Der 27. Spieltag In der Krise ist es still
10.04.2009, 17:06 UhrStille ist eine mächtige Waffe. Vor allem wenn der Waffenträger Uli Hoeneß heißt. Der Manager des FC Bayern München lässt das Blatt vor dem Mund gerne weg und spricht laut und deutlich in Mikrofone und Journalistenblöcke. Nach zwei Bayern-Blamagen in Serie ist nun Ruhe eingekehrt in seine Äußerungen. Spieler und Trainer müssen das Schlimmste befürchten.
Denn so lange Hoeneß spricht, schimpft und flucht, kämpft er für den FC Bayern. Ein schweigender Hoeneß hingegen deutet auf Resignation und im Stillen reifende Pläne zum personellen Umbau hin. Und da wenig zu hören war vom Manager in der Woche des Grauens, als der FC Bayern 1:5 gegen Wolfsburg und 0:4 gegen Barcelona unterging, legt das den Schluss nahe, dass Hoeneß nichts mehr findet, für das es sich zu kämpfen lohnt. Der FC Bayern in der Saison 08/09 ist nicht der FC Bayern, den er über drei Jahrzehnte aufgebaut hat. Den er zu einer internationalen Fußball-Marke gemacht hat. Einer Marke für große Champions-League-Abende, Meisterschaften am Fließband und in der Fußballwelt gefeierte Spielertypen wie Effenberg, Basler und Kahn. Einer Marke, vor der die Gegner Angst hatten.
Angst vor Eintracht Frankfurt
Nun haben die Bayern Angst. Angst vor Eintracht Frankfurt, die nun endgültig alles kaputt machen könnten. Denn nach einer Niederlage gegen die Hessen müsste man realistisch gesehen auch die Meisterschaft, den letzten noch erreichbaren Titel, abschreiben. Im Titelrennen hat es der FC Bayern mit Wolfsburg, Hamburg und Berlin, also gleich mit drei starken Gegnern zu tun und liegt punktemäßig hinten. Dass allen drei noch die Kräfte ausgehen, ist unwahrscheinlich, daher stehen die Bayern unter enormen Siegesdruck. Der Spielplan spielt den Münchenern nur bedingt in die Karten, denn neben machbaren Aufgaben wie Bielefeld, Gladbach und Cottbus stehen im Liga-Endspurt mit Leverkusen, Hoffenheim, Schalke und Stuttgart auch noch echte Herausforderungen an.
Ob Frankfurt das Etikett „machbar“ oder „herausfordernd“ trägt, ist unklar. Für erstere Kennzeichnung spricht, dass die Bayern nur eines der vergangenen zehn Duelle gegen Frankfurt verloren und die eher vorsichtige Spielkultur der Eintracht mit dem Hochgeschwindigkeitsfußball des FC Barcelona ungefähr so viel zu tun hat wie Wodka mit Babymilch. Man sollte bei aller Krisenstimmung nämlich nicht vergessen, dass Bayern am Mittwoch gegen eines der besten Teams der Welt verloren hat, das noch dazu einen hervorragenden Tag erwischte. Auch die Ausfälle der Stammkräfte Philipp Lahm, Miroslav Klose und Lucio waren nicht unschuldig am Münchener Totalausfall.
Der Schock sitzt tief
Doch während der 0:4-Schock noch tief in den bayrischen Gliedern sitzt, kommen die Hessen mit dem Schwung aus vier niederlagenfreien Wochen nach München. An Motivation dürfte es der Eintracht ohnehin nicht fehlen, denn sie ist auf dem besten Weg sich vorzeitig aus dem Abstiegskampf zu verabschieden. Schon jetzt beträgt ihr Polster auf den Relegationsplatz sechs Punkte. Ein Sieg gegen Bayern und der Klassenerhalt wäre fast nur noch Formsache.
Vom Klassenerhalt träumen auch Arminia Bielefeld und Energie Cottbus. Vor dem Aufeinandertreffen im Kellerduell wächst aber auf beiden Seiten die Erkenntnis, dass es wohl ein Traum bleiben wird. Grund ist hüben wie drüben die alles andere als erstligareife Offensive. Cottbus blieb in elf Spielen komplett torlos und hat überhaupt erst 22 Treffer erzielt. Bielefeld kann diese furchterregende Zahl noch unterbieten und kommt auf 21 Saisontore. Ganz nach bayrischem Vorbild greift auch Cottbus-Trainer Bojan Prasnikar in der Krise zum Schweigegelübde. „Es wurde schon zu viel geredet“, stellte er fest und folgte Uli Hoeneß in die Stille. Auch bei ihm dürften dort einige Pläne reifen. Zum Beispiel wie eine erfolgreiche Zweitliga-Mannschaft aussehen könnte.
Malte Buhse, Sportjournalist und begeisterter Hobbykicker, wirft für n-tv.de jeden Freitag einen Blick auf das kommende Bundesligawochenende.
Quelle: ntv.de