Fußball

CL: Barcelona feiert im Bernabeu Messi bestraft Reals Anti-Fußball

Siegreiche Schönspieler: Die Barca-Profis feiern den Sieg über Erzrivale Real Madrid.

Siegreiche Schönspieler: Die Barca-Profis feiern den Sieg über Erzrivale Real Madrid.

(Foto: AP)

Der FC Barcelona wird das Finale der Champions League erreichen, alles andere wäre ein Fußballwunder. Im ersten Halbfinal-Clásico bei Real Madrid triumphieren die Katalanen dank Lionel Messi. Der Sieg für Barcelona ist auch ein Sieg für den Fußball, den Mourinhos Madrid fast völlig verweigert.

Mann des Spiels: Lionel Messi schoss im Madrider Bernabeu-Stadion zwei Tore - für Barcelona.

Mann des Spiels: Lionel Messi schoss im Madrider Bernabeu-Stadion zwei Tore - für Barcelona.

(Foto: AP)

Der FC Barcelona ist auf dem besten Weg, erfolgreich Rache am Anti-Fußball von Jose Mourinho zu nehmen. Mit einem Doppelpack ebnete Weltfußballer Lionel Messi den Katalanen beim 2:0 (0:0) im Hassgipfel bei Real Madrid schon im Hinspiel den Weg ins Endspiel der Champions League. Der argentinische Superstar entschied den dritten Teil im Klassiker-Marathon Real gegen Barça mit seinen Champions-League-Toren zehn und elf im Alleingang (76./87.) und verschaffte seinem Team die perfekte Ausgangsposition für das Rückspiel am 3. Mai. Im Vorjahr war Barcelona im Halbfinale noch äußerst unglücklich an Mourinhos damaligem Team Inter Mailand gescheitert.

Reals Mittelfeldass Mesut Özil musste in dem über weite Strecken unspektakulären Geduldsspiel mit zahlreichen hässlichen Fouls, in dem Real Fußball weitgehend verweigerte und nur auf ein 0:0 aus war, nach einer ganz schwachen Leistung bereits zur Halbzeit raus. Der souveräne deutsche Schiedsrichter Wolfgang Stark war neben Messi bester Mann auf dem Platz. Der Bankkaufmann aus Ergolding hatte die hitzige Partie sicher im Griff und verteilte zwei Rote Karten für Barcas Ersatzkeeper José Pinto (45.+2) und Reals Abwehr-As Pepe (60.) sowie einen Platzverweis für Real-Coach Mourinho.

Mourinho pöbelt wieder

Real-Coach Jose Mourinho wurde nach einer höhnischen Geste Richtung Referee Stark auf die Tribüne verbannt und gerierte sich anschließend wieder als Opfer böser Mächte.

Real-Coach Jose Mourinho wurde nach einer höhnischen Geste Richtung Referee Stark auf die Tribüne verbannt und gerierte sich anschließend wieder als Opfer böser Mächte.

(Foto: AP)

Nach der Begegnung, die für DFB-Sportdirektor Matthias Sammer zeitweise an ein Skandalspiel grenzte, untersagten Delegierte der Europäischen Fußball-Union (Uefa) den Trainern beider Mannschaften zunächst, Interviews zu geben. Zu aufgeheizt war die Stimmung zwischen den ewigen Rivalen. Nach dem 1:1 in der Liga und Reals 1:0-Triumph im Pokalfinale wird die dritte Auflage wohl ein Nachspiel haben. Reals Coach José Mourinho, wegen einer Unbeherrschtheit in der 62. Minute auf die Tribüne verwiesen, muss sogar mit einer Sperre für das Rückspiel rechnen.

Auf der Pressekonferenz verfiel der Portugiese dann in die für ihn typischen Pöbeleien über den Gegner und die Referees und unterstellte der Uefa unverhohlen eine Verschwörung zugunsten des FC Barcelona. "Wenn ich (zum Schiedsrichter) und zu der Uefa sagen würde, was ich denke und fühle, würde meine Karriere heute enden", sagte Mourinho nach der Partie. "Eines Tages hoffe ich eine Antwort auf die Frage zu bekommen: Warum?" Der Real-Coach empörte sich vor allem über die Leistung von Referee Stark: "Warum hat er in einem ausgeglichenen Spiel so gehandelt, wie er es getan hat?"

Der unglaubliche Lionel Messi erzielte gegen Real seine Saisontore Nr. 51 und 52.

Der unglaubliche Lionel Messi erzielte gegen Real seine Saisontore Nr. 51 und 52.

(Foto: REUTERS)

Barça-Coach Pep Guardiola wollte auf die Kommentare von Mourinho hingegen nicht eingehen. "Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht", sagte er und lobte die Torjägerqualitäten von Lionel Messi als "unglaublich".

Königlicher Mauerfußball

Der dritte von vier Clásicos innerhalb von zweieinhalb Wochen hatte vor 71.000 Zuschauern im Bernabéu-Stadion mit Gourmetfußball nichts zu tun. Barca setzte auch ohne den verletzten Feingeist Andres Iniesta (Wadenverletzung) auf seinen bewährten Ballbesitzfußball, übernahm schnell die Initiative, verfing sich aber immer wieder im dichten Defensivnetz der "Königlichen". Real beschränkte sich auf taktisch disziplinierte Abwehrarbeit und fand in der Offensive praktisch nicht statt.

Einzige Sehenswürdigkeiten der ersten halben Stunde waren der knapp verzogene Schuss von Barcelonas Stürmer David Villa (11.) aus 18 Metern und die Möglichkeit von Xavi (25.), der nach einem tollen Pass von Lionel Messi aus acht Metern an Real-Keeper Iker Casillas scheiterte.

Pfiffe für Reals Mourinho

Die nur aufs Zerstören ausgelegte Strategie von Reals Coach Mourinho riss sogar das heimische Publikum zu Pfiffen hin. Spaniens Rekordmeister wollte den Erzrivalen mit gruppendynamischer Defensivarbeit zermürben und dann mit zunehmender Spieldauer das eigene Offensivpotenzial ausspielen. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte wären die Gastgeber für ihre passive und destruktive Spielweise sogar fast belohnt worden. Barcas Torhüter Victor Valdes konnte den flatternden Distanzschuss von Cristiano Ronaldo nur mit Mühe abklatschen - der blasse Özil wurde beim Nachfassen aus guter Position zurecht wegen Abseits zurückgepfiffen, sein schwacher Schuss wäre ohnehin nicht drin gewesen.

Sekunden nach dem Halbzeitpfiff hatte Wolfgang Stark die kniffligste Situation der gesamten Partie zu lösen. Bei Wortgefechten und Handgreiflichkeiten zwischen beiden Teams verlor Pinto die Nerven und wurde von Stark noch in der Pause mit einer Roten Karte bestraft. Dabei war der Unparteiische von der Madrider Sportpresse vor dem Spiel noch scharf angegangen worden, weil er einmal anerkennend über Messi geäußert hatte ("Es ist ein Vergnügen, ihn spielen zu sehen").

Messi lässt den Fußball siegen

Real Madrids Pepe trat sich in der 60. Minute mit einem brutalen Foul aus dem Spiel.

Real Madrids Pepe trat sich in der 60. Minute mit einem brutalen Foul aus dem Spiel.

(Foto: REUTERS)

Ein Vergnügen war die Begegnung aber auch in den zweiten 45 Minuten nicht. Die Katalanen, als Tabellenführer der Primera Division schon acht Punkte vor Real und damit vor dem 21. Meistertitel, bemühten sich weiterhin, Fußball zu spielen, fanden aber zunächst keine offensiven Antworten auf das Abwehrsystem der Madrilenen.

Nach dem Platzverweis für Pepe (60.), der Barcelonas Dani Alves brutal umtrat, stellte Real selbst die kleinsten Offensivbemühungen wieder ein. Auch der aufgeregte Real-Coach Mourinho (62.) musste wegen einer Unbeherrschtheit auf die Tribüne. Villa und Pedro vergaben in der 68. Minute klare Möglichkeiten für die Gäste, ehe Messi mit seinen 51. und 52. Pflichtspieltreffern dieser Saison zum Matchwinner avancierte.

Real Madrid - FC Barcelona 0:2 (0:0)

Tore: 0:1 Messi (76.), 0:2 Messi (87.)

Rote Karten: Jose Pinto (Barcelona) nach einer Tätlichkeit (45.+2), Pepe wegen groben Foulspiels (60.)

Madrid: Casillas - Arbeloa, Sergio Ramos, Albiol, Marcelo -  Diarra, Pepe, Xabi Alonso - Özil (46. Adebayor), Christiano  Ronaldo, Di Maria
Barcelona: Valdes - Alves, Pique, Mascherano, Puyol - Xavi,  Busquets, Keita - Villa (90.+1 Roberto), Messi, Pedro (71. Afellay)

Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Ergolding)
Zuschauer: 71.657 (ausverkauft)

Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid

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