Kolumnen

"An der Seitenlinie" Sanogo, der Vollpfosten

Vollfriseure. So nennt Peter Neururer seine Spieler, wenn sie nicht das tun, was sie tun sollen. Das klingt ein wenig abfällig, er meint das aber nicht böse. Vollfriseur ist einfach ein anderes Wort für Depp - nur lustiger. Findet Peter Neururer. Na ja, und wir ehrlich gesagt auch.

Peter Neururer ist Fußballlehrer, angestellt in Duisburg und der schlauste Trainer Deutschlands. Er sagt Sachen wie: "Die fußballerische Intelligenz ist die Grundlage, um einen sportartspezifischen Intellekt aufzubauen." Und er kennt mehr Fremdwörter als jeder andere: Muscheltaucher, Hammerwerfer - und eben Vollfrisör. Auch wenn Peter Neururer nicht ganz so erfolgreich ist, so ist er doch eine schillernde Persönlichkeit. Der Dieter Bohlen des Fußballs sozusagen.

Dieter Bohlen, Pop-Titan, hat mal etwas über Marcel Reich-Ranicki gesagt, was gut in diesen Zusammenhang passt. Der Literaturkritiker hatte sich geweigert, den ihm zugedachten Deutschen Fernsehpreis anzunehmen. Die Gala war ihm zu blöd. Woraufhin sich Dieter Bohlen zu Wort meldete. Reich-Ranicki sei unglaubwürdig, wenn er sage, er sei als "Vollpfosten", der nicht wissen konnte, was ihn erwartet, zur Fernsehpreisfeier gegangen.

Vollpfosten. Das klingt ein wenig abfällig und ist auch wohl so gemeint. Womit wir bei Boubacar Sanogo sind. Hoffenheims ivorischer Stürmer hat spätestens seit dem Spiel Samstag gegen Werder Bremen ein ganz besonderes Verhältnis zum Pfosten. Er schoss dreimal den Ball dagegen und somit Zentimeter am Erfolg vorbei. Dreimal unten links, 40., 53. und 56. Spielminute.

Menschen, die sich damit auskennen, behaupten, dass habe es in der Bundesliga noch nicht gegeben. Wir glauben das gerne und schreien: Rekord! Und Sanogo rätselte: "War es Pech oder nicht gut gemacht? Ich weiß es nicht."

Nicht gut gemacht? Das war immer noch besser als das, was dem argentinischen Fußballspieler Lucas Viatri jetzt vorgeworfen wird. Nein, der 22-jährige Angreifer von Boca Juniors hat nicht den Ball ungebührlich oft an den Pfosten geschossen. Er hat gar nicht geschossen, soll aber mit einer Waffe in der Hand ein Geschäft in Buenos Aires überfallen haben, melden die Agenturen.

Die Beute: 1100 Euro, zwei Scheren. Und Haarspray. Es war ein Friseursalon. So ein Vollpfosten!

Stefan Giannakoulis, Sportredakteur bei n-tv.de, schreibt immer zu Wochenbeginn das auf, was ihm im Sport ein wenig komisch vorkommt.

Quelle: ntv.de

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