Tablet und Handy sind nicht genug Ein Plädoyer für den Personal Computer
11.01.2015, 11:55 Uhr
Längst ausrangiert: PCs in vergilbtem Weißgrau und mit Röhrenbildschirmen.
(Foto: REUTERS)
Wischen, drücken, großziehen, das sind die Steuerungsvorteile bei Smartphones. Bei Tablets wachsen plötzlich eine Tastatur und eine Maus, wenn es um Genauigkeit und Zuverlässigkeit geht. Der Desktop-PC lebt, weil er ein Arbeitstier ist.
Es hat einen Grund, warum der Personal Computer fast vier Jahrzehnte nach seiner Einführung noch immer nicht wegzudenken ist. Marktforscher bezeichnen als Personal Computer die Geräte, die ein Desktop-Betriebssystem verwenden, also etwa Linux, Windows und Mac OS. Dazu gehören auch Laptops.
Das beste Gerät für effektives Arbeiten ist und bleibt jedoch der stationäre Rechner. Fünf Gründe, warum.
Preis und Leistung
Im IT-Boom der 1990er-Jahre war der Marktmechanismus relativ einfach: 10.000 DM für den letzten Schrei der Desktop-PCs, ein Mittelklasserechner ging für 2500 bis 3500 DM über die Ladentheke. Und fast alle rannten zu Vobis, Escom oder Atelco. Laptops waren nur für IT-Profis erschwinglich und ähnelten eher einem Koffer mit PC-Funktion als den Net- und Ultrabooks von heute. Inzwischen ist ein sehr leistungsfähiger Desktop-PC für rund 1000 Euro zu haben. Laptops mit ähnlichem Preis sind zwar transportabel, aber leistungsschwächer.
Vielseitigkeit
Desktop-Rechner sind potenziell Alleskönner. Grafik-, Foto- und Videobearbeitung, Spielestation, Büro, Medienzentrum für zu Hause, Musikproduktion, Schaltzentrale, Programmierumgebung - der PC kann alles sein, was sein Nutzer möchte. Für alles gibt es kompatible Profi-Software. Im Gegensatz zu Tablets, Smartphones und Co., bei denen die Alltagssoftware vorherrscht. Der Besitzer muss nur die Hardware-Konfiguration seiner Maschine auf seine Wünsche abstimmen. Der Desktop-PC ist ein Funktionsbaukasten. Wer Spaß an technischem Basteln hat, findet kein besseres Spielzeug.
Die Spezialisten arbeiten mit einem PC - und die leistungsorientierten von ihnen mit einem Desktop-Rechner. Ein entscheidender Faktor ist die Steuerung. Tastatur und Maus sind noch immer unübertroffen, wenn es um Genauigkeit der Arbeit geht. Und wenn nicht, schließen etwa Grafiker etwa einfach ein Zeichentablett an oder Spieler ein HDMI-Kabel an den Fernseher und ein Gamepad. Der PC wird so zur Spielkonsole. Ist der Computer im anderen Raum oder zu weit vom TV-Gerät entfernt, kann das Bildsignal auch einfach mit Valves Steambox, Nvidias Shield oder der bei der CES 2015 vorgestellten Razer Forge TV Settop-Box übers hauseigene Netzwerk gestreamt werden.
Ergonomie und Steuerung
Gute Sitzhaltung, Nacken nicht zu sehr geneigt, gesunder Augenabstand vom Bildschirm und die richtige Handhaltung beim Tippen - das sind die Grundzüge der Arbeitsergonomie am Computer. Der Desktop-PC wird an einem Schreibtisch genutzt und hat damit bessere Grundvoraussetzungen als etwa Laptops oder Tablets, bei denen etwa der Kopf oder die Hände in möglicherweise ungesunden Winkeln positioniert werden. Teil des Problems sind die Touchscreens: So praktisch und intuitiv die Steuerungsart im Alltag sein mag, so beanspruchend, ungenau und nervenraubend ist sie dagegen bei Arbeitsprozessen. Die größere Rechenkraft und Grafik-Power eines Desktop-PCs heißt auch: größere Bildschirme.
Überall arbeiten zu können kann aber nicht nur körperlich zur Belastung werden, sondern auch mental. Selbstständigen, die in den eigenen vier Wänden arbeiten, wird nicht umsonst geraten, unter keinen Umständen ihre Aufgaben vom Schreibtisch weg in andere Bereiche der Wohnung zu verlagern.
Innovationszyklen
Die Zeiten des wöchentlichen Preisverfalls sind längst passé. Die Zeitabstände, in denen neue Hardware auf dem Markt die Verkaufspreise der alten drückt, sind wesentlich größer geworden. Früher war ein Desktop-PC nach spätestens zwei Jahren ohne Hardware-Aufrüstung hoffnungslos veraltet. Inzwischen dauert dieser Prozess wesentlich länger.
Aufrüsten
Ein Desktop-PC kann mit etwas angelesenem Fachwissen einfach um- und vor allem aufgerüstet werden. Wer unsicher ist, der kann auf Youtube Tausende Lehrvideos angucken. Ein Desktop-PC ist auch für Laien nachvollziehbar modular aufgebaut. Komponenten für Desktop-PCs gibt es bei Online-Händlern und auch im stationären Einzelhandel. Etwas komplizierter ist es, wenn das Nadelöhr die CPU ist und der Chipsatz keine schnellere Ausführung unterstützt. Dann muss das Motherboard ausgetauscht werden. In diesem Fall sind manche Komponenten womöglich nicht mehr kompatibel. Vorbereitung ist alles.
Der entscheidende Moment für die Lebensdauer eines Desktop-PCs ist genau zu diesem Zeitpunkt - denn mit einem vielseitigen, zukunftsfähigen Motherboard kann der Rechner über mehrere Jahre immer wieder mit neuer Hardware und womöglich gar neuen CPUs ausgestattet werden. Bei Notebooks ist das schon schwieriger. Schon die Erweiterung des Arbeitsspeichers oder eine neue Festplatte wird meist zur Fummelarbeit. Und: Die Garantie ist meist futsch, sobald das Gerät geöffnet wurde.
Quelle: ntv.de