Fußball

Präsidenten-Posse in Köln Overath-Abgang schockt FC-Profis

Unter Tränen verkündete Kölns Präsident Wolfgang Overath nach sieben Jahren seinen Rücktritt.

Unter Tränen verkündete Kölns Präsident Wolfgang Overath nach sieben Jahren seinen Rücktritt.

(Foto: dpa)

Die Ära von Wolfgang Overath als Präsident des 1. FC Köln endet im Chaos. Der überraschende Rücktritt der FC-Legende wird von Handgreiflichkeiten und Beschimpfungen begleitet und lässt die Mannschaft sprachlos zurück. Coach Stale Solbakken fürchtet neue Unruhe im ohnehin nervösen Umfeld.

Der überraschende Rücktritt von Präsident Wolfgang Overath hat die Profis des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln völlig unerwartet getroffen. "Für die ganze Mannschaft war es ein Schock. Wir waren sprachlos, hatten nicht mit dieser Entscheidung gerechnet", sagte Vize-Kapitän Sascha Riether dem Sport-Informations-Dienst (SID).

Riether zeigte sich vor allem über den Zeitpunkt des Rücktritts irritiert, da der FC zuletzt sportlich einen Aufwärtstrend gezeigt hatte: "Es ist sehr verwunderlich, dass diese Entscheidung passiert ist, gerade aufgrund der Situation, die wir jetzt haben. Wir haben gedacht, jetzt gibt es ein wenig Ruhe, dann kommt der nächste Schock. Das müssen wir erst einmal verkraften."

Dem Verein, den in den letzten Wochen auch Wechselgerüchte um Starstürmer Lukas Podolski in Aufregung versetzt hatten, beschert Overath einen neuen Brandherd. Coach Stale Solbakken rechnet mit einer schwierigen Phase: "Wir wissen, dass es in den kommenden Tage mehr Unruhe geben wird", sagte der Norweger, zeigte aber gleichzeitig Verständnis für Overath: "Er hat eine große Geschichte als Spieler und Kapitän des FC, der Verein hat ihm viel zu verdanken. Er hat über viele Jahre einen guten Job gemacht, seinen Schritt muss man akzeptieren."

Rücktritt im Chaos

Am Ende war Wolfgang Overath nur noch zermürbt von Grabenkämpfen und unaufhörlicher Kritik an seiner Präsidentschaft. Resigniert, unter Tränen und auch mit spürbarem Zorn zog er sich nach mehr als sieben Jahren an der Spitze des 1. FC Köln zurück. Um 20.08 Uhr endete am Sonntagabend die Ära Overath - auf einer Mitgliederversammlung, die bisweilen chaotisch verlief und von Handgreiflichkeiten, wüsten Beschimpfungen und hochkochenden Emotionen begleitetet wurde.

Der 68-jährige Overath hinterlässt ein schwieriges Erbe.

Der 68-jährige Overath hinterlässt ein schwieriges Erbe.

(Foto: dpa)

Die Bilanz von Overath fällt gemischt aus. In seiner Amtszeit wurde der Kölner Volksheld Lukas Podolski erst verkauft und dann zurückgeholt, die Mitgliederzahlen stiegen von 16.000 auf fast 56.000, aber auch die Schulden auf 30 Millionen Euro. Immer wieder zog sich Overath den Unmut der Fans zu, zuletzt mit der unglücklichen Demontage von Frank Schaefer als Köln-Trainer. Sechs Trainer verschliss der FC insgesamt unter Overaths.

Neuer Boss erst 2012

Kommissarisch leiten nun Werner Wolf, Sprecher der Geschäftsführung einer Braugruppe (Bitburger), und Josef Sanktjohanser (Vorstandsmitglied der REWE-Group) als neuer Chef und Stellvertreter des FC-Verwaltungsrats die Geschicke. Kölns früherer Oberbürgermeister Fritz Schramma wurde erst im zweiten Wahlgang wieder in das Kontrollorgan gewählt, sein Nachfolger Jürgen Roters erhielt schon im ersten Anlauf die nötige Stimmenzahl.

"Zeitnah" muss nun eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen werden, die aber mit hoher Wahrscheinlichkeit erst im neuen Jahr stattfindet. Der Verwaltungsrat schlägt den neuen Vorstand und auch einen neuen Präsidenten vor. Der "Kicker" brachte Geschäftsführer Claus Horstmann als hauptamtlichen Chef ins Gespräch. Die Amtszeit der Neuen dauert bis 2013. Dann dürfen die Mitglieder ihr Votum erneut abgeben und bestimmen für vier Jahre, wer an der Spitze des Geißbock-Clubs steht.

Quelle: ntv.de, dpa/sid

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