartig", sagte Wollitz. Gern informierte der einstige Spielmacher darüber, wie er neulich eine Spätvorstellung im Kino sausen ließ, weil er mitbekommen hatte, dass 15 Spieler ebenfalls dort hin wollten: "Ich bin nicht gegangen. Nachher denken sie noch, ich kontrolliere sie."

Die Cottbuser Elf wusste auf dem äußerst schlechten Platz durchaus zu gefallen und war über weite Strecken des Spiels die bessere Mannschaft. Flügelstürmer Jules Reimerink wirbelte erstklassig auf der rechten Seite, nachdem ihn sich Wollitz zuvor zur Brust genommen hatte: "Nachdem Hoffenheim Ryan Babel geholt hatte, habe ich ihm gesagt: Ich will, dass du der Niederländer bist, über den nach dem Spiel alle schreiben."

Der Plan des Trainers ging auf, Reimerink bereitete das goldene Tor durch Joker Jiayi Shao vor. Die meisten Energie-Spieler wünschen sich ein Heimspiel gegen den MSV Duisburg im Halbfinale. Sollte Cottbus zum zweiten Mal nach 1997 das Pokalfinale erreichen, droht Wollitz allerdings wieder Ärger mit den Fans: "Dann sind die, die jetzt nicht da waren, nämlich sauer, wenn sie keine Karte bekommen."

Quelle: ntv.de, sid

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