Technik

Viel Zeit und Skill verlangt Fifa 21 stellt Hobby-Zocker auf die Probe

Knipsen mit Haaland und Co. in Fifa 21 war noch nie so vielfältig.

Knipsen mit Haaland und Co. in Fifa 21 war noch nie so vielfältig.

(Foto: EA)

Im Herbst glühen alljährlich die Konsolen. Grund dafür ist die Fußball-Simulation Fifa 21, die ein noch anspruchsvolleres Gameplay bietet. Wer die Neuerungen beherrscht, bringt den Gegner mit abwechslungsreichen Angriffen zur Verzweiflung. Bis dahin kann es aber ein langer Weg werden.

Es darf wieder gejubelt, geschwitzt und geflucht werden - die Fußballsimulation Fifa 21 von EA Sports bringt auch mit seinem neuen Ableger wieder ordentlich Emotionen in die heimischen Wohnzimmer. Während der große Konkurrent Pro Evolution Soccer coronabedingt nur ein Update seiner 2020er Version herausbringt, schicken die Entwickler aus Kanada ein mutmaßlich komplett neues Spiel ins Rennen. Vor allem das Gameplay dürfte für Fans und Intensivzocker der Reihe in diesem Jahr besonders interessant werden. Der Gelegenheitsspieler wird dagegen vor eine Herausforderung gestellt: Um in Fifa 21 wirklich mithalten zu können, muss man sich die neuen Techniken antrainieren und reaktionsschnell anwenden können.

"Skill gap" nennt man im Fachjargon den Unterschied zwischen den Fähigkeiten der Gelegenheitszocker und ambitionierten Spieler. Und diese Lücke ist durch zahlreiche Neuerungen in der Spielmechanik deutlich größer geworden. Vor allem die "kreativen Läufe" sind ein Element, das zum Game Changer werden kann. Per Tastenkombination kann der Spieler von der Rolle des Passgebers in die des Passempfängers schlüpfen. Den Laufweg seiner Anspielstation steuert man dann ganz individuell. Das sorgt für ordentlich Verwirrung beim Gegner, ist aber nicht gerade leicht umsetzbar. Ohne schnelle und präzise Handhabe verliert man ganz schnell das Spielgerät.

Mit dem neuen agilen Dribbling ist zudem eine noch feinere Ballführung möglich, der Gegner kann auf engstem Raum ausgetanzt werden. Allerdings hängt diese Fähigkeit vom Spielertyp ab. Kleine und wendige Kicker wie Lionel Messi oder Eden Hazard beherrschen die Fähigkeit besser als Sturmtanks wie Romelu Lukaku oder Harry Kane.

Und trotzdem sind solche bulligen Stoßstürmer im neuen Fifa nun viel besser einsetzbar. Dafür ist ein gewichtiges Element verantwortlich, das der Zocker nicht selbst übernehmen muss - die "Positioning Personality" bei Gegnern und KI-gesteuerten Mitspielern. Deutlich intelligenter erkennen die Teamkameraden nun Räume und starten entsprechende Laufwege - oder stehen oft goldrichtig. Der "Torriecher" wird somit virtuell richtig gut umgesetzt. Das sorgt in der Offensive für variantenreiche Spielzüge, in der Abwehr nutzt der Computer allerdings auch jede Lücke optimal aus.

Richtig neu ist der Vorstoß in ein deutlich manuelleres Spielerlebnis bei EA nicht. Solch ein ambitioniertes Unterfangen starteten die Entwickler bereits vor zwei Jahren mit einer weniger KI-lastigen Defensive, im letzten Jahr mit erschwerten Abschlüssen. Nach zahlreichen Beschwerden der Fangemeinde und mehreren Patches wurde Fifa dann zugänglicher für ungeübte Spieler.

Entspannt im Managermodus zum Meistertitel

Spaß haben kann man mit Fifa 21 auch ohne die großen Skills, denn die verschiedenen Modi wie eine Karriere als Manager oder Spieler sind deutlich variantenreicher geworden. Bei Transferverhandlungen darf nun kräftig um die Ablöse und später mit dem Spieler um Klauseln und Gehalt gefeilscht werden. Ist der Neuzugang erst einmal angekommen, ermöglichen neue Trainingsoptionen eine zielgenauere Entwicklung.

Durch die neu hinzugefügte interaktive Spielsimulation kann man das Spielgeschehen auf dem virtuellen Taktikbrett verfolgen und jederzeit einsteigen. Den entscheidenden Elfmeter verwandelt man dann höchstpersönlich oder hält in der Schlussphase hinten den Laden dicht.

Straßenfußball in Pariser Hinterhöfen. Die Volta-Schauplätze haben es in sich.

Straßenfußball in Pariser Hinterhöfen. Die Volta-Schauplätze haben es in sich.

(Foto: EA)

Wer es noch etwas storylastiger mag, der kann im Volta-Modus zumindest ein kleines rund zweistündiges Fußballabenteuer erleben. In "The Debut" versucht der Spieler, sich bis zu einem großen Turnier in Dubai vorzukicken und "Endbosse" wie die brasilianische Legende Kaká herauszufordern. Die Streetsoccer-Variante wartet wieder mit Tricks am Fließband und ultradetaillierten Bolzplätzen über den ganzen Globus auf - sogar Budenzauber in der Halle ist möglich. Volta ist nochmal ein Stück individueller geworden, der eigene Straßenfußballer darf mit ordentlich kosmetischen Kleinklein aufgepimpt werden. Einen Einfluss auf das Spielgeschehen hat das allerdings nicht.

Geteiltes Leid, doppelter Spaß

Das Herzstück der Fifa-Reihe bleibt der "Ultimate Team"-Modus. Hier haben die Entwickler den wohl größten Wunsch der Online-Zocker erfüllt. Es gibt mehrere Optionen, im Koop-Modus Punkte und Coins zu sammeln, um sein eigenes Team dann ordentlich aufzurüsten. Das zähe Abarbeiten von 40 Spielen im "Squad Battles"-Modus wird somit endlich erträglich und macht sogar Spaß.

In Ultimate Team gibt es zudem weiterhin die bekannten Modi "Division Rivals", "FUT Champions" und "Squad Building Challenges". An Lizenzen hat das große Franchise die komplette zweite Liga in Italien verloren und die Rechte am AS Rom, der kurzerhand in FC Roma umgetauft wurde. Spielerbilder und Namen bleiben Fifa jedoch erhalten. Das Stadion des eigenen Klubs kann jetzt bunt angepinselt werden, trophäenartige Skulpturen schmücken die Ränge und bei Toren läuft basslastige Disco-Mucke a lá Scooter.

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Am großen Kritikpunkt von Ultimate Team, dem "pay to win"-Charakter, hat sich dagegen nichts getan. Wer in dem Modus ein mit Stars gespicktes und in Online-Spielen wettbewerbsfähiges Team haben möchte, muss investieren - entweder echtes Geld oder enorm viel Zeit. Immerhin haben die Entwickler die Möglichkeiten, über Ziele und Aufgaben die Ingame-Währung zu erspielen, etwas erweitert.

Der größte Negativaspekt des Spiels ist allerdings die Optik. Außer einem aufgehübschten Layout gibt es grafisch so rein gar keine Unterschiede zu Fifa 20. Es ist alles noch stimmig, pompös und dramatisch inszeniert, das Spiel ist aber bereits mit dem Vorgänger an die Grenzen der aktuellen Konsolengeneration gestoßen. Da macht das angekündigte und im Kaufpreis mit inbegriffene Upgrade für die neue Konsolengeneration zumindest etwas Hoffnung. Eine komplett neues Fifa ist es dann also doch nicht geworden, eher eine besonders umfangreiches und zufriedenstellendes Update, das vor allem die ambitionierten und talentierten Spieler belohnt. Wer Zeit investiert, um die Feinheiten zu beherrschen, wird einen großen Vorteil haben - und am Ende auch deutlich mehr Siege feiern.

Fifa 21 ist ab sofort für die Playstation 4, Xbox One und PC erhältlich.

Quelle: ntv.de

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