Französischer Nationalcoach Blanc folgt auf Domenech
20.05.2010, 12:07 UhrDie Fußball-WM in Südafrika wird Frankreich noch mit Raymond Domenech bestreiten, danach übernimmt Laurent Blanc die "Equipe Tricolore". Dessen Verpflichtung lässt sich der französische Verband einiges kosten. Angeblich erhält Blancs bisherige Verein Girondins Bordeaux eine Millionenablöse.
Der Deal ist perfekt: Laurent Blanc wird nach der WM in Südafrika neuer Trainer der französischen Fußball-Nationalelf. Der nationale Verband (FFF) teilte auf seiner Internetseite mit, man habe mit Blancs bisherigem Verein Girondins Bordeaux ein Abkommen erzielt, damit der Coach von seinem bis Juni 2011 laufenden Vertrag befreit wird und die Nachfolge von Raymond Domenech antreten kann. Auch Bordeaux bestätigte die Vereinbarung. Nach Angaben der Sportzeitung "L'Équipe" bekommt Bordeaux vom FFF eine Entschädigung von 1,5 Millionen Euro. Blanc wird laut Medien einen Zweijahresvertrag bis zur EM 2012 unterzeichnen und 100.000 Euro pro Monat verdienen.
Der 44-jährige Blanc galt seit Monaten als Favorit auf die Übernahme der "Bleus". Im vergangenen Sommer hatte er mit Bordeaux schon in seiner zweiten Trainersaison die Meisterschaft und den Ligapokal gewonnen. Blanc wurde zum "Trainer des Jahres" 2009 gewählt. Auch als Profi war er sehr erfolgreich. "Le Président", wie Fans und Medien ihn nennen, gewann mit der "Équipe Tricolore" den WM- Titel 1998 vor eigenem Publikum und zwei Jahre später die EM 2000 in Belgien und den Niederlanden. FFF-Präsident Jean-Pierre Escalettes hatte schon am Sonntag gesagt: "Die sportliche Vergangenheit, die Persönlichkeit, das Charisma von Laurent Blanc entsprechen dem Nationaltrainer-Profil, das der Verband gesucht hatte".
Schlechte Stimmung in Bordeaux
Bordeaux wollte Blanc nicht so ohne weiteres ziehen lassen. Bei den "Marineblauen" ist man nämlich nicht gut auf den Verband zu sprechen. Der Club klagt, Erklärungen von FFF-Funktionären hätten das Ende der Saison 2009/2010 "zweifellos negativ beeinflusst". Titelverteidiger Bordeaux hatte Ende 2009 mit neun Punkten Vorsprung noch die inoffizielle Ligue-1-Herbstmeisterschaft geholt. Nach katastrophaler Rückrunde inmitten vieler Gerüchte um Blanc landeten die Girondins am Ende nur auf Platz sechs und verpassten damit sogar die Teilnahme an der nächsten Europa-League. Bordeaux und sein Hauptaktionär Nicolas de Tavernost, Boss des TV-Senders "M6", hatten deshalb auf eine finanzielle Entschädigung gepocht, die "die Interessen und die erlittenen Schäden" des Vereins berücksichtige.

Raymond Domenech werden die meisten Franzosen hinterherrufen: Geh mit Gott, aber geh!
(Foto: Reuters)
Nicht nur Bordeaux war das schlechte Timing des Verbandes ein Dorn im Auge. Schon am Dienstag, kurz vor Beginn des WM-Trainingslagers der "Équipe Tricolore" in der Alpengemeinde Tignes, hatte der aktuelle Teamchef geklagt: "Das (die Nachricht von der Nachfolge) kann die Spieler destabilisieren". Seinem Nachfolger gab der umstrittene Domenech eine Warnung mit auf dem Weg. "Laurent hat bewiesen, dass er eine Mannschaft führen kann. Aber die Nationalelf, das ist eine ganz andere Sache. Er muss sehr schnell bereit sein. Für mich geht es nur um den 11. Juli (den Tag des WM-Endspiels)".
Noch unter der Ägide von Domenech trifft der amtierende Vizeweltmeister Frankreich in Südafrika in der Vorrunden-Gruppe A auf den Gastgeber, Uruguay und Mexiko.
Quelle: ntv.de, dpa