Entgelte könnten steigen Behörde will Netzbetreibern höhere Rendite zugestehen
07.06.2023, 16:16 Uhr Artikel anhören
bei neuen Anlagen könnte die Eigenkapitalverzinsung auf mehr als sieben Prozent steigen.
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Der Ausbau der Energienetze kostet Milliarden. Die zuständige Regulierungsbehörde will den Unternehmen nun größere Anreize für Investitionen bieten. Am Ende könnte dies zu höheren Kosten für die Stromversorgung führen.
Die Bundesnetzagentur will den Strom- und Gasnetzbetreibern höhere Renditen einräumen und damit den Netzausbau für die Erneuerbaren Energien vorantreiben. Behördenchef Klaus Müller verwies insbesondere auf "die aktuelle Entwicklung des Zinsumfelds", es brauche daher "spürbare Anreize für Investitionen bei den Netzbetreibern". Für die Verbraucher könnten dadurch die Kosten steigen. Nach einer neuen Berechnung könne es für Investitionen in neue Anlagen ab nächstem Jahr eine Eigenkapitalverzinsung von rund 7,09 Prozent nach derzeit 5,07 Prozent geben, teilte die Behörde mit. Für Investitionen in Altanlagen bleibe es bei den festgelegten 5,07 Prozent.
Netzbetreiber wie EON, EnBW und zahlreiche Stadtwerke fordern seit längerer Zeit höhere Renditen und verweisen etwa auf die gestiegenen Zinsen und die hohe Inflation. Die Kosten in Milliarden-Höhe werden auf die Strom- und Gaskunden umgelegt. Die Aktien von EON und EnBW legten um gut zwei Prozent zu.
Netzagentur-Präsident Müller betonte, dass gleichzeitig der langfristig zu niedrigen Zinsen finanzierte Bestand nicht übermäßig vergütet werden soll. "Die Renditen der Netzbetreiber werden von den Netznutzern bezahlt, also Haushalten, Industrie und Gewerbe. Die Mehrbelastung dort muss auf das Notwendigste begrenzt bleiben", erklärte Müller.
Anpassung künftig jährlich
Die Höhe des Eigenkapitalzinses hat auch Einfluss auf die Preise, die von den Strom- und Gasverbrauchern zu zahlen sind. Denn jeder Stromlieferant muss für die Nutzung der Stromleitungen ein Nutzungsentgelt bezahlen, das über die Stromrechnung an die Verbraucher weitergegeben wird. Je höher der Eigenkapitalzins, desto höher auch die Netzentgelte. Welche Steigerungen zu erwarten sind, teilte die Bundesnetzagentur nicht mit.
Der größte europäische Netzbetreiber EON sprach von einem ersten Schritt in die richtige Richtung. "Mit der Energiewende geht ein enormer Investitionsbedarf in die Verteilnetze einher", sagte ein Sprecher. Millionen dezentrale Erzeugungsanlagen und neue Verbraucher wie Wärmepumpen und Wallboxen müssten in das Verteilnetz integriert werden. Dies müsse sich in den regulatorischen Rahmenbedingungen insgesamt widerspiegeln. Bei der Neufestlegung werde allerdings die Verzinsung des Bestandsvermögens außen vorgelassen. Die Netzagentur kündigte an, den Unternehmen nun Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben und bis Ende des Jahres eine Entscheidung zu fällen.
Zudem plant Müller eine flexiblere Gestaltung der Eigenkapitalzinsen. Sie sollen nicht mehr wie bisher alle fünf Jahre, sondern jedes Jahr festgelegt werden. "Wir wollen uns vielmehr Jahr für Jahr die Zinsentwicklung anschauen und entsprechend agieren können", sagte der Behördenchef dem "Handelsblatt". Eine starre Festlegung sei nicht sinnvoll. Bis August haben Verbände und Unternehmen jetzt die Möglichkeit, sich zu den Vorschlägen der Bundesnetzagentur zu äußern. Ende des Jahres will die Behörde die Zinssätze dann endgültig festlegen.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/AFP