Burgfriede, Freude, Eierkuchen Lahm entschuldigt sich
09.11.2009, 17:15 Uhr"High noon" an der Säbener Straße: Um zwölf Uhr mittags wurde Philipp Lahm auf dem Gelände des FC Bayern erwartet. Nicht zum Training, sondern zum Rapport. Heraus kam - laut Pressemitteilung des Klubs - eine Entschuldigung.

Angeblich einsichtig: Philipp Lahm.
(Foto: AP)
Zwei Tage, nachdem Nationalverteidiger Lahn den deutschen Fußball-Rekordmeister mit einem erstaunlich offenherzigen Interview in der "Süddeutschen Zeitung" in helle Aufregung versetzt hatte, bestand offensichtlich großer Gesprächsbedarf bei den Bayern-Bossen. Tatsächlich saßen neben Manager Uli Hoeneß und Lahm auch noch die beiden Vorstände Karl-Heinz Rummenigge und Karl Hopfner sowie Sportdirektor Christian Nerlinger mit im Raum.
Am Nachmittag dann verschickte der Klub eine Erklärung, Tenor: alles Friede, Freude, Eierkuchen. "In einem sehr offenen, ausführlichen und konstruktiven Gespräch hat sich Philipp Lahm für die Art und Weise seiner Aussagen und den eingeschlagenen Weg entschuldigt", stand da geschrieben.
Für seinen "Regelverstoß" hat Lahm angeblich 30.000 Euro Geldstrafe gezahlt, "für beide Seiten ist die Angelegenheit vom Wochenende damit erledigt", ließen die Bayern wissen. "Philipp hat eingesehen, dass es besser gewesen wäre, mit seiner Meinung direkt den Weg zum Vorstand zu suchen." Die Verantwortlichen, hieß es aber auch, hätten ihn außerdem "ermutigt und auch aufgefordert, künftig seine Meinung im direkten Dialog" mit ihnen zu äußern.
Externe Rückendeckung für den Kritiker
Ob die Bayern den Konflikt mit großer Sprengkraft damit auch dauerhaft aus dem Weg geräumt haben, bleibt aber fraglich. Die sportliche Krise jedenfalls lässt sich nicht wegdiskutieren. In der Champions League sind die Münchner so gut wie ausgeschieden, in der Bundesliga dümpeln sie auf Rang acht herum. Das 1:1 am Samstag gegen Schalke 04 wirkte "wie eine Zusammenfassung der kritischen Thesen von Philipp Lahm", stellte die "Süddeutsche Zeitung" treffend fest.

Bayern-Manager Uli Hoeneß dürfte die Zeitungslektüre nicht erfreut haben.
(Foto: AP)
Was die Bayern-Bosse sonst noch in den Münchner Tageszeitungen zu lesen bekamen, dürfte sie zunächst aufgeschreckt haben. Die Welt des FC Bayern sei "aus den Angeln", titelte etwa der Münchner "Merkur". "Fliegt jetzt alles auseinander?", fragte die Boulevardzeitung "tz". Die "Abendzeitung" ortete ein "Bayern-Beben", die "Bild" wollte einen "Aufstand bei Bayern" erkannt haben. Mit dem großen Krisengespräch soll dies nun alles vorbei sein.
Wenn die Bayern-Verantwortlichen mehr gelesen haben als die Schlagzeilen, müssten sie aber auch ins Grübeln kommen. Denn der Tenor ist eindeutig: Lahm mag den falschen Weg gewählt haben - in der Sache sei ihm aber nichts vorzuwerfen. "Lahm hat auch noch recht", kommentierte die "Frankfurter Allgemeine", und der "Kicker" sekundierte: "Was Lahm vorbrachte, hat Hand und Fuß." Nur in den Augen von "Bild" ist alleine Trainer Louis van Gaal schuld.
Belohnung statt Strafe?
Zumindest Vereinspräsident Franz Beckenbauer scheint über die eine oder andere Aussage von Lahm schon nachgedacht zu haben. Zwar behauptete der "Kaiser" glatt, das Interview habe "zu wenig Inhalt" gehabt. Man könne Lahm aber "auch dankbar sein", ergänzte er im Bezahlsender Sky, "dass er sich wehrt und aufschreit, um vielleicht den Letzten auch noch aufzuwecken". Wo er Lahm außerdem recht gebe, gab Beckenbauer zu, "ist bei den Einkäufen."
Volkes Stimme sprach sich ohnehin für Lahm aus. Statt einer Geldstrafe hätte Lahm "noch eine Belohnung dafür kriegen müssen, dass er das mal gesagt hat", ereiferte sich einer der Anrufer in der Frühsendung des Radiosenders Bayern 3. Über 80 Prozent der User des Internetportals Sport1.de stimmten zu und klickten bei einer Umfrage an: "Ja, endlich sagt es einer". Weitere knapp 18 Prozent fanden den Inhalt vertretbar, nur nicht die Vorgehensweise.
Zu den Sachfragen, um die es Lahm ging, ist vonseiten des FC Bayern aber noch immer nicht Stellung genommen worden. Spätestens am 27. November müssen sich die Verantwortlichen wohl rechtfertigen - dann ist übrigens Jahreshauptversammlung des Klubs. Es könnte ein ungemütlicher Abend werden. Für die Bosse.
Quelle: ntv.de, Thomas Häberlein, sid