Wirtschaft

Achtung, Luftloch bei Anleihen! Air-Berlin-Anleger müssen sich anschnallen

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Die Aktie von Deutschlands zweitgrößter Airline ist seit Jahren im Sinkflug. Die Anleihen halten sich bislang relativ gut. Doch schon bald könnten sie auf die Dauerturbulenzen an der Börse reagieren.

Eine Passagiermaschine von Etihad Airways hatte vergangenen Woche auf dem Weg nach Indonesien mit schweren Turbulenzen am Himmel zu kämpfen. Tote gab es zum Glück nicht, aber 30 Verletzte waren zu beklagen. Dauer-Stress hat die Fluggesellschaft aus Abu Dhabi nur mit seiner deutschen Beteiligung Air Berlin. Die zweitgrößte deutsche Fluglinie steckt in einer Krisenschleife. Im vergangenen Jahr flog sie einen Rekordverlust von knapp 447 Millionen Euro ein.

Während die Firma den zunehmenden Preisdruck zu spüren bekam, hat sie im Gegensatz zu vielen anderen Konkurrenten nicht von den sinkenden Treibstoffpreisen profitiert. Grund: Air Berlin hat den Kerosineinkauf im Voraus und damit aus heutiger Sicht zu viel zu hohen Preisen abgeschlossen. Außerdem schlugen Kosten für den Konzernumbau und weitere Sondereffekte mit insgesamt 92 Millionen Euro zu Buche. Wegen des erneuten Verlusts verschlechterte sich die Bilanz weiter, weshalb nun ein negatives Eigenkapital von 799,4 Millionen Euro zu Buche steht. Gleichzeitig kletterte die Nettoverschuldung von 804,3 auf 877,9 Millionen Euro.

Wann kommt der Turnaround?

"In den nächsten Monaten könnte es zu weiteren Turbulenzen kommen", glaubt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets.

"In den nächsten Monaten könnte es zu weiteren Turbulenzen kommen", glaubt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Zahlen zeigen unmissverständlich, dass die Zukunft von Air Berlin praktisch ausschließlich am Wohlwollen des Partners Etihad hängt. Mit seinem Anteil von 29,21 Prozent an Air Berlin und mit immer neuen Geldspritzen hält er die Berliner praktisch in der Luft. Vorstandschef Stefan Pichler arbeitet unter Hochdruck am Turnaround. Völlig unklar ist jedoch, ob und wann Air Berlin jemals schwarze Zahlen schreiben wird.

"Im Jahr 2016 werden wir von der relativ günstigen Kerosinpreisentwicklung in Höhe von 250 Millionen Euro profitieren", hat Pichler versprochen. Im zweiten Halbjahr sollen die Kostensenkungen auf das Ergebnis durchschlagen. Auf eine konkrete Ergebnisprognose müssen Investoren aber weiterhin warten. Im November, bei Vorlage der Strategie, hieß es noch, 2016 sei der "Turningpoint" und Air Berlin innerhalb von 12 bis 18 Monaten profitabel.

Gewinnschätzungen im freien Fall

Immerhin hat sich Air Berlin seit Jahresanfang 325 Millionen Euro an zusätzlichen Finanzmitteln gesichert. 75 Millionen Euro stammen dabei aus einem Darlehen von Etihad. Der Rest seien Bankkredite, für die Etihad eine Bürgschaft übernommen hätte, sagte Finanzchef Arnd Schwierholz. "Damit ist die Finanzplanung ausreichend gesichert." Das Geld braucht Air Berlin dringend, weil ihre Ergebnisschätzungen zusehends sinken. Für 2016 prognostizieren Analysten einen Verlust von rund 220 Millionen und für 2017 von 160 Millionen Euro. Umso abhängiger wird Air Berlin von Etihad.

Wegen der sich zusehends eintrübenden Geschäftsperspektiven ist der Börsenwert von Air Berlin auf 90 Millionen Euro implodiert – ein weiterer Sinkflug ist nicht ausgeschlossen. Das könnte bald auch für kräftige Turbulenzen bei den Anleihen sorgen, da sie häufig mit Zeitverzug auf den Aktienpreisverfall reagieren. Noch notiert die am 19. April 2018 fällige Anleihe bei 97,5 Prozent. Die sich daraus ergebende aktuelle Rendite von 10,3 Prozent zeigt aber, wie hoch Investoren das Risiko inzwischen einschätzen.

Die Besitzer von Air Berlin-Anleihen sollten sich gut anschnallen. "In den nächsten Monaten könnte es zu weiteren Turbulenzen kommen", glaubt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets. "Anleihebesitzer sollten sich der sehr hohen Risiken bewusst sein, schließlich läuft die Anleihe noch zwei Jahre", warnt daher Stanzl.

Quelle: ntv.de

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