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Brutaler Spaß "Dead Island 2" metzelt sich in die Herzen der Zombiefans

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Auf die Plätze, fertig, metzeln!

Auf die Plätze, fertig, metzeln!

(Foto: Foto: Deep Silver)

Nach langer, langer Wartezeit ist es endlich da: das Actionspiel "Dead Island 2". Und wie der Vorgänger setzt es vor allem auf eine explizite Gewaltdarstellung. Wieder geht es darum, möglichst viele Zombies möglichst brutal zu erledigen. Gerade hier macht der zweite Teil einiges deutlich besser.

Neun Jahre lang strapaziert "Dead Island 2" die Nerven vieler Zombiefans. Seit 2014 häufen sich vollmundige Ankündigungen und kleinlaute Absagen seitens des Publishers Deep Silver. Es kommt, es kommt nicht, es kommt und so weiter. Jahr für Jahr. Doch 2023 ist das Hin und Her vorbei - das Zombie-Spiel ist fertig.

Natürlich dürfen Explosionen in einem Splatterspiel nicht fehlen.

Natürlich dürfen Explosionen in einem Splatterspiel nicht fehlen.

(Foto: Foto: Deep Silver)

Zugegeben, der Vorgänger zu "Dead Island 2" ist kein sonderlich gutes Spiel. Hauptsächlich besteht es aus hohlem Gekloppe und noch hohleren Dialogen. Eine drohende (und später erfolgte) Indizierung hat es im Gespräch gehalten. Denn "Dead Island" ist brutal. Splitternde Knochen, Fleischfetzen, die den Untoten vom Gesicht hängen, platzende Schädel, jeder Schlag ein Gewaltporno. Irgendwann verlieren die Bilder aber ihre Wirkung. Was bleibt, ist ein langweiliges, weil repetitives Game. Und trotzdem ist auf Reddit, in Branchenmagazinen und auf Twitch die Vorfreude auf den Nachfolger spürbar. In neun Jahren kann sich eben einiges anstauen, auch die Gefahr, mal wieder enttäuscht zu werden. Doch das passiert nicht – trotz eines bescheidenen Einstiegs.

"Dead Island 2" spielt wenige Monate nach seinem Vorgänger. Die Zombie-Epidemie greift weiter um sich, hat mittlerweile die Vereinigten Staaten erreicht. Kalifornien wird zur Sperrzone. Die sechs Spielfiguren wollen flüchten, doch ihr Evakuierungsflugzeug stürzt im längst überrannten Los Angeles ab. Spieler dürfen sich nun eine Figur aussuchen, um sich durch die Stadt zu kämpfen. Natürlich stoßen sie dabei auf eine Verschwörung, suchen nach einem Impfstoff und führen viele dämliche Gespräche – eine Geschichte wie mit der Machete geschrieben. Was der Handlung an geistiger Substanz fehlt, gleicht eine gut designte Spielwelt wieder aus.

Eat the Rich

Es geht durch die Welt der amerikanischen Superreichen, durch protzige Villen, überladene Filmsets, ja sogar über die testosterongesprenkelten Böden des ikonischen Muscle Beach. Es ist eine verrückte Welt des "immer mehr"-Wollens, mehr Reichtum, mehr Erfolg, mehr Muskeln. Selbst nach dem Tod hört das nicht auf, die Zombies kratzen an Werbeplakaten, schlagen Ladenscheiben ein, fressen und fressen. Eine nette, wenngleich auch reichlich abgenutzte Konsumkritik. Doch es gibt noch mehr: Stirbt ein Nebencharakter, stürzen sich die Zombies auf dessen Leiche. Lediglich ein paar Fleischreste bleiben übrig. Auch die frisch zubereiteten Speisen auf den Küchentischen verfaulen mit der Zeit und locken Fliegenschwärme an. Alles modert, alles verfällt.

"Dead Island 2" zelebriert den Ekel.

"Dead Island 2" zelebriert den Ekel.

(Foto: Foto: Deep Silver)

Das Spiel mit den Kulissen, zu zeigen, wie sich vermeintliche Sehnsuchtsorte in faulige Höllenschlunde verwandeln, beherrschte der Vorgänger bereits. "Dead Island 2" treibt es aber auf die Spitze. Auch beim Gameplay geht es ein, zwei Schritte weiter. Die Spielfiguren zeichnen sich durch Talente aus, eine schlägt besonders fest zu, die andere ist sehr flink. Im Spielverlauf werden zudem Karten freigespielt, mit denen sich der jeweilige Spielstil verfeinern lässt, zum Beispiel Spezialangriffe. Passt etwas nicht, lassen sich die Karten einfach austauschen. Ein wenig kompliziertes Crafting-System, viele verschiedene Waffen- und Schadenstypen, Säure, Feuer, Elektrizität, geben viel Entscheidungsfreiheit fürs Metzeln - und machen es umso blutiger.

Blut, Blut, Blut

Ganz klar: "Dead Island 2" steht seinem Vorgänger in Sachen Brutalität in nichts nach. Entsprechend erscheint in Deutschland nur eine geschnittene Fassung. Viel fehlt indes nicht. Gegner können nach ihrem Ableben lediglich nicht weiter attackiert werden. Die Splattereffekte bleiben weiterhin brachial. Abgetrennte Gliedmaßen, aufgeschlitzte Bäuche, verätzte Gesichter, überall Gedärme, überall Blut. Allerdings macht das stumpfe Hacken, Spießen, Kloppen diesmal deutlich mehr Spaß. Jedoch erst, sobald die ersten trockenen Stunden geschafft sind. Es braucht eben seine Zeit, bis genügend Fähigkeiten und Waffen vorhanden sind, um eindrucksvoll durch die Gegnerhorden zu walzen.

Wie das anfangs monotone Gameplay allmählich an Tempo gewinnt, ist beeindruckend. Mit den Stunden kommen immer mehr Möglichkeiten hinzu, Gegnern schnell den Garaus zu machen. Und trotz der immer stärker werdenden Spielfigur bleibt es stets unbehaglich. Zombies können hinter jeder Tür lauern, die Spieler verfolgen, ihnen in ruhigen Momenten in den Rücken springen, aus Lüftungsschächten krabbeln und aus dem Erdboden kriechen. Sicher ist es nur in den Schutzzonen. Spielerisch ist "Dead Island 2" gelungen, es fesselt für mehrere Stunden. Dabei hätte es auch gut ein Fiasko werden können. Zwei Studiowechsel und anschließend ein kompletter Neustart der Entwicklungen durch Dambuster, der eher unbekannten Hausschmiede von Deep Silver, wirkten nicht unbedingt vielversprechend.

Und ja, einem Vergleich mit den großen Namen hält "Dead Island 2" nicht stand. Es erzählt nicht die nuancierte Geschichte eines "Last of Us 2"; es glänzt nicht mit den dynamischen Spielmechaniken eines "Dying Light"; es hat auch nicht die Atmosphäre eines "Resident Evil 7". Muss es auch nicht, solange es Spaß macht. Und das tut es. Manchmal reicht es eben aus, nur die Machete zu schwingen, ohne groß nachzudenken.

Dead Island 2 ist seit dem 21. April für PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox One, Xbox Series und PC erhältlich.

Quelle: ntv.de

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