Schumacher fährt doch nicht Alles wie vorher - nur schlechter
11.08.2009, 12:36 UhrDer Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen beschäftigt sich mit der Suche nach dem Glück. Und wenn seine Theorie stimmt, sind die Menschen, die sich gerne Autorennen ansehen, jetzt furchtbar unglücklich. Und das, obwohl sich eigentlich nichts geändert hat.
Ein Kommentar von Stefan Giannakoulis
Michael Schumacher hat gesagt, dass er doch nicht wieder in einen Formel-1-Wagen steigt und für Ferrari mit den anderen um die Wette fährt. Er ist nicht so gesund, wie er sein müsste, um den extremen Belastungen zu trotzen. Es nicht zu versuchen, ist eine sehr vernünftige Entscheidung. Also ändert sich nichts. Schließlich fährt Michael Schumacher seit knapp drei Jahren keine Formel-1-Rennen mehr.
Und doch ist alles anders. Weil er vor zwei Wochen gesagt hat, es doch noch einmal tun zu wollen – übrigens stets mit dem Vorbehalt, dass er nur dann zurückkehrt, wenn die Ärzte ihm dazu raten. In diesen zwei Wochen ist in den Köpfen der Menschen viel passiert. Weil sie sich vorgestellt haben, wie es wäre, wenn Michael Schumacher wieder fahren würde. Das hat sie so entzückt, dass sie jetzt arg enttäuscht sind, weil der Traum geplatzt ist.
Eckart von Hirschhausen zeigt das, was da passiert ist, bei seinen Auftritten an einem schönen Beispiel. Er schenkt einem Zuschauer zehn Euro. Und nimmt sie ihm kurz darauf wieder ab. Obwohl der Zuschauer danach genauso viel Geld hat wie vorher, fühlt er sich schlechter. Genau das ist nun der Formel-1-Gemeinde passiert. Sie steht genauso da wie vorher. Und fühlt sich trotzdem mies.
Er hat es versucht, wahrscheinlich sogar alles
Michael Schumacher auch. Er hat es versucht, wahrscheinlich sogar alles – aus Loyalität zu seinem Rennstall. Und weil er nicht von dem lassen wollte, was er nachweislich an besten kann: schnell mit dem Auto im Kreis fahren. Verloren hat er dabei nichts, zumindest nichts von der Gunst seiner Fans. Die Verlierer sind Ferrari und der gesamte Rennzirkus.
Der Rennstall, weil er jetzt mit Luca Badoer einen zweitklassigen Testpilot auf die Piste schicken muss. Und die Formel 1, weil sie auf ihre Probleme zurückgeworfen wird, die mit der Begeisterung um Michael Schumacher übertüncht schienen: Sie kostet zu viel Geld, lässt sich so gar nicht mit dem Umweltschutz vereinbaren und taugt daher als Marketingmaschine nur noch bedingt. BMW hat das erkannt, ist ausgestiegen und setzt jetzt auf Umweltschutz statt Benzinschleudern. Dieses Problem muss die Formel 1 lösen, sonst fährt sie immer weiter in die Krise. Auch Michael Schumacher hätte da nicht helfen können.
Eckart von Hirschhausen sagt übrigens auch: "Wer nicht mit dem zufrieden ist, was er hat, wäre auch nicht mit dem zufrieden, was er haben möchte." Vielleicht ist das ein kleiner Trost. Nicht für die Formel 1, aber vielleicht für die Menschen, die Michael Schumacher noch einmal gerne hätten fahren sehen.
Quelle: ntv.de