Strenger als in der ersten Runde Banken-Stresstests laufen an
02.03.2011, 21:07 Uhr
Auf die Banken kommen anstrengende Wochen zu.
(Foto: picture alliance / dpa)
Europas Großbanken werden wieder auf Herz und Nieren geprüft. Noch in dieser Woche läuft ein neuer Stresstest für die Institute an. Die neue Europäische Bankenaufsicht EBA will aus der Kritik lernen und noch strenger und seriöser vorgehen, als vor einem Jahr. Welche Maßstäbe angelegt wurden und wie die Ergebnisse ausfielen, wird jedoch erst einmal unter Verschluss bleiben.
Der Startschuss für den neuen europäischen Großbanken-Stresstest fällt noch in dieser Woche. Die neu eingerichtete EU-Bankenaufsicht EBA will mit dem Belastungstest herausfinden, ob die Institute in diesem Jahr für eine neue Finanzkrise gerüstet wären. Die Bundesbank hat die deutschen Institute für den 11. März zusammengetrommelt, um über Details der neuen Belastungsprobe zu sprechen. "Da werden die Spielregeln definiert", sagte der Chef der DZ Bank, Wolfgang Kirsch. Die Federführung liegt bei der neuen Europäischen Bankenaufsicht EBA. Deren Chef Andrea Enria kündigte in London an, die Geldhäuser dieses Mal härter auf Herz und Nieren zu prüfen als vor einem Jahr: "Wir müssen aus der Vergangenheit lernen und zu einer strengeren und seriöseren Überprüfung kommen."
Bis Freitag sollen die Krisenszenarien an die teilnehmenden Banken verteilt werden, die anschließend dazu Stellung nehmen können, teilte die EBA Mittwochabend in London mit. Erst am 18. März soll veröffentlicht werden, wie viele und welche Institute sich dem Test unterziehen müssen und wie die Szenarien aussehen. Erwartet wird, dass die EBA mindestens jene 91 Banken testet, die schon 2010 ausgewählt worden waren. Sieben von ihnen waren durchgefallen, darunter die verstaatlichte Hypo Real Estate aus München - aber keine der irischen Banken, die den Staat vor kurzem ins Wanken gebracht hatten. EU-Vertreter hatten angemahnt, die Kriterien in diesem Jahr zu verschärfen.
Unterschiedliche Risiken
Wie schon 2010 hat die Europäische Zentralbank (EZB) ein "Negativszenario" entworfen, in dem die Widerstandskraft der Banken gegen Schocks am Immobilienmarkt, bei den Zinsen und bei Staatsanleihen geprüft werden soll - wobei sich die Risiken von Land zu Land unterscheiden. Erst im April will die EBA aber die angewandte Testmethode veröffentlichen, weil daran auch der europäische Systemrisikorat ein Wort mitreden soll. Erst dann ist klar, an welchen Maßstäben die Institute gemessen werden - etwa welche Kernkapitalquoten sie mindestens erreichen müssen. Zu diesem Zeitpunkt müssen sie die Fragebogen schon beantwortet haben. Im Juni will die Behörde die Ergebnisse des Stresstests vorlegen. Vorher sollen sich die mit der Durchführung betrauten nationalen Bankenaufseher gegenseitig auf die Finger schauen.
Nach dem ersten europaweiten Bankenstresstest 2010 hatte es Kritik gehagelt. Die Methodik wurde von vielen im Nachhinein als zu lax abgetan, denn von den 91 getesteten Instituten waren nur wenige durchgefallen. Dazu zählte kein einziges irisches Institut, obwohl Irland nur kurze Zeit später Milliarden in seine Banken stecken musste.
"EBA will Zähne zeigen"
"Die EBA wird ihre Zähne zeigen wollen", sagte DZ-Bank-Chef Kirsch. Er stelle sich daher auf strengere Test ein. In welcher Form die Ergebnisse veröffentlicht würden, sei noch offen, betonte er - und schob nach: "Regulatorik sollte im Stillen stattfinden. Wir brauchen Stabilisierung."
EBA-Chef Enria deutete bereits an, wie der neue Stresstest aussehen könnte: Nach seinen Worten soll vor allem das makroökonomische Szenario erheblich verschärft werden. In den Prüfungen werden die Auswirkungen einer Wirtschaftskrise auf die Bankergebnisse untersucht. Wichtig sei auch, ein staatliches Fangnetz für Banken aufzuspannen, die bei den Tests durchfallen. "Wir können nicht einfach Daten von Kapitalengpässen bei Banken veröffentlichen und am nächsten Tag stellt ihnen niemand mehr Kapital zur Verfügung."
Quelle: ntv.de, rts