Wirtschaft

Im großen Stil abgezogen Benko soll Lebensstil mit Firmengeldern finanziert haben

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Österreich, Deutschland, Italien: Benko beschäftigt Ermittler in mindestens drei Ländern.

Österreich, Deutschland, Italien: Benko beschäftigt Ermittler in mindestens drei Ländern.

(Foto: picture alliance/dpa/APA)

Seit voriger Woche sitzt René Benko in Untersuchungshaft. Ermittlungsunterlagen bestätigen einem Bericht zufolge nun, dass der Ex-Milliardär große Vermögenswerte vor dem Insolvenzverwalter getarnt haben soll.

Der in Untersuchungshaft sitzende Tiroler Investor René Benko soll im großen Stil Gelder aus Firmen abgezogen haben, um seinen aufwändigen Lebensstil zu finanzieren. 2022 habe er seinen privaten Lebensunterhalt nur zu einem Viertel aus eigenen Einkünften bestritten. Im Zeitraum Januar 2023 bis Februar 2024 sei es sogar nur ein Fünftel gewesen, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) und beruft sich auf ihr vorliegende Ermittlungsunterlagen.

Der weit überwiegende Teil der Ausgaben für Luxusimmobilien, teure Autos, Uhren und Waffen, Leibköche und Butler, sei aus Überweisungen zahlreicher Gesellschaften bestritten worden, die Benko selbst veranlasst haben soll. Sie seien mit harmlosen Verwendungszwecken getarnt worden, so die SZ unter Berufung auf entsprechende Ermittlungsergebnisse der "Soko Signa". Diese werfe Benko vor, teure Wertgegenstände bewusst dem Insolvenzverwalter verheimlicht zu haben, um sie vor seinen zahlreichen Gläubigern in Sicherheit zu bringen.

Bestätigt hat sich offenkundig der Verdacht, dass Benko bis unmittelbar vor seiner Festnahme am vergangenen Freitag über große Vermögenswerte verfügen konnte, die in der sogenannten Laura Privatstiftung gelagert sein sollen. Obwohl die Stiftung offiziell auf Benkos Mutter Ingeborg, 74, läuft und ihr Sohn keine Zugriffsrechte hat. Nach SZ-Informationen vermuten die Wiener Ermittler bei einer weiteren in Liechtenstein angesiedelten Privatstiftung namens Ingeborg große Gold- und hohe Bargeldbestände.

Familienstiftungen im Visier

Der Insolvenzverwalter will in einem Gerichtsverfahren die Kontrolle über die Familienstiftungen im Umfeld des österreichischen Immobilieninvestors erlangen. Bei einer ersten Verhandlung am Landgericht Innsbruck wurde vorerst noch kein Urteil gefällt.

Im Zuge des Zusammenbruchs seiner Immobilien- und Handelsgruppe Signa hatte sich Benko im Vorjahr für zahlungsunfähig erklärt. Dennoch führte er weiterhin ein luxuriöses Leben in seiner Villa in Innsbruck. Seit voriger Woche sitzt der Ex-Milliardär in Untersuchungshaft. Denn Staatsanwälte vermuten unter anderem, dass er weiterhin Zugriff auf eine Familienstiftung habe, dies aber verheimlicht habe.

Einen ähnlichen Verdacht hegt auch Benkos Insolvenzverwalter. Er hat deshalb eine Klage eingereicht, damit ihm die Rechte über zwei Stiftungen in Österreich und Liechtenstein übertragen werden, die formell bei Benkos Mutter liegen. Ihr Anwalt beantragte hingegen, dass das Landgericht die Klage abweist.

Mehrere laufende Verfahren

Zum Verdacht, dass Benko sein Vermögen verschleiert habe, hat sich sein Anwalt zuletzt nicht geäußert. Der Jurist hat aber bislang alle strafrechtlichen Vorwürfe gegen den 47-jährigen Investor - darunter Betrug und Untreue - zurückgewiesen. Auch in Deutschland und Italien wird gegen Benko ermittelt.

Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den in Österreich inhaftierten Immobilienmogul wegen Verdachts von Betrug und Untreue in jeweils dreistelliger Millionenhöhe. Zum einen untersuchen die Ermittler, ob Benko und andere Manager der Signa-Gruppe einen saudi-arabischen Staatsfonds betrogen haben, wie die Behörde mitteilte. Gleichzeitig wird geprüft, ob Benko und eventuelle Komplizen Gelder eines Unternehmens der Signa-Gruppe veruntreuten.

Auch in der österreichischen Hauptstadt laufen Ermittlungen im Zusammenhang mit den Münchner Vorgängen. Seit Herbst 2024 arbeitet eine gemeinsame Ermittlungsgruppe der Staatsanwaltschaften in Wien, München und Berlin an dem Fall, um die Maßnahmen zu koordinieren und sichergestellte Beweismittel leichter untereinander austauschen zu können.

Gläubiger fordern 2,4 Milliarden Euro

Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem wegen des Verdachts auf Subventionsbetrug und Insolvenzverschleppung. Auslöser des seit 2023 laufenden Münchner Ermittlungsverfahrens waren mehrere Geldwäscheverdachtsanzeigen. Benko beschäftigt Ermittler in mindestens drei Ländern: Auch die italienische Justiz ist mit dem Skandal befasst und hat unabhängig von dem Wiener Verfahren einen Haftbefehl erlassen.

Der österreichische Unternehmer hatte in Zeiten billiger Kreditzinsen mit der Signa-Gruppe ein Immobilienimperium aufgebaut, zu dem unter anderem die Kaufhausgruppen KaDeWe und Galeria gehörten. Steigende Zinsen, Energiepreise und Baukosten hatten das Firmengeflecht zum Einsturz gebracht. Nach Angaben des Insolvenzverwalters summieren sich die Forderungen der Gläubiger an Benko auf etwa 2,4 Milliarden Euro.

Quelle: ntv.de, gut/dpa

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