Fußball

Zyklon in Fußballschuhen Gareth Bale lässt Werder zittern

Wenn Werder Bremen in London auf Tottenham Hotspur trifft, fürchten die Bremer vor allem den Zusammenstoß mit Gareth Bale. Der linke Flügelspieler hat sich mit seinen unwiderstehlichen Tempodribblings gegen Inter Mailand ins europäische Rampenlicht gespielt. Dass ausgerechnet Werders Wackelabwehr ihn bändigen kann, scheint ausgeschlossen.

Urgewalt auf dem Rasen: Gareth Bale spielt bislang eine überragende Saison für Tottenham.

Urgewalt auf dem Rasen: Gareth Bale spielt bislang eine überragende Saison für Tottenham.

(Foto: REUTERS)

Als vor drei Wochen in den Jubel an der Londoner White Hart Lane der Schlusspfiff einer wahrhaft denkwürdigen Partie ertönte, gab es für die Presse kein Halten mehr. Mit Oden huldigten die englischen Medien jenem jungem Mann, der gefühlt im Alleingang zu Tottenhams 3:1-Sieg in der Champions League über Titelverteidiger Inter Mailand beigetragen hatte. Und die internationale Presse gesellte sich verzückt in den Chor der Belobigungen.

"Bale Force - Gareth fegt die Champions weg", jubilierte das um Superlative nie verlegene englische Boulevard-Blatt "The Sun" am nächsten Tag auf seiner Titelseite. "Er war absolut brillant – er hat Maicon verschlungen", stimmte die französische "L'Equipe" ein, nur um von "Marca" aus Spanien noch getoppt zu werden: "Die Spurs wurden von einem 'Galactico' namens Bale angeführt. Er galoppierte den Flügel rauf und runter und präsentierte seinen Mitspielern die Tore auf dem Silbertablett."

Inters anerkannten Weltklasse-Rechtsverteidiger Maicon degradierte Bale zum staunenden Statisten.

Inters anerkannten Weltklasse-Rechtsverteidiger Maicon degradierte Bale zum staunenden Statisten.

(Foto: REUTERS)

Es war ein Wettstreit der warmen Worte, und der Sieger hieß Gareth Bale. Der Mann des Spiels an einem Abend, wie das altehrwürdige Tottenham-Stadion noch nicht viele erlebt hat. Einen Treffer hatte der walisische Flügelspieler anders als im Hinspiel in Mailand diesmal zwar nicht erzielt, als ihm im San Siro dank seines präzisen Abschlusses der wertloseste lupenreine Hattrick der Champions-League-Geschichte gelungen war. Abgesehen davon zeigte der 21-Jährige gegen Inters Weltklasse-Rechtsverteidiger Maicon aber das gesamte Repertoire seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten. Und Maicon schmerzhaft seine Grenzen auf.

Dauerdribblings im Sprinttempo

Bale kann mit dem Ball am Fuß in höchstem Tempo dribbeln, Bale kann seine Gegenspieler im Eins gegen Eins auf verschiedene Arten virtuos ausspielen und weiß anschließend auch etwas mit dem Platz anzufangen. Seine Flanken sind Präzisionswaffen. Bale kann aber auch sprinten wie ein Leichtathlet und das 90 Minuten lang, er ist unermüdlich und legt sich den Ball gern 20 Meter vor, um die gegnerische Abwehr dann locker zu überlaufen. Trotz seiner erst 21 Jahre ist er auf dem Platz bereits eine Urgewalt, wie man sie im internationalen Fußball lange nicht mehr gesehen hat.

"Tottenham hat einen Zyklon auf dem linken Flügel namens Gareth Bale. (…) Er vereint die Größe und Statur eines 800-Meter-Läufers wie Steve Ovett mit der Beschleunigung und der Direktheit eines Rugby-Wingers wie Bryan Habana", schwärmte "El Mundo" nach seiner herausragenden Leistung gegen Inter Mailand und ernannte Bale "zur größten Sensation" der noch jungen Champions-League-Saison. Wie der junge Waliser den Brasilianer Maicon immer wieder vorführte und zwei der drei Tottenham-Tore vorbereitete – jenen Maicon, der immerhin vielerorts als bester Rechtsverteidiger der Welt gelobt wird -  rechtfertigte alle Lobhudeleien.

Hochbegabter Unglücksrabe

Seinen Marktwert hat Bale in dieser Saison vervielfacht.

Seinen Marktwert hat Bale in dieser Saison vervielfacht.

(Foto: REUTERS)

Als Hochbegabter gilt Bale schon lange. Im April 2006 debütierte er mit 16 Jahren in der zweithöchsten englischen Spielklasse für den FC Southampton und war in seiner ersten Profisaison einer der kreativsten und torgefährlichsten Spieler der "Saints", als Linksverteidiger. Im Mai 2006 durfte er erstmals für sein Heimatland auflaufen, am 7. Oktober erzielte er sein erstes Tor für Wales, natürlich jeweils als jüngster Nationalspieler der stolzen walisischen Fußballgeschichte.

Obwohl ihm mit 17 Jahren Sir Alex Ferguson den Hof machte, wechselte er statt zu Manchester United lieber zu Tottenham Hotspur, der größeren Einsatzchancen wegen. Und obwohl er bei Tottenham tatsächlich regelmäßig spielte und in den ersten drei Ligaspielen zweimal traf, wurde er von den Fans und der Presse bald wahlweise mitleidig oder schief angeschaut. Denn wenn Bale spielte, gewann Tottenham in der Liga nie. Und nie heißt wirklich nie. 24 Mal lief Bale zwischen August 2007 und September 2009 für Tottenham in der Premier League auf, 24 Mal gewannen die Londoner nicht. Ein Negativ-Rekord für die Ewigkeit, den zahllose Verletzungen nicht erträglicher machten.

Bann bricht gegen Burnley

Doch der Bann brach eher als das Vertrauen von Trainer Harry Redknapp in den jungen Waliser, am 26. September 2009. Beim Stand von 4:0 für Tottenham gegen den FC Burnley wurde Bale in der 85. Minute eingewechselt, die Spurs siegten mit 5:0 und qualifizierten sich am Saisonende erstmals in der Vereinsgeschichte für die Champions League. Sie ist die angemessene Bühne für das große Talent des Walisers, der seine unwiderstehlichen Flankenläufe inzwischen nicht mehr aus der Viererabwehrkette, sondern aus Tottenhams Mittelfeld starten kann. In 19 Saisonspielen hat er bereits neun Tore erzielt, er gilt als legitimer Nachfolger von Ryan Giggs. Neben Last-Minute-Schnäppchen Rafael van der Vaart ist Bale bisher der Spieler der Saison bei den Spurs.

Wenn "Voetbal International" aus den Niederlanden feststellt, Tottenham habe mit Bale "eine Goldmine" im Team, dann bezieht sich das längst nicht mehr nur auf sein Talent. Die Großklubs und mit Ölmillionen aufgepäppelten Vereine in Barcelona, Manchester, Mailand und London haben den Flügelspieler längst auf ihren Einkaufslisten, als Ablösesumme wird über 40 Millionen Euro aufwärts spekuliert. Werder Bremen wird gewarnt sein und dankbar, dass Bale über links angreift. Schließlich gilt die rechte Bremer Abwehrseite noch als besserer zweier schlechter. Allerdings: Inters Maicon wusste vorher auch, was auf ihn zukommt. Geholfen hat es ihm nicht.

Quelle: ntv.de

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