"Bestmögliche Schätzung" Musk verspricht zwei Millionen Robo-Taxis pro Jahr
24.10.2024, 07:32 Uhr Artikel anhören
Ab 2026 soll Tesla autonom fahrende "Cybercabs" millionenfach produzieren. Außerdem verspricht Musk, schon im nächsten Jahr ein billigeres Modell auf den Markt zu bringen. Die Ankündigungen begeistern Anleger. Ein Präsident Trump könnte ihm helfen, die behördlichen Angaben zu umgehen.
Elon Musk legt bei seinen vollmundigen Versprechen, Tesla zum führenden Anbieter selbstfahrender Autos zu machen, noch einmal nach. Man werde jährlich mindestens zwei Millionen Fahrzeuge des spezialisierten Robotaxi-Modells "Cybercab" bauen, "am Ende vielleicht vier Millionen", sagte Musk zur Vorstellung frischer Quartalszahlen. Er schränkte ein, dass die Vorhersage seine "bestmögliche Schätzung" sei. Außerdem werde ohnehin jedes aktuelle Tesla-Elektroauto in der Lage sein, autonom zu fahren.
Musk bekräftigte, das Robotaxi solle 2026 bereits in größeren Mengen produziert werden. Schon seit 2016 verkündete er immer wieder, dass Tesla bald autonom fahrende Autos haben werde. Jedoch ist Teslas "Autopilot"-Software auch in der fortgeschrittenen Version bisher nur ein Fahrassistenz-System, bei dem der Mensch am Steuer in der Verantwortung bleibt und jederzeit bereit sein muss, die Kontrolle zu übernehmen.
Robotaxis gibt es bei der Konkurrenz schon
Unterdessen macht die Google-Schwesterfirma Waymo in vier US-Städten mehr als 100.000 Fahrten mit Passagieren pro Woche ohne einen Menschen am Steuer. Allerdings steckt in den zu selbstfahrenden Autos umgebauten Jaguaren von Waymo zusätzliche Technik für mehr als 100.000 US-Dollar, was es schwieriger macht, damit Geld zu verdienen.
Musk hofft dagegen, selbstfahrende Autos nur mit Kameras statt teurerer Laser-Radare hinzubekommen. Gelingt das, hätte Tesla einen enormen Kostenvorteil - und bereits mehrere Millionen dazu fähige Fahrzeuge auf der Straße. Allerdings bezweifeln viele Branchenexperten, ob das überhaupt verlässlich möglich ist.
Fahrdienst-App im internen Test
Tesla teste im Silicon Valley bereits intern einen automatisierten Fahrdienst für Mitarbeiter, allerdings mit Sicherheitsfahrern am Steuer. Die Ankündigungen elektrisierten Anleger trotz der vielen verstrichenen Fristen in der Vergangenheit: Die Tesla-Aktie verbuchte im nachbörslichen US-Handel am Mittwoch ein Plus von rund zwölf Prozent.
Der von Musk vor rund zwei Wochen bei einer Show in Hollywood präsentierte "Cybercab"-Prototyp hatte weder Lenkrad noch Pedale. Solche Fahrzeuge können nach bisherigen US-Regeln nur mit spezieller Genehmigung in kleiner Zahl auf die Straßen gebracht werden. Zudem unterscheiden sich die Vorschriften für selbstfahrende Autos von Bundesstaat zu Bundesstaat.
Trump soll Musk in Aufsichtsgremium setzen
Hier könnte allerdings Musks Unterstützung für den Ex-Präsidenten Donald Trump ins Spiel kommen, der wieder ins Weiße Haus einziehen will. Trump hatte in Aussicht gestellt, bei seinem Wahlsieg Musk an die Spitze eines Gremiums zur Kontrolle der Staatsausgaben zu setzen. Wenn es dazu komme, werde er sich dafür einsetzen, dass es eine landesweite Regelung zur Zulassung autonomer Autos gibt, "für alle, nicht nur für Tesla", versprach Musk. Er bekräftigte, dass selbstfahrende Teslas im kommenden Jahr in Texas und Kalifornien auf der Straße sein sollen.
Im ersten Halbjahr 2025 will Musk schließlich auch ein günstigeres Tesla-Modell auf den Markt bringen. Solange es keinen "großen Krieg" oder "himmelhohe Zinsen" gebe, werde das Modell das Absatzwachstum 20 bis 30 Prozent hochtreiben, erklärte der Tech-Milliardär. Tesla steigerte die Verkäufe immer wieder rasant - doch 2024 ist unklar, ob die Auslieferungen nicht unter die Vorjahresmarke von gut 1,8 Millionen Fahrzeugen fallen.
Cybertruck-Absatz steigt
Im vergangenen Quartal stiegen die Auslieferungen um sechs Prozent auf knapp 463.000 Fahrzeuge. Den Löwenanteil davon machten mit rund 440.000 Wagen die günstigeren Modelle 3 und Y aus. Allerdings folge der neue Elektro-Pickup Cybertruck ihnen nun auf dem dritten Platz in der Rangliste der in den USA verkauften Elektrofahrzeuge, teilte Tesla ohne eine konkrete Absatzzahl mit.
Beim Quartalsumsatz verfehlte Tesla knapp die Analysten-Prognosen. Die Erlöse stiegen im Jahresvergleich um acht Prozent auf knapp 25,2 Milliarden US-Dollar - entgegen den erwarteten 25,4 Milliarden US-Dollar. Dabei spielte auch das Geld eine Rolle, das Tesla mit dem Verkauf von CO2-Zertifikaten an Autobauer mit Verbrennungsmotoren einnimmt. Im reinen Autogeschäft stieg der Umsatz um zwei Prozent auf gut 20 Milliarden US-Dollar.
Insgesamt stieg der Tesla-Gewinn im Jahresvergleich um 17 Prozent auf rund 2,17 Milliarden US-Dollar. Beim bereinigten Gewinn pro Aktie waren es 72 US-Cent - während Analysten nur mit 58 US-Cent gerechnet hatten.
Quelle: ntv.de, gri/dpa