Technik

Aachener Forscher fündig Kinderpornos in Bitcoin-Blockchain?

Forscher der Universität Aachen finden in der Bitcoin-Blockchain einen Code, der zur Verbreitung von Kinderpornografie gedient haben könnte. Das Problem ist nicht neu, könnte für Kryptowährungen aber brandgefährlich sein.

Schon lange bevor Bitcoin und andere Kryptowährungen eine Art Goldgräberrausch auslösten, gab es Berichte, wonach im Code der zugrunde liegenden Blockchain in Anhängseln für Zusatzinfos (Coinbase) geheime Botschaften versteckt werden können. Unter anderem tauchte 2011 ein ASCII-Bild des damaligen US-Notenbank-Chefs Ben Bernanke in einer Bitcoin-Transaktion auf.

"Bitcoinblog.de" fasste vor vier Jahren zusammen, was alles in der Blockchain verewigt werden kann, wenn man den einen oder anderen Trick anwendet. Unter anderem kann man die Webseite Cryptograffiti nutzen, um Botschaften auszulesen oder selbst zu platzieren. Auch Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto schrieb schon in den allerersten Block eine Botschaft, die auf die Rettungsmaßnahmen für britische Banken im Jahr 2009 anspielte (The Times 03/Jan/2009 Chancellor on brink of second bailout for banks).

Problematik schon länger bekannt

Schon lange ist auch bekannt, dass neben lustigen oder persönlichen Botschaften in der Coinbase auch illegale Inhalte versteckt werden. Auch Signaturen eines Computervirus wurden schon "aus Spaß" im Code untergebracht. So berichtete 2013 unter anderem "CNN Money" darüber, dass in einem Bitcoin-Forum über Links zu pornografischen Inhalten diskutiert wurde, die dort jemand 2011 platziert hatte - möglicherweise um das Bitcoin-Projekt zu sabotieren.

Jetzt hat ein Team der Universität Aachen in Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle Datenschutz an der Goethe-Universität Frankfurt das Thema erneut aufgegriffen und die Blockchain nach illegalen Inhalten durchsucht. In einem wissenschaftlichen Beitrag schreiben sie, unter anderem "mindestens acht Dateien mit sexuellem Inhalt" gefunden zu haben. Zwei davon seien Backups von Link-Listen zu Kinderpornografie. Darunter seien 274 Links zu Websites, wovon 142 zu versteckten Diensten im Tor-Netzwerk führten. Außerdem hätten sie ein Bild einer nackten jungen Frau entdeckt, das in einem Forum als kinderpornografisch bezeichnet wird, schreiben die Forscher. Allerdings gäbe es keine klaren Beweise und aus ethischen Bedenken verzichteten sie auf eine Veröffentlichung des Fotos.

Besitz von Blockchains illegal?

Neu sind die Erkenntnisse also nicht, aber sie könnten trotzdem äußerst brisant sein. Die Existenz von illegalen Inhalten in der Blockchain sei eine Bedrohung für alle Kryptowährungen, schreiben die Forscher in ihrem Fazit. Es gäbe zwar noch keine entsprechenden Urteile, aber in Deutschland, Großbritannien, den USA und anderen Ländern seien der Besitz und die Verbreitung von kinderpornografischen Inhalten streng verboten. Somit bestehe die Gefahr, dass die Speicherung einer Blockchain illegal ist. Die problematischen Inhalte zu entfernen, ist der Natur der Blockchain entsprechend nicht möglich.

Ein Mitarbeiter der Universität schrieb einem Mitglied des Coinforum zu der Problematik: "Technisch gesehen kann der Einzelne dies umgehen, indem er sich weigert, die Blockchain vollständig herunterzuladen (und zu verifizieren), was aus Effizienzgründen teilweise bereits geschieht. Allerdings ist es für die Sicherheit von Bitcoin kritisch, dass die vollständige Blockchain genügend oft auf der Welt repliziert ist und dadurch für neue Nutzer vollständig und selbstständig verifizierbar bleibt. Ein "Wegwerfen" der Blockchain ist also eher als selbstsüchtig zu betrachten und idealerweise zu vermeiden (aus Sicht der gesamten Bitcoingemeinde)."

Quelle: ntv.de, kwe

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