Stürmisch zum Startrekord Mainz rockt auch Hoffenheim
02.10.2010, 17:33 UhrDer Wahnsinn geht weiter: Gegen 1899 Hoffenheim feiert der FSV Mainz 05 in einem hochklassigen Duell den siebten Sieg im siebten Saisonspiel. Damit stellt der FSV den Bundesliga-Startrekord ein, verzückt in Person von Lewis Holtby den Bundestrainer und erhöht den Druck auf den FC Bayern. Für dessen Coach haben die Mainzer Fans milden Spott parat.

Die Mainzer Boyband mit Adam Szalai, Andre Schürrle und Lewis Holtby sorgte gegen Hoffenheim für drei der vier Mainzer Tore.
(Foto: dpa)
Das Sensationsteam FSV Mainz 05 hat seinen Triumphzug fortgesetzt und den Bundesliga-Startrekord von Meister Bayern München aus Saison 1995/96 und des 1. FC Kaiserslautern (2001/02) eingestellt. Das Team von Thomas Tuchel gewann mit 4:2 (1:1) gegen 1899 Hoffenheim und entschied damit auch das siebte Saisonspiel für sich. Durch den 50. Erfolg in der Bundesliga verteidigte der FSV zudem die Tabellenführung erfolgreich. Mit der Maximalausbeute von 21 Punkten bauten die Rheinhessen ihre Führung vor Borussia Dortmund (15) vorerst auf sechs Punkte aus. Die Westfalen empfangen am Sonntag die Münchner Bayern (8 Punkte) zum Spitzenspiel. Hoffenheim blieb dagegen nach drei Siegen zum Saisonstart nun schon zum vierten Mal in Folge ohne Sieg und ist mit elf Punkten Fünfter.
Sami Allagui (2.) und Adam Szalai (47.) brachten den FSV mit Blitztoren kurz nach dem Anpfiff und der Pause jeweils in Führung. Der überragende kommende Nationalspieler Lewis Holtby (59.), der an allen Mainzer Treffern beteiligt war, und Andre Schürrle per Foulelfmeter (74.) sorgten für die weiteren Tore. Demba Ba (41.) und der kurz zuvor eingewechselte Gylfi Sigurdsson per Freistoß (64. ) trafen für die Gäste, bei denen Josip Simunic nach einer Notbremse gegen Schürrle die Rote Karte (72.) sah.
Bundestrainer Joachim Löw sprach Holtby als Beobachter auf der Tribüne schon zur Pause ein Sonderlob aus: "Allein sein Pass vor dem 1:0 war das Eintrittsgeld wert. Den muss man erstmal spielen." Anschließend leitete Holtby im zweiten Durchgang auch das 2:1 der Mainzer ein, erzielte das 3:1 selbst und holte den Elfmeter zum 4:2 heraus. Die Mainzer Fans hatten schon während der Partie einen lieben Gruß an Bayern-Trainer Louis van Gaal parat. Sie schwenkten eine große Meisterschale mit dem Spruch: "Keine Angst Louis. Ist nur Pappe!"
Der eigene Coach Thomas Tuchel kletterte nach Spielende unter frenetischem Jubel der Mainzer Anhänger auf den Zaun vor der Fankurve und stimmte die schon obligatorische Humba an. "Normal gehört dieser Moment der Mannschaft. Wenn aber das ganze Stadion deinen Namen ruft, dann gebietet es der Anstand, dem nachzukommen."
Traumstart, Pech, Ausgleich, Traumstart
Nach dem Traumstart durch den dritten Saisontreffer von Allagui wirkte der FSV vor 20.300 Zuschauern im ausverkauften Bruchwegstadion zunächst etwas gehemmt. Stattdessen sorgte auf der Gegenseite vor allem Sejad Salihovic für Gefahr. Zunächst scheiterte er (17.) mit einem Distanzschuss an FSV-Torhüter Christian Wetklo, zehn Minuten später schoss er knapp über das Tor. Pech hatte Mainz, als Hoffenheims Schlussmann Tom Starke nach einem Freistoß von Christian Fuchs den Ball an den Innenpfosten lenkte (36.).
Tuchel hatte diesmal nicht groß rotiert. Im Vergleich zum 2:1-Sieg am vergangenen Samstag in München nahm der FSV-Trainer nur zwei Änderungen vor. Andre Schürrle und Radoslav Zabavnik rückten in die Anfangsformation. Mittelfeldregisseur Holtby, der in München zur Halbzeit wegen einer Wadenverhärtung hatte ausgewechselt werden müssen, spielte von Beginn an. Hoffenheims Trainer Ralf Rangnick änderte seine Startelf auf einer Position. Peniel Mlapa spielte für den verletzten Sebastian Rudy. Simunic, der beim 1:1 in Köln nach schwacher Leistung ausgewechselt worden war, bekam wieder das Vertrauen von Rangnick geschenkt.
In einer turbulenten zweiten Halbzeit sorgten Szalai und Holtby für die vermeintliche Entscheidung. Doch Hoffenheim kam durch Sigurdsson noch einmal in die Partie und gab sich in einem offenen Schlagabtausch nie geschlagen. Auch nicht, als Schürrle vom Elfmeterpunkt wieder den Zwei-Tore-Vorsprung herstellte.
Ein Sieg zur Ewigkeit
Mainz kann nun am nächsten Spieltag mit einem Sieg gegen den Hamburger SV alleiniger Bundesliga-Rekordhalter werden. Kaiserslautern hatte 2001 am 8. Spieltag mit 0:2 beim VfL Wolfsburg verloren, die Bayern unterlagen 1995 1:3 bei Borussia Dortmund. Beide Teams wurden übrigens nicht Deutscher Meister.
Die besten Bundesliga-Saisonstarts:
Mannschaft | Saison | Startsiege | Torverhältnis | |
1. FC Kaiserslautern | 2001/02 | 7 | 20:7 | +13 |
FC Bayern München | 1995/96 | 7 | 19:6 | +13 |
FSV Mainz 05 | 2010/11 | 7 | 18:7 | +11 |
FC Bayern München | 1998/99 | 6 | 15:3 | +13 |
FC Bayern München | 2005/06 | 6 | 15:3 | +12 |
FC Bayern München | 1984/85 | 6 | 16:5 | +11 |
Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa