WM-Pech für die Löw-Truppe? Der DFB-Elf winkt wieder die Todeshälfte
26.06.2018, 13:45 Uhr
Der "worst case" des deutschen Tableaus ab dem Achtelfinale.
Der Marsch durch die EM 2016 war für Deutschlands Fußballer ein Horror, auf dem Weg durch die Todeshälfte war Frankreich ein Topgegner zuviel für Löws Weltmeister. Bei der WM droht's nun erneut knackig zu werden - selbstverschuldet.
Der deutsche Weg durch die Todeshälfte der Fußball-Europameisterschaft 2016 wurde von der Hand des Grauens gestoppt. Sie gehörte Bastian Schweinsteiger. Der Kapitän der DFB-Elf versuchte im Halbfinale gegen Frankreich eine Hereingabe von der rechten Seite mit dem Kopf abzuwehren. Doch da wo der Kopf sein sollte, war nur die ausgestreckte Hand. Elfmeter, Rückstand, Turnier-Aus (0:2) und eine sich vom Schicksal beleidigt fühlende DFB-Elf. Die muss nun erneut ganz tapfer sein, denn bei der WM in Russland droht wieder: Dieser Weg durchs Tableau wird kein leichter sein, denn fröhlich grüßt die Todeshälfte - nur diesmal wäre es selbstverschuldet.
Nach dem "Fiasko Mexicana" und dem erst spät bekömmlichen "Schweden-Happen" ist für Deutschlands von Bundestrainer Joachim Löw betreute Fußballer zwar noch alles möglich - vom Vorrunden-Aus bis zum Gruppensieg. Das derzeit wahrscheinlichste Szenario aber ist Platz zwei durch einen Sieg gegen Südkorea (Mittwoch, 16 Uhr im n-tv.de-Liveticker) und einem gleichzeitigen Erfolg oder einem Remis von Mexiko gegen Schweden. Dieses Szenario würde dann Folgendes bedeuten: Einen sehr ruppigen Weg zur Titelverteidigung, ein "Wäre-wäre-Fahrradkette"-Ritt durchs Turnier - denn alle die anderen Mannschaften müssen in unserem Rechenspiel ja ebenfalls mitmachen:
Das Achtelfinale gegen Brasilien: Einmal hat sich die Seleção ja bereits an Deutschland für die 1:7-Trümmer-Watsch'n bei der Heim-WM 2014 gerächt. Vor genau drei Monaten nämlich, beim 1:0-Testspielsieg in Berlin. Als echte "Vingança" geht der Erfolg natürlich nicht durch. Denn während die Brasilianer bis auf ihren damals verletzten und aktuell etwas verstört und verstörend auftretenden Superstar Neymar mit dem stärksten auftraten, was das Land derzeit zu bieten hat, verzockte sich Löw mit seiner wilden Experimentierwut. Da spielten zum Beispiel Kevin Trapp (spielt sonst nie), Antonio Rüdiger (rückt nach seiner Wackelshow gegen Schweden zurück auf die Bank), Marvin Plattenhardt (wird nicht nur von seinen DFB-Mitspielern ignoriert), Ilkay Gündogan (ist außer Form), Leon Goretzka (der steht tatsächlich im WM-Aufgebot) und Leroy Sané (der steht tatsächlich nicht im WM-Aufgebot).
Das braucht's für das Wiedersehen: Die Brasilianer müssen die Gruppe E gewinnen. Nach zwei Spieltagen sind sie Tabellenführer. Im letzten Spiel trifft die Seleção auf die Serben (3.). Die können die Gruppe übrigens ebenso noch gewinnen wie die Schweiz, die mit vier Zählern punktgleich mit Brasilien ist.
Das Viertelfinale gegen England: Gary Lineker ist so verzweifelt wie 1990, als er nach dem dramatischen Halbfinal-Aus der "Three Lions" im Elfmeterschießen eine ewige Fußball-Weisheit erfand: "Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnen immer die Deutschen." Die Allgemeingültigkeit seines Gesetzes hat er nun nach dem deutschen Schweden-Krampf noch einmal präzisiert: "Fußball ist ein einfaches Spiel. 22 Männer rennen 82 Minuten dem Ball hinterher und Deutschland muss einen Mann vom Platz schicken. Also rennen 21 Männer für 13 Minuten dem Ball hinterher und am Ende gewinnen irgendwie verdammt nochmal die Deutschen." Nun, diese in den Rasen gemähte Schmeichelei hält dem Realitätscheck indes nicht stand. Den Vergleich der beiden Mannschaften gewinnen nämlich die "Lions": In 36 Spielen gab's 16 Siege, 15 Niederlagen und fünf Remis. Und: Im Vergleich zum Vorrundengerumpel der Deutschen spielen die Engländer mit ihrem Harry "Hurri"-Kane bislang 'ne sehr flockige WM-Offensive, auch wenn die Gegner bisher "nur" Tunesien und Panama hießen. Mit Jordan Pickford haben sie außerdem einen Torwart, der mal nicht bloß stabil wie 'ne feuchte Pommes ist.
Das braucht's für den 37. Klassiker: England muss Belgien im letzten Gruppenspiel schlagen und dann das Achtelfinale überstehen. Als Gegner-Kandidaten bewerben sich da Japan, Senegal und Kolumbien.
Das Halbfinale gegen Frankreich: Und wieder dieser Griezmann? Nun, Antoine, der Doppelpacker und doppelte Manuel-Neuer-Schreck ist immer noch dabei und viel schlechter als vor zwei Jahren ist er auch nicht. Wie überhaupt das ganze französische Team, trotz bislang sehr dosierter Turnierleistungen gegen Australien (2:1) und das leidenschaftlich leidende Peru (1:0). Was aber passiert, wenn General Didier Deschamps mal den Marschbefehl gibt, davon konnten sich der Bundestrainer und seine Auserwählten im November in Köln im Selbsttest ein Bild machen. Mit pfeilschnellen Pinselstrichen wurde das deutsche Gemälde da überstrichen. Dass es im Ergebnis nicht so schlimm klang, wie es sich auf dem Rasen anfühlte, war dem verletzten WM-Nichtfahrer Lars Stindl und dessen Last-Minute-Ausgleich zu verdanken (2:2). Löw war's irgendwie ziemlich egal. Er sagte: "Sorgen? Warum soll ich mir Sorgen machen? Gedanken, die mache ich mir schon, klar."
Das braucht's für das (Au) revoir: Frankreich gewinnt die Gruppe C, nagelt dann Nigeria aus dem Turnier, das vorher den "Ciao-Messi-Ciao"-Cancan getanzt hat (Update, Dienstagabend, 22 Uhr: Wir haben uns geirrt), und überrennt Uruguay-Bezwinger Ronaldugal.
Das Finale gegen Russland: Kleiner Scherz.
Quelle: ntv.de