Technik

Städtebau-Simulation im Test "Cities: Skylines 2" ist wie ein ungeschliffener Diamant

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Der Freiheitsgrad in "Cities: Skylines 2" ist wie schon beim Vorgänger enorm.

Der Freiheitsgrad in "Cities: Skylines 2" ist wie schon beim Vorgänger enorm.

Seit "SimCity" basteln Städtebauer an virtuellen Metropolen. Die Komplexität macht dabei die große Faszination aus. Mit "Cities: Skylines 2" soll ein neuer Stern am Simulationshimmel aufgehen - der strahlt aber noch nicht ganz so wie gewünscht.

Diamanten werden erst mit dem richtigen Schliff zu teuren Klunkern und so richtig wertvoll. Dort, wo die Diamanten herkommen, werden sie meistens aber nicht veredelt. Ähnlich ist es mit "Cities: Skylines". Die Städtebau-Simulation von 2015 aus dem Hause Paradox Interactive und Colossal Order wurde erst durch viele Modifikationen von Hobbyentwicklern in den Folgejahren zu einem richtig guten Spiel. Mit "Cities: Skylines 2" kommt nun der Nachfolger, der im Test vieles auf Anhieb besser macht, aber noch einen Feinschliff benötigt.

Am Prinzip hat sich seit "SimCity" von 1989 wenig geändert. In "Cities: Skylines 2" wird man zum Bürgermeister einer virtuellen Stadt, die man völlig frei von Grund aus dem Boden stampfen kann. Man errichtet Wohnbereiche, Industriegebiete und Geschäftsviertel, stellt die Grundversorgung mit Wasser und Elektrizität her, kümmert sich noch dazu um die Zufriedenheit der Bürger. An Komplexität mangelt es dem City-Builder nicht, und genau die lieben Fans des Genres.

Es wird stellenweise sogar noch komplexer. Die Versorgung mit Rohstoffen muss sichergestellt werden. Korn und Stein dienen als Basisrohstoffe, aus denen die Industrie weitere Güter formt. So entstehen kleinere landwirtschaftliche Gemeinden abseits des Zentrums, die man per Schienennetz ankoppeln muss, um ein Handelsnetz zwischen den Regionen entstehen zu lassen. Das lässt die Stadt und ihr Umland dann noch realistischer wirken.

Viel Neues, viel mehr Leben

Dazu gibt viele neue Features, die Skylines 2 vom Vorgänger absetzen. Die Klimamechanik im Spiel wurde komplett überarbeitet. Es gibt Wetterzyklen, die für jede Karte einzigartig sind. Regenreiche oder trockene Gebieten, ja selbst Schneeregionen geben der eigenen Stadt den besonderen Look.

Streetview gibt es mittlerweile auch ...

Streetview gibt es mittlerweile auch ...

Anstatt mehrere Gebäude desselben Typs zu bauen, können die Spieler nun ein Gebäude aufrüsten, um seinen Nutzen zu erhöhen. Ein Wohnhaus kann man so im Erdgeschoss eine gewerbliche Etage einräumen. Dazu gibt es mehrere Architekturstile, die variiert werden können.

Skylines hat sogar sein eigenes Twitter. Die Bewohner zwitschern hier ihre Probleme in die Welt hinaus, in der Hoffnung, dass der Bürgermeister im Hinblick auf Umweltverschmutzung, Kriminalität oder Lärmbelästigung die richtigen Schritte unternimmt. Auch offline steckt ordentlich Leben in den Städten. Die Bewohner nutzen Busse und Bahnen, die überarbeitete Verkehrs-KI macht das Spiel nochmal realistischer. So suchen Autofahrer nach freien Parkplätzen oder plagen sich durch die Feierabendstaus.

Alles durchanalysiert zeigen die Farbspektren Schwachstellen auf.

Alles durchanalysiert zeigen die Farbspektren Schwachstellen auf.

Wie es Metropolen so an sich haben, sehen sie aus der Ferne besonders faszinierend und imposant aus. Das Spiel liefert auch genau das: Wer nicht allzu genau hinschaut, dem werden die Schieflagen nicht auffallen. Aber die gibt es. Rein geografisch gesehen ohnehin. Bei den vorgegebenen Karten, die es zu bebauen gilt, gibt es viele Unebenheiten: Gebirge, Hügel, Gewässer - das kann man mit dem Bulldozer natürlich einebnen, tut man das nicht, wird eine der ungeschliffenen Kanten im Spiel deutlich. Das Terrain und viele Details von Gebäudetypen sind nicht aufeinander abgestimmt.

Gewerbe in Schieflage

Ein Beispiel: Geschäftsviertel in der Vorstadt haben USA-typisch größere Parkplätze vor jedem Store, die sich der Neigung anpassen. Selbst an Steilhängen entstehen so Parkplätze - auf denen auch Mülltonnen oder andere Objekte platziert sind, die dann der Schwerkraft trotzen. Das raubt dem Spiel ein wenig den Realismus, den man in seiner Metropole gerne wünscht. Da es noch einen Fotomodus im Spiel gibt, in dem man Stadtrundfahrten machen kann, fallen solche kleinen Schwächen dann doch häufiger auf.

Komplex ist Skylines 2 allemal.

Komplex ist Skylines 2 allemal.

Das Spiel kämpft noch mit massiven Performance-Problemen. Die Framerate lag im Test teilweise bei 20 FPS, trotz der empfohlenen System-Anforderungen (Windows 11/ Core Prozessor i5-12600K/16 GB RAM/Grafikkarte RTX 10 GB). Das Problem ist den Entwicklern bewusst und ein Patch, der das beheben soll, ist bereits angekündigt. Für den Anfang wird empfohlen, die Detailstufe in den Einstellungen herunterzusetzen.

Den Entwicklern von "Cities: Skylines 2" steht also noch eine Menge Arbeit ins Haus. Das Spiel ist dennoch ein solides Fundament und dank einer starken Community sollte mit Patches, DLCs und Mod-Unterstützung der Feinschliff in den nächsten Jahren gelingen, damit aus dem Rohdiamant auch endlich ein Brillant wird.

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"Cities: Skylines 2" erscheint am 24. Oktober für den PC.

Quelle: ntv.de

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