WWDC der Vernunft iOS 12 wird langweilig gut
04.06.2018, 22:06 Uhr
Apple-CEO Tim Cook präsentiert die geplanten Neuerungen gewohnt selbstsicher.
(Foto: AP)
Beim diesjährigen WWDC verzichtet Apple auf alle Schnörkel und konzentriert sich voll auf die Funktionalität seiner Betriebssysteme. Sie sollen wieder so stabil und sicher wie früher werden. Das gilt vor allem für iOS. n-tv.de zeigt, was sich ändert.
Nachdem es im vergangenen Jahr noch mehrere neue Geräte zu sehen gab und die Betriebssysteme viele Neuerungen erhalten haben, veranstaltete Apple diesmal eine sehr puristische WWDC - man könnte auch sagen eine langweilige Entwicklerkonferenz. Aber es ist im Interesse der Nutzer, denn Grund für die Zurückhaltung sind vor allem viele Fehler, die in jüngster Vergangenheit nervige Probleme hervorriefen, die Sicherheit gefährdeten und Apple immer wieder zu Updates von Updates zwangen.
Auch das iPhone 5s ist dabei
Die wichtigste Nachricht für Besitzer älterer iPhones und iPads: iOS 12 erhalten alle Geräte, auf denen iOS 11 läuft - vom iPhone 5s, das 2013 eingeführt wurde, bis zum iPhone X. Und das neue Betriebssystem soll leistungsfähiger als der Vorgänger sein. So soll die Kamera bis zu 70 Prozent schneller sein und die Tastatur bis zu 50 Prozent zackiger reagieren. Und selbst wenn das System stark belastet ist, sollen Apps bis zu doppelt so fix wie bisher starten.
Bei den neuen Funktionen war zunächst Augmented Reality (AR) an der Reihe, die Apple als enorm wichtige Zukunftstechnologie betrachtet und weiter ausbaut. Neben einem verbesserten Entwickler-Kit kommt mit iOS 12 ein neues Dateiformat, das die Einbindung von AR in vielen Apps ermöglichen soll. Außerdem wurde die Kombination von Umgebung und virtuellen Objekten verbessert.
Schnellzugriffe für Siri
Wichtig für Apple ist es Siri zu verbessern, da der digitale Assistent weit hinter der Konkurrenz von Google, Amazon und Microsoft zurückgeblieben ist. So unterstützt Siri jetzt mehr Apps von Drittentwicklern und hat Schnellzugriffe bekommen. Mit dieser App können Nutzer mit einem oder wenigen Worten Informationen zu bestimmten Szenarien abrufen, beispielsweise alles, was sie zum Beginn eines Arbeitstages benötigen.
Siri erkennt jetzt außerdem besser selbst, in welcher Situation sich ein Nutzer befindet und macht entsprechende Vorschläge. So rät der Assistent vor einem Kinobesuch beispielsweise, dass iPhone lautlos zu stellen.
Hilfe und Verführung
Apple hat auf Kritik reagiert, seine Geräte könnten süchtig machen. Das Unternehmen gibt Nutzern mit iOS 12 daher mehrere Funktionen, mit denen sie sich etwas von ihrem iPhone loslösen können – wenn sie es möchten. So können sie sich unter anderem Zeitlimits für bestimmte Apps einrichten oder sich seltener durch Benachrichtigungen stören lassen. Diese Infos werden jetzt übrigens im Lockscreen endlich gruppiert angezeigt.
Direkt nach den Funktionen, die Nutzer unabhängiger von ihrem Gerät machen sollen, stellte Apple neue Animojis vor, die vermutlich das genaue Gegenteil davon bewirken. Nutzer können jetzt nämlich ihre persönlichen "Meemojis" erstellen, indem sie ihr Gesicht mit der True-Depth-Kamera des iPhone X scannen. Und durch eine neue "Zungenerkennung" können sie jetzt noch mehr Grimassen schneiden.
Gruppenchats in Face Time
Mit Face Time sind nach dem Update Gruppenchats mit bis zu 32 Personen möglich. Auch das ist wie viele gezeigte Funktionen nicht wirklich neu, Apple hat die Funktion aber besonders unkompliziert gestaltet und man kann dabei sein Meemoji einsetzen. Es ändert sich aber nichts daran, dass Face Time Apple-only bleibt, wodurch alle Freunde oder Kollegen mit Android-Geräten ausgeschlossen bleiben. Das wiederum macht die Funktion ziemlich unnütz.
Der nächste Programmpunkt war watchOS. Dabei hat Apple offenbar die Situation akzeptiert, dass die Stärken der Apple Watch bei Benachrichtigungen, Fitness- und Gesundheitsfunktionen liegt und es weniger interessant für Entwickler ist, neue Apps für die Plattform zu schreiben. Daher stellte Apple vor allem Verbesserungen in diesen Bereichen vor. Unter anderem haben Sportler jetzt weitere Funktionen hinzubekommen, mit denen sie sich anspornen können. Interessant: Man kann die Apple Watch jetzt wie ein Walkie-Talkie benutzen. Auch auf die Apple Watch kommen Siri-Schnellzugriffe.
Dunkle Wüste
Nachdem noch einige Neuerungen für Apple TV wie die Unterstützung von Dolby Atmos gezeigt wurden, stellte Apples Software-Chef macOS "Mojave" vor. Das Betriebssystem für Mac-Rechner erhält einen neuen Dunkel-Modus. Die dunkelgrauen Hintergründe kennt man beispielsweise aus Foto-Programmen und wirkt viel eleganter als der helle Standard-Modus. Außerdem schont er die Augen und sollte etwas Strom sparen.
"Stacks" helfen den Schreibtisch aufzuräumen, indem sie Dateien basierend auf dem Typ automatisch in übersichtliche Gruppen stapeln. Benutzer können ihre Stacks aber auch nach anderen Dateiattributen wie Datum und Tags sortieren.
Der Safari-Browser kann jetzt bei Videos Screenshots anfertigen und Finder erlaubt bereits in der Vorschau, Fotos oder PDFs zu bearbeiten. Schließlich bekommt der App Store eine Runderneuerung, die sehr an das Design des iOS-Store erinnert.
Lobenswert ist, dass Apple in Safari die Privatsphäre seiner Nutzer stärkt, indem es das Tracking weiter erschwert und Warnungen anzeigt, wenn dies versucht wird – beispielsweise von Facebook. Außerdem versucht Safari Schnüfflern das Leben schwer zu machen, indem er einen Mac anonymisiert. Das heißt, der Browser verschleiert die Systemkonfiguration, durch die ein Nutzer identifiziert werden kann.
Quelle: ntv.de