Agrarpolitik

Traktoren überall: In ganz Deutschland protestieren heute wieder viele Landwirte gegen eine aus ihrer Sicht verfehlte Agrarpolitik. Doch was stößt dem Berufsstand genau auf? Von Johannes Graf

Gegen aus ihrer Sicht zu harte Umweltauflagen gehen bundesweit Landwirte auf die Straße. Schwerpunkt der Aktionen ist neben der Hauptstadt Nürnberg. Am Samstag treten dann Vertreter der Gegenbewegung auf den Plan.

Julia Klöckner zerstört Visionen einer heilen "Bullerbü"-Welt: Landwirtschaft funktioniere heute nicht mehr so wie in vormodernen Zeiten. "Damit werden wir die Menschen nicht ernähren können", sagt die Ministerin mit Blick auf angekündigte Proteste. Bauern sollen in Zukunft sogar noch effizienter arbeiten.

Deutschlands Landwirte sind "sauer". Sauer auf die Agrarpolitik der Bundesregierung. Gegen die neuen Umweltschutzmaßnahmen protestieren Tausende Bauern lautstark in Berlin. Dabei sorgen sie sich nicht allein um ihre Zukunft, sondern auch um ihr Image. Von Hedviga Nyarsik

Die Wut ist groß, der Aufstand auch: Tausende Landwirte verbringen den Tag nicht auf dem Hof, sondern in Berlin. In ihren Traktoren protestieren die Bauern gegen die deutsche Agrarpolitik, die sie als existenzbedrohend ansehen. Umweltministerin Schulze bekommt das deutlich gezeigt.

Zehntausende Bauern ziehen mit ihren Treckern in deutsche Städte und blockieren die Straßen. Sie protestieren damit gegen die Landwirtschaftspolitik der Regierung, die sie als "praxisfern und zu bürokratisch" empfinden. Landwirtschaftsministerin Klöckner findet, sie mute den Bauern nicht zu viel zu.

• Video Bauern fahren lautstarken Protest auf

Hafermilch wird derzeit mit 19 Prozent besteuert, Fleisch dagegen nur mit 7 Prozent - völlig falsch, finden Agrarpolitiker von SPD und Grünen. Sie fordern eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Fleisch. Die Mehreinnahmen sollen dem Tierwohl zugutekommen.

• Video Wird Fleisch bald deutlich teurer?

Das EU-Recht bietet die Möglichkeit, kleinere Landwirtschaftsbetriebe von der Mehrwertsteuer zu entlasten. Deutschland gewährt diese Ausnahme aber grundsätzlich fast allen Bauern, auch großen Unternehmen. Die EU-Kommission will Deutschland deshalb verklagen. In einer zweiten Sache droht sie vorerst nur.

Zehntausende demonstrieren in Berlin gegen Glyphosat und Massentierhaltung. Doch die deutsche Agrarpolitik und ihre Mängel interessieren längst nicht mehr nur erklärte Naturschützer - die Proteste bekommen immer mehr Zulauf.

Dino statt Himbeere: Wie beim Film verleihen auch Umweltschützer eine Auszeichnung für besonders schlechte Machwerke. Für seine "rücksichtslose Blockade einer umweltfreundlichen Agrarreform" wird Bauernpräsident Rukwied dieses Jahr diese zweifelhafte Ehre zuteil.