Fußball

Die spielende Barça-Legende Xavi macht sich unsterblich

Er ist seit Jahren Herz und Hirn des FC Barcelona und bestimmt auch in Spaniens Nationalmannschaft Rhythmus und Richtung des Spiels. Allüren sind Xavi Hernandez dennoch fremd. Der 30-Jährige ist ein schüchterner Star und wird es bleiben, auch wenn er ab sofort Rekordspieler der Katalanen ist.

Das Mittelfeld des FC Barcelona ist ohne Xavi Hernandez nicht denkbar.

Das Mittelfeld des FC Barcelona ist ohne Xavi Hernandez nicht denkbar.

(Foto: dpa)

Als Xavi noch ein Kind war, schickten ihn die Eltern oft los, um Brot fürs Abendessen zu kaufen. Nicht selten kehrte er mit leeren Händen zurück. "Die Bäckerei war schon zu", war dann seine Ausrede. In Wirklichkeit hatte er sich - mal wieder - von seinen Freunden in Terrassa zu einem Fußballspiel auf dem Bolzplatz überreden lassen. Auch seine kleine Schwester Ariadna, die klasse mit dem linken Fuß schießen konnte, war oft mit von der Partie.

Vor allem Xavi bewies aber schon damals mit seiner uneigennützigen Spielweise sein Riesentalent. "Alle Jungs wollten nur nach vorne stürmen und selbst ein Tor schießen – mit Ausnahme von Xavi. Der hat aus der zweiten Reihe die Zuspiele geliefert und Gegenangriffe schon weit vorne gestoppt", erinnerte sich sein Vater Joaquín vor Jahren im "Kicker" an Partien seines Sohnes in jungen Jahren.

Der 30-Jährige glänzt als ballsicherer Ballverteiler.

Der 30-Jährige glänzt als ballsicherer Ballverteiler.

(Foto: dpa)

Heute, mit 30 Jahren, wird diese Spielweise längst weltweit geschätzt. Der Spielmacher des FC Barcelona und der spanischen Nationalmannschaft gilt dank seiner perfekten Ballbehandlung und Übersicht als einer der besten Fußballer der Welt. Und bei den Katalanen ist er nun auch der Profi mit den meisten Pflichtspielen in der 111-jährigen Vereinsgeschichte: Seine 550. Partie bestritt er am Mittwochabend im Pokal bei Athletic Bilbao (1:1). Der nur 1,70 Meter große Mittelfeldregisseur brach damit den Rekord von Miguel Bernardo Bianquetti (549), ein rüder Innenverteidiger, der den Beinamen "Tarzan" trug und von 1973 bis 1988 für die Katalanen spielte. "Ich bin stolz, dieses Trikot tragen zu dürfen", sagte Xavi gewohnt bescheiden nach der Partie, in der sich Barça nach dem 0:0 im Hinspiel mühsam für das Viertelfinale qualifizierte.

Dirigent des "tiqui-taca"

Xavier Hernández i Creus, so sein vollständiger Name, wurde in Terrassa geboren, wuchs aber im 30 Kilometer entfernten Barcelona, der Hauptstadt Kataloniens, auf. Die Fußballbegeisterung hat er von Vater Joaquín, der selbst bei kleineren Vereinen spielte und später Trainer war. Ein Späher des FC Barcelona holte Xavi als Elfjährigen in die Kaderschmiede des Clubs, La Masía. Bereits mit 18 ließ ihn der damalige Coach Louis van Gaal in der ersten Mannschaft debütieren, zehn Jahre später übernahm Xavi als großer Organisator die Rolle des heutigen Trainers Josep Guardiola auf dem Spielfeld. Fünf Meisterschaften und zwei Champions-League-Titel gewann der 30-Jährige bereits mit den Katalanen.

Mit 30 Jahren ist Xavi eine Legende bei den ruhmreichen Katalanen.

Mit 30 Jahren ist Xavi eine Legende bei den ruhmreichen Katalanen.

(Foto: dpa)

Auf dem Rasen ist Xavi nicht nur der Spieler, "der alles sieht und alles kontrolliert" ("Sport"), er ist bei Barça und in der "Selección" auch der Dirigent des "tiqui-taca", dem kunstvollen Kombinationsspiel, das die Rivalen verzweifeln lässt. Fehlpässe von ihm sind genauso selten wie Ballverluste. Seine einzigen Schwächen sind das Kopfballspiel und der Torabschluss, den er viel zu selten sucht. Noch immer setzt er, wie schon als Kind, lieber seine Kollegen in Szene: "Ich müsste mehr Tore erzielen. Aber wenn ich an den Strafraum komme, entscheide ich mich fast immer für ein Zuspiel und nicht für einen Torschuss."

Das lässt sich verschmerzen, weil Xavis Zuspiele Waffen sind und gegnerische Abwehrreihen reihenweise aushebeln. Im EM-Endspiel 2008 in Wien gab er Fernando Torres den entscheidenden Pass zum 1:0-Sieg über Deutschland, doch Lob für seine Spielkunst gibt er gern zurück: "Meine Mitspieler sind es, die mich meinen Job gut machen lassen. In einem schwächeren Verein würde man mich nicht für einen so guten Fußballer halten." In diesem Jahr ist der Europa- und Weltmeister einer der drei Anwärter auf den Titel des Weltfußballers 2010 - die anderen zwei sind seine Barça-Kollegen Andrés Iniesta und Lionel Messi.

Unersetzlich, überspielt

Krönung einer grandiosen Karriere: In Südafrika führte Xavi Spanien zum WM-Titel.

Krönung einer grandiosen Karriere: In Südafrika führte Xavi Spanien zum WM-Titel.

(Foto: dpa)

Mehr als persönliche Ehrungen und Rekorde wünscht sich Xavi Gesundheit, bekannte er nach der Partie in Bilbao: "Ich möchte noch viele Jahre für diesen Club spielen und hoffe bloß, dass ich von Verletzungen verschont bleibe." Trotz seiner erst 30 Jahre ist das keine Phrase, sondern bitterer Ernst. Der Fußball-Ästhet spielte damit nicht nur auf die Saison 2005/2006 an, als ihn ein Kreuzbandriss im rechten Knie außer Gefecht setzte. Es war vor allem ein Hinweis auf seine chronischen Achillessehnenbeschwerden als Folge seiner chronischen Überbelastung.

In den vergangenen vier Spielzeiten bestritt der unersetzliche Stratege stets mehr als 60 Pflichtspiele, in der WM-Saison sogar 71. Folge war eine langwierige Entzündung der Achillessehnen, die ihm in jedem Spiel Höllenqualen bereiteten. Manchmal, gestand der 30-Jährige im Herbst, hätte er sich am liebsten nach 20 Minuten auswechseln lassen, sogar die Freude am Fußball sei ihm abhanden gekommen. Die Schmerzen sind inzwischen abgeklungen, die Freude am Spiel zurück. Für Barcelona und die Nationalelf ist das ein Segen, denn gleichwertiger Ersatz steht nicht bereit. "Einen zweiten Xavi zu backen", hat Nationaltrainer Vicente del Bosque unlängst bekannt, "ist unmöglich."

Quelle: ntv.de, cwo/dpa

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