Fußball

Stevens ein Nachfolge-Kandidat HSV feuert Coach Oenning

Der Ex-Trainer zeigt die Richtung an: Mit Oenning auf der Bank ging es beim Hamburger SV rasant bergab.

Der Ex-Trainer zeigt die Richtung an: Mit Oenning auf der Bank ging es beim Hamburger SV rasant bergab.

(Foto: dapd)

Allen Treueschwüren zum Trotz ist Michael Oenning nicht länger Trainer des Hamburger SV. Ein Punkt aus sechs Spielen ist dem Bundesliga-Dino und Tabellenletzten doch zu wenig, um dem glücklosen Coach die angekündigte letzte Bewährungschance zu geben. Als Nachfolger wird Huub Stevens gehandelt. Abgeneigt wäre der nicht.

Fußball-Bundesligist Hamburger SV hat sich mit sofortiger Wirkung von seinem Cheftrainer Michael Oenning getrennt. "In den letzten zwei Tagen nach der 0:1-Niederlage gegen Mönchengladbach und nach vielen intensiven Gesprächen sind wir zu der Überzeugung gekommen, dass wir diese Entscheidung treffen mussten. Wir werden uns ab heute intensiv mit der Nachfolge von Michael Oenning beschäftigen", sagte Sportdirektor Frank Arnesen.

Zum Schluss noch eine Phrase: Die Zeit von Michael Oenning beim Hamburger SV ist abgelaufen.

Zum Schluss noch eine Phrase: Die Zeit von Michael Oenning beim Hamburger SV ist abgelaufen.

(Foto: dpa)

Damit setzt sich die Serie der vorzeitigen Trainer-Entlassungen beim norddeutschen Bundesliga-Dino fort. Der Ex-Nürnberger Oenning, der erst am 13. März die Nachfolge von Armin Veh angetreten hatte, ist binnen acht Jahren der zehnte Fußball-Lehrer, dessen Engagement bei den Hanseaten vorzeitig beendet wurde. In 14 Pflichtspielen als Chefcoach konnte er lediglich einen Sieg feiern - bei seinem Debüt am 19. März 2011, als ein 6:2-Kantersieg gegen Köln gelang. Mit nur einem Punkt aus sechs Begegnungen dieser Saison ist der HSV Tabellenletzter.

Am Sonntag noch ein gutes Gefühl

Trotzdem hatte Sportchef Arnesen nach dem 0:1 gegen Borussia Mönchengladbach noch am Samstag versichert: "Michael Oenning wird auch beim nächsten Spiel am Freitag in Stuttgart unser Trainer sein. Diese Entscheidung kann ich guten Gewissens vertreten." Die Kehrtwende beim HSV lässt auch den wankelmütigen Arnesen als Verlierer zurück, der die ursprüngliche Interimslösung Oenning erst fest verpflichtet, dann trotz ausbleibender Siege gestützt und nun trotz gegenteiliger Ankündigungen gefeuert hat.

"Am Sonntag hatte ich noch ein gutes Gefühl. Aber Fußball ist so: Nach zwei Tagen musst du nicht mit dem Herzen denken, sondern mit dem Verstand", verteidigte Arnesen auf einer Pressekonferenz das Vorgehen des Vereins. "Es geht nicht um Frank Arnesen, nicht um Michael Oenning, sondern nur um den HSV. Und ich weiß, dass wir in einer prekären Situation sind", betonte der Däne.

Stevens wäre nicht abgeneigt

Der Tabellenletzte sucht schon intensiv einen Nachfolger. Vorerst wird Rodolfo Cardoso, Coach des Regionalliga-Teams des HSV, als Interimstrainer die angeschlagenen Profis betreuen. "Rodolfo hat unsere volle Unterstützung", sagte Arnesen. Da der Argentinier aber keine A-Lizenz besitzt, kann er nur vorübergehend in die Bresche springen. Als heiße Kandidaten gehandelt werden Huub Stevens, der im Jahr 2007 schon einmal als HSV-Retter eingesprungen war, sowie der frühere HSV-Torjäger Horst Hrubesch und der Schweizer Marcel Koller.

Stevens signalisierte Bereitschaft, erneut an die Elbe zu kommen. "Ich bin frei. Jeder kann mich anrufen. Ich hatte eine wunderbare Zeit in Hamburg und habe den HSV ein Stück weit in mein Herz geschlossen", sagte er der "Hamburger Morgenpost". "Ich fühle mich hervorragend und bin bereit für neue Aufgaben." Und er erfüllt ein wichtiges Merkmal. "Der neue Trainer muss Deutsch sprechen", forderte Arnesen und beteuerte, bisher mit keinem Kandidaten gesprochen zu haben.

Prophet Seeler behält Recht

Überraschend kam Oennings Entlassung trotz der Treueschwüre nicht mehr. HSV-Idol Uwe Seeler hatte sie nach der Pleite gegen Gladbach sogar indirekt gefordert: "Es wird nicht besser, es wird immer schlechter. Jetzt muss man sehr genau abwägen, wann und wie man entscheidet. Die Mechanismen im Bundesliga-Fußball sind automatisch, wenn man nicht absteigen will."

Seeler hatte allerdings nicht nur den Trainer als Sündenbock ausgemacht: "Die älteren Spieler haben die Mannschaft auch nicht im Griff. Wir haben mit Marcell Jansen, Mladen Petric, Heiko Westermann, Dennis Aogo, David Jarolim und Paolo Guerrero sechs erfahrene Spieler im Team. Das sind alles keine Anfänger, sie müssen das Heft in die Hand nehmen und die jungen Spieler führen. Wenn die nicht in die Socken kommen, dann wird es für den HSV furchtbar schwer." Auch ohne Oenning.

Quelle: ntv.de, dpa/sid

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