Streit um Covid-19-Patente Biontech wehrt sich gegen Moderna-Klage
28.08.2022, 16:46 Uhr
Patentrechtsklagen in Verbindung mit der Entwicklung von Impfstoffen sind nicht ungewöhnlich.
(Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa/A)
Das US-Biotechunternehmen Moderna verklagt den Corona-Impfstoff-Hersteller Biontech wegen Patentverletzung. Dabei geht es um die neuartige mRNA-Technologie. Das Mainzer Unternehmen will sich "entschieden gegen alle Anschuldigungen verteidigen".
Biontech hat den Vorwurf der Patentverletzung von Moderna zurückgewiesen. Die Mainzer und ihr US-amerikanischer Partner Pfizer waren am Freitag von Moderna auf Schadenersatz verklagt worden. Der Vorwurf: Sie hätten bei der Entwicklung ihres Impfstoffs Technologien kopiert, die Moderna Jahre vor der Pandemie entwickelt habe. Moderna und Biontech gelten als Vorreiter bei der neuartigen mRNA-Technologie, auf der die Corona-Impfstoffe beider Seiten beruhen und die ihnen Milliardenerlöse einbrachten.
"Die Arbeit von Biontech ist originär, und wir werden uns entschieden gegen alle Anschuldigungen der Patentverletzung verteidigen", teilte Biontech mit. Das Unternehmen "respektiert gültige und durchsetzbare geistige Eigentumsrechte anderer und ist von seinem eigenen geistigen Eigentum überzeugt". Es sei allerdings nicht ungewöhnlich, dass andere Pharmaunternehmen bei einem erfolgreichen Produkt wie dem Impfstoff Comirnaty behaupteten, ihre geistigen Eigentumsrechte würden möglicherweise verletzt.
Mit den Klagen wolle Moderna seine mRNA-Technologieplattform schützen, mit deren Entwicklung das Unternehmen Pionierarbeit geleistet und in die es Milliarden Dollar investiert habe, sagte Konzernchef Stephane Bancel. Moderna hatte zu Beginn der Pandemie angekündigt, auf eine Durchsetzung seiner Covid-19-Patente zu verzichten, um so andere Unternehmen bei der Entwicklung eigener Impfstoffe zu unterstützen. Im März konkretisierte der Konzern dann seine Zusage: Es sollte künftig nur für die 92 ärmeren Länder im Rahmen der internationalen Impfallianz Gavi gelten. Unternehmen wie Pfizer und Biontech könnten jedoch eine Lizenz für andere Märkte beantragen. Beide hätten dies aber nicht getan, so Moderna.
Pfizer teilte derweil mit, man habe die Klage noch nicht vollständig geprüft, sei jedoch von ihr überrascht. Man werde sich "energisch gegen die Anschuldigungen der Klage zur Wehr setzen".
Auch Curevac klagt
Patentstreitigkeiten sind bei neuen Technologien in der Pharmabranche nicht ungewöhnlich. Biontech hatte auch schon im Bereich mRNA gearbeitet, bevor es sich für den Corona-Impfstoff mit Pfizer zusammenschloss. Die Partner sind bereits mit mehreren Klagen anderer Unternehmen wie der Tübinger Biotechfirma Curevac konfrontiert, die ebenfalls an einem Corona-Impfstoff gearbeitet hat. Moderna wurde auch schon in den USA wegen Patentverletzung verklagt und befindet sich in einem laufenden Rechtsstreit mit den National Institutes of Health über die Rechte an der mRNA-Technologie.
Modernas Corona-Impfstoff ist das einzige kommerzielle Produkt des Unternehmens. In diesem Jahr erzielte es bislang einen Umsatz von 10,4 Milliarden Dollar, das Pfizer-Mittel etwa 22 Milliarden. Experten zufolge könnten Medikamente auf der Grundlage von Boten-RNA (mRNA) nicht nur den Kampf gegen Covid-19, sondern auch gegen andere zukünftige Pandemien und sogar Krebs umkrempeln. Sie vermittelt den menschlichen Zellen die Information zur Produktion von Proteinen und damit zur Bekämpfung der Krankheitserreger.
Quelle: ntv.de, jga/DJ/rts