Lange darf die Fahne tragen Deutschland will Platz eins
11.02.2010, 12:43 UhrDie Zielsetzungen des deutschen Teams für Olympia sind klar abgesteckt: Platz eins in der aktuellen Nationenwertung und auch in der ewigen Rangliste, wo noch Russland vorn liegt. Die Prognosen lassen hoffen. Dort gehört Deutschland gemeinsam mit Gastgeber Kanada zu den Favoriten. Ein Gold-Kandidat ist Bob-Pilot Andre Lange, der in Vancouver die Fahne tragen darf.
Das Olympische Feuer hat Deutschlands Wintersportler schon erfasst, bevor die Flamme am Freitag im BC Place entzündet wird. "Ich möchte alle fünf Rennen laufen", sagt Biathlon-Star Magdalena Neuner, die mehrfach siegen kann. "Ich schaue jeden Morgen beim Aufwachen sehnsüchtig zu jenem Platz, auf dem die Siegerehrungen stattfinden", erzählt Anni Friesinger. Und Eisschnelllauf-Kollegin Jenny Wolf hat das 500-m-Gold schon vor Augen: "Ich bin bestens in Form und sehr optimistisch."
Vor dem Kampf um die 86 Goldmedaillen stehen die Chancen nicht schlecht, dass die 153 Köpfe zählende deutsche Mannschaft bei ihrer "Mission Vancouver" gleich zwei Ziele erfüllt: Gewinnt sie mindestens zehn Goldmedaillen, kann sie als "Titelverteidiger" von Turin 2006 zum vierten Mal seit Albertville 1992 die Medaillenwertung gewinnen. Dazu muss sie nur dreimal mehr siegen als das im "ewigen Medaillenspiegel" noch 121:119 führende Russland.
Angeführt wird das deutsche Aufgebot von Bob-Pilot Andre Lange, der zum deutschen Fahnenträger erkoren wurde. "Er ist als dreimaliger Olympiasieger ein untadeliger Sportsmann, ein Sympathieträger", begründete DOSB-Präsident Thomas Bach die Entscheidung für den 36-Jährigen. Als Fahnenträger solle er für die Identifizierung mit der Mannschaft sorgen - nach innen und außen: "Es war keine schwierige, sondern eine logische Wahl." Etwas weniger nüchtern viel Langes Reaktion aus: "Es ist ein geiler Lohn für die Schufterei und die Entbehrungen der ganzen Jahre."
DOSB erhöht Erfolgsdruck
Lange ist seit Jahren einer der dominierenden Atheleten im Bobsport, wo immer noch wenige Länder dominieren. Insgesamt ist für Bernhard Schwank die Weltspitze seit 2006 aber dichter zusammengerückt, was sich auch in der Nationenwertung widerspiegeln wird. "Wenn es nicht zu Rang eins reicht, würde das die Freude über einen Platz auf dem Treppchen nicht trüben", sagt der Chef de Mission und Geschäftsführer der Münchner Olympia-Bewerbung. Ab Platz vier wäre man nicht mehr ganz so happy, ergänzt Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).
Das deutsche Team stellt bei seinem 4,8 Millionen Euro teuren Projekt in 8 der 15 Sportarten Goldanwärter, in vier sogar mehrere, in fünf anderen zumindest Medaillenaspiranten. Ausnahmen sind: Eishockey und Shorttrack, wobei beim Shorttrack in der Staffel die Finalteilnahme das erklärte Ziel ist. Sollte dies gelingen, könnte es auch mit Edelmetall klappen. Es wäre allerdings ein Novum.
Biathleten und Bob wollen glänzen
Die Hoffnungen ruhen auf anderen Sportarten: Wie 2006 in Turin könnten Biathlon (damals 5-4-2) dank der starken Frauen und Bob (3-0-0) wieder erfolgreichste Sportarten werden. Doch auch die Rodler, mit 25 Olympiasiegen beste deutsche Disziplin der Geschichte, und die alpinen Skidamen sind gut für mindestens zwei Siege. Die Eisschnellläufer hoffen auf mindestens einmal Gold. Siegchancen gibt es auch im Eiskunstlauf, wenn die Paarlauf-Weltmeister Aljona Savchenko und Robin Szolkowy in Form sind, der Nordischen Kombination und im Snowboard.
Die Biathleten haben in Magdalena Neuner, Kati Wilhelm, Andrea Henkel, Simone Hauswald und Turin-Dreifachsieger Michael Greis gleich fünf Gold-Tipps. Im Bob träumt Andre Lange vom zweiten Double und dem dritten Vierer-Triumph in Folge. Auch die Bob-Frauen träumen vom Gold, ähnlich wie die Rodler - und die Rodlerinnen wie 2006 vom Dreifach-Erfolg. Und Skistar Maria Riesch hat gleich in fünf Disziplinen Medaillenchancen, auch ihre Schwester Susanne und Kathrin Hölz haben in den alpinen Skiwettbewerben gute Chancen auf Podestplätze.
Prognosen sehen Deutschland vorn
In den Prognosen nach den erfolgreichsten Ländern bei den Spielen in Kanada sind der Gastgeber und "Titelverteidiger" Deutschland die Favoriten. Die amerikanische Nachrichtenagentur Associated Press erwartet die Kanadier im Medaillenspiegel mit der Winterspiel-Rekordzahl von 15 Goldmedaillen (31 Medaillen) vor den USA (10/26), Norwegen (9/23) und Deutschland (8/27).
Das US-Magazin "Sports Illustrated" sieht dagegen Deutschland (11/35) zum vierten Mal seit Albertville 1992, Nagano 1998 und Turin 2006 als Sieger. Zweiter ist Kanada (10/30) vor den USA (7/27). In Turin lag das deutsche Team (11/29) in der Medaillenwertung nach Abschluss der Spiele vor den USA (9/25), Österreich (9/23), Russland (8/22) und Kanada (7/24) auf Platz eins.
Quelle: ntv.de, cwo/sid