Afghanistan

Nach der Eroberung Kabuls durch die Taliban fliegen Deutschland und andere Länder Tausende Ortskräfte aus Afghanistan aus. Die Sorge um ihre Sicherheit ist berechtigt: Laut UN haben die Taliban seit August Dutzende Ortskräfte und ehemalige afghanische Beamte getötet.

Im vergangenen Sommer zogen sich westliche Streitkräfte überhastet aus Afghanistan zurück. Mit Evakuierungsflügen retteten sie Tausende Ortskräfte. Doch Großbritannien ließ einige von ihnen womöglich im Stich - zugunsten von Haustieren und auf Anweisung von Premierminister Johnson.

Seit seinem Amtsantritt als US-Präsident sind Joe Bidens Zustimmungswerte deutlich gesunden. In seiner Bilanzrede verweist Biden auf erreichte Fortschritte bei der Impfrate und der Schaffung von Jobs. Aber vieles ist ihm auch um die Ohren geflogen: große Pläne im Kongress, der US-Abzug aus Afghanistan.

Unter der Hand der Taliban gilt in Afghanistan ein strenges Musizierverbot. Selbst beim Autofahren darf künftig keine Musik mehr gehört werden. Ein kürzlich veröffentlichter Twitter-Clip zeigt, auf welch drastischem Weg die Taliban ihre Verbote durchsetzen.

Der Außenminister der in Afghanistan regierenden militant-islamistischen Taliban hat im Nachbarland Iran den Anführer des Anti-Taliban-Widerstandes getroffen.

Öffentlicher Widerspruch ist in Afghanistan selten geworden. In einer TV-Debatte im November tituliert Professor Dschalal einen Taliban-Sprecher im Eifer des Gefechts als "Kalb" und fordert Redefreiheit und Reformen. Nun ist er abgeholt worden. Viele machen sich Sorgen um sein weiteres Schicksal.

Bislang stuft der Bund Afghanistan nicht als "Herkunftsland mit guter Bleibeperspektive" ein. Bundesinnenministerin Faeser will das ändern, damit afghanische Asylbewerber bessere Chancen auf ein Bleiberecht in Deutschland haben. In Faesers Ministerium herrscht aber wohl Skepsis.

Nach dem chaotischen Abzug westlicher Truppen aus Afghanistan wurden zahlreiche einstige Ortskräfte der Bundeswehr und anderer deutscher Einrichtungen ausgeflogen. Doch noch immer warten rund 20.000 Menschen auf die Möglichkeit, nach Deutschland einzureisen.

Als im Sommer die Taliban in Afghanistan die Macht ergriffen, sei die Führung in der Hauptstadt Kabul vorbereitet gewesen, sagt der ehemalige Außenminister des Landes. Zudem berichtet er von den letzten Tagen in seiner Heimat und kritisiert das Vorgehen der internationalen Truppen.

Afghanistan wird von einer Hungersnot bedroht. "Augenfällig ist die sehr große Armut", sagt Caritas-Büroleiter Stefan Recker im Interview - und spricht über seine Rückkehr nach Kabul und die Willkür der Taliban.

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