Technik

"This is the President" Einmal in Trumps Fußstapfen treten

In "This is the President" wird man zum Strippenzieher im Weißen Haus.

In "This is the President" wird man zum Strippenzieher im Weißen Haus.

(Foto: THQ Nordic)

Politiker sind alle korrupt und Verbrecher - mit diesem Vorurteil will die Simulation "This is the President" gar nicht erst aufräumen. Im Gegenteil. Der Spieler verkörpert darin einen machthungrigen US-Präsidenten, der nicht dafür zurückschreckt, sich die Hände schmutzig zu machen.

Die Wahl ist gewonnen, ich bin der mächtigste Mann der Welt. Als neuer US-Präsident bin ich aber weder unfehlbar noch bin ich vor dem Gesetz sicher. Und da mein Aufstieg an die Politspitze nicht mit rechten Dingen zugegangen ist, sondern teilweise sogar mit kriminellen Machenschaften, muss ich dafür sorgen, dass ich erst nach meiner Amtszeit dafür belangt werde. Das geht nur mit einem neuen Zusatzartikel in der Verfassung, der mir vollständige Immunität gewährt. Um den beim US-Kongress durchzubringen, muss ich mir aber erneut die Hände schmutzig machen - und auch über Leichen gehen.

Was hier klingt wie ein Monolog aus der Erfolgsserie "House of Cards" und zeitgleich an einen polarisierenden Ex-Präsidenten erinnert, ist die Geschichte hinter der Simulation "This is the President", in der der Spieler in die Rolle eines frisch gewählten US-Präsidenten schlüpft. Die sehr textlastige Geschichte mit viel Witz und Ironie entwickelt sich zu einem echten Thriller, den aber wohl nur politikinteressierte Zocker bis zum Ende durchhalten.

Als US-Präsident muss man auch Entscheidungen von globaler Tragweite fällen.

Als US-Präsident muss man auch Entscheidungen von globaler Tragweite fällen.

(Foto: THQ Nordic)

Die Idee des Spiels aus dem Hause SuperPAC und THQ Nordic ist in jedem Fall erfrischend: Als mächtigster Strippenzieher der USA befehligt man seinen Stab, bestimmte Aufgaben rund um gewichtige Ereignisse des Landes zu erledigen, Dinge zu vertuschen oder auch mal grob zu werden. So richtig trauen kann man dabei niemandem - selbst der eigenen Ehefrau nicht. Auf dem Weg, den 28. Zusatzartikel für die Immunität des Präsidenten durchzuboxen, wird der Spieler in "This is the President" ständig mit neuen Baustellen konfrontiert. Von Orgien mit Beteiligung des Vizepräsidenten über heikle Pressekonferenzen bis hin zu Auftragsmorden liefert das Spiel die ganze Bandbreite an Skandalen, die der Legislaturperiode schnell ein Ende setzen können.

Das sind zwar in der Regel alles fiktive Ereignisse, aber Parallelen zur Realität findet man ziemlich oft. Ein festgefahrener Öltanker im Panamakanal - das kommt einem bekannt vor. Den Austritt aus dem Pariser Klimaschutzabkommen kann man auch gleich zu Beginn rückgängig machen - so wie es Joe Biden auch tat. Klimaschutz spielt in "This is the President" allerdings keine Rolle. Vielmehr geht es darum, sein Ansehen in der US-Bevölkerung zu steigern und Verbündete in den US-Gerichten und im Kongress um sich zu scharen.

Zwischen Anwälten, Hackern und Diplomaten

In monatlichen Aufgaben muss der Spieler dann Probleme rund um das Oval Office und das Weiße Haus lösen. Das passiert auf nationaler und auf internationaler Ebene. Mit dem traditionell wohlgesinnten Israel beginnt man besser keinen Streit, vor Russland und China Schwäche zeigen - ein No-Go. Es gibt einzelne Story-Missionen, die erfüllt werden müssen, bevor man den Monat abschließt.

Vom Stabschef bis zum Pressesprecher: Alle Angestellten bringen spezielle Fähigkeiten mit.

Vom Stabschef bis zum Pressesprecher: Alle Angestellten bringen spezielle Fähigkeiten mit.

(Foto: THQ Nordic)

Optionale Aufgaben können je nach Geschmack und Kapazitäten der Angestellten erfüllt werden. Denn mit jeder Aufgabe steigt deren Stresslevel und ist das völlig ausgereizt, braucht der Angestellte erst einmal Urlaub und steht den Monat nicht mehr zur Verfügung. Anwälte, Hacker, Diplomaten oder Schläger - seine Gefolgschaft kann man sich bunt zusammenstellen, muss aber immer darauf achten, wer für welche Aufgaben eingesetzt wird. Denn davon hängt auch der Erfolg der Missionen ab.

Bei Pressekonferenzen, Ansprachen oder auf Twitter müssen Satzbausteine zu rhetorischen Meisterleistungen zusammengesetzt werden.

Bei Pressekonferenzen, Ansprachen oder auf Twitter müssen Satzbausteine zu rhetorischen Meisterleistungen zusammengesetzt werden.

(Foto: THQ Nordic)

Geld spielt natürlich auch eine Rolle. Zum einen braucht man genügend Budget, um seinen Mitarbeiter zu bezahlen, zum anderen kann man es investieren. Gebe ich das Geld als Spende aus, steigt mein Ansehen in der Bevölkerung. Tausche ich Bares gegen Krypto, kann ich mein Vermögen vergrößern, riskiere aber, Ansehen in der Öffentlichkeit zu verlieren. Natürlich müssen auch Informanten und Whistleblower geschmiert werden, damit die eine oder andere unrühmliche Geschichte nicht ans Licht kommt.

Der Umgang mit der Presse entscheidet ebenfalls über Wohl und Leid des US-Präsidenten. Wählt man in der Pressekonferenz die falschen Worte, verstrickt sich in Widersprüche oder schlägt den falschen Ton an, drehen die Medien daraus schnell einen Strick und das Ansehen bei den US-Bürgern sinkt. Mit Tweets und Interviews kann man dann versuchen, die Missgeschicke geradezurücken - oder macht es sogar noch schlimmer. Das Spiel erlaubt allerdings den Wiedereinstieg zum Monatsbeginn. So kann man quasi in der Zeit zurückspringen und versuchen, bessere Entscheidungen zu treffen.

Die Wahl des geringeren Übels

Manchmal ist aber auch ein rauer Ton oder striktes Handeln der Weg zum Erfolg. In "This is the President" muss man stetig abwägen, welche Entscheidung die bessere oder die weniger schlimme ist und welche Möglichkeiten daraus künftig entstehen.

Money makes the world go round: Auch der US-Präsident muss sein Geld vermehren und kann es in diverse - nicht immer legale - Projekte stecken.

Money makes the world go round: Auch der US-Präsident muss sein Geld vermehren und kann es in diverse - nicht immer legale - Projekte stecken.

(Foto: THQ Nordic)

Hier nur ein Beispiel: Die Begnadigung eines Widersachers aus vergangenen Tagen verkauft sich in der Bevölkerung natürlich wunderbar als Akt der Güte. Hält man sich den neu erkauften Freund nicht warm, packt der plötzlich alte unrühmliche Geschichten aus und es droht das Amtsenthebungs-Verfahren.

Das klingt natürlich alles sehr speziell. Im Grunde ist das auch die größte Schwäche des Spiels. Interesse und ein Basiswissen an US-Politik und den Befindlichkeiten der US-Bürger sind trotz der fiktiven Story fast schon eine Grundvoraussetzung, um sich gespannt durch die Textdialoge zu klicken. Was gleich zu einem weiteren Nachteil des Spiels führt: Es kann durch die vielen Dialogpassagen sehr langatmig werden. Animierte Zwischensequenzen gibt es, der Comic-Look geht da auch voll auf, aber so richtig für Abwechslung sorgen die nicht. Dazu gibt es das Spiel bislang nur auf Englisch - und da wird gemäß dem thematischen Schwerpunkt Politik auch ein ordentliches Niveau vorausgesetzt.

"This is the President" kann man eher wie ein virtuelles Buch sehen, einen Polit-Thriller - und zwar einen guten - dessen Verlauf man aktiv mitschreibt und mitgestaltet. Das Ziel ist zwar immer das gleiche, aber der Weg dorthin variiert. Dazu findet das Spiel eine gute Balance zwischen Spannung, Unterhaltung und vielschichtigen Charakteren. Bei vielen Mitstreitern hat man immer das Gefühl, sie könnten dem US-Präsidenten doch noch in den Rücken fallen. Das lässt sich aber mit Trumpismus leicht lösen: Wer nicht ins Bild passt oder Widerworte gibt, wird einfach gefeuert. Wer also die US-Politik unter der Führung von Donald Trump in den vergangenen Jahren verfolgt hat oder ein kleiner Frank-Underwood-Ultra ist, wird mit dem Spiel auf jeden Fall seine Freude haben.

"This is the President" ist ab sofort für den PC über Steam erhältlich. Kostenpunkt: rund 14 Euro.

Quelle: ntv.de

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