Wirtschaft

Es ist was faul in Griechenland Braucht Athen neues EU-Geld für Banken?

RTR3IO1A.jpg

Die Lage der griechischen Banken verschärft sich wieder. Die Piräus Bank braucht bis Jahresende 500 Millionen Euro.

(Foto: REUTERS)

Drei Mal mussten die griechischen Banken in den vergangenen zehn Jahren gerettet werden. Gesund sind sie immer noch nicht. Den Kollaps will Athen diesmal mit einer Bad Bank verhindern. Doch ohne Geld aus Brüssel dürfte es schwierig werden.

Drei große Rettungsaktionen hat es in den vergangenen zehn Jahren für die griechischen Banken gegeben - die vorerst letzte 2015. Insgesamt 50 Milliarden Euro pumpte der griechische Staat in seine Geldinstitute, um eines Crash des Finanzsystems zu verhindern. Dennoch sind noch immer rund die Hälfte der Darlehen auf den Büchern notleidend. Die Firmen und Haushalte, die sich das Geld geliehen haben, können es kaum zurückzahlen.

Insgesamt sitzen die vier größten Institute Griechenlands auf Schrottkrediten von 88,6 Milliarden Euro. Am meisten leiden die beiden größten Banken Piraeus und Alpha unter dieser Last. Über die Hälfte ihrer Darlehen sind notleidend. Bei der National Bank of Greece, Eurobank und Bank of Cyprus sind es immerhin noch rund 40 Prozent. Nirgendwo sonst in der EU stehen die Geldhäuser schlechter da.

Fonds wie Oceanwood Capital, die auf ihren Crash wetten, sind überzeugt, dass die Institute nicht in der Lage sein werden, alleine ihre Bücher zu bereinigen. Schon gar nicht ohne beträchtliches Kapital zu verbrennen. Die Berge an Giftpapieren, die sich in der Finanzkrise aufgetürmt haben, müssen raus aus den Büchern. Erst wenn die Banken saniert sind, bekommt Griechenland den dringend notwendigen Zugang zum Kapitalmarkt. Und erst dann kann das Land auch auf Wachstumskurs einschwenken.

Um das zu erreichen, arbeiten Notenbank und Regierung unter Hochdruck an Plänen für die Bankenrettung. Auf dem Tisch liegen bereits drei Ideen.

Das plant die griechische Notenbank

Der erste Vorschlag von der Notenbank: Um sich finanziell Luft zu verschaffen, sollen die vier größten Banken Giftpapiere im Nennwert von 40 Milliarden Euro an eine Art Bad Bank übertragen. Die Zweckgesellschaft soll die Papiere neu verbriefen und verkaufen. Mit den notleidenden Krediten sollen gleichzeitig Steuergutschriften aus Verlustvorträgen in Höhe von 7,5 Milliarden Euro in die Bad Bank wandern. Das Geld würde den Banken dann zwar als als Eigenkapital fehlen, aber die Qualität des Kernkapitals würde sich mit der Abtretung deutlich verbessern.

Die Rochade werde das Vertrauen in das griechische Bankensystem wieder herstellen, weil der Bestand fauler Kredite halbiert werde, sagt der Chef für Finanzstabilität der griechischen Zentralbank, Spyros Pantelias. Sie werde den griechischen Banken "den vollen Zugang zu den Kapitalmärkten ermöglichen. Und ermöglichen, frisches Kapital in die Wirtschaft zu leiten". Offen ist jedoch, ob die europäische Bankenaufsicht und die EU-Wettbewerbshüter den Plan absegnen. Die Übertragung der Steuergutschriften an die Bad Bank könnte als unerlaubte Staatshilfe angesehen werden.

Das Finanzministerium tüftelt deshalb an einem zweiten Plan. Auch hier sollen faule Papiere an eine Bad Bank übertragen werden, würden aber bei diesem Modell mit einer Staatsgarantie versehen. Als zusätzlicher Finanzpuffer in Höhe von 24 Milliarden Euro würden ungenutzte Gelder aus dem dritten Rettungspaket dienen. Auch hier gibt es jedoch mindestens einen Haken: Wenn Athen den Milliardenpuffer allein für seine Banken verbraucht, könnten am Finanzmarkt Zweifel aufkommen, ob Athens Schulden noch gedeckt sind. Und ebenso wie beim Notenbankmodell stellt sich auch hier die Frage, ob es als verbotene staatliche Beihilfe gewertet wird.

Laut "Bloomberg" hat Athen aber noch ein drittes Eisen im Feuer. Im Dezember könnte Athen einen Plan Modell vorstellen, der sich am zypriotischen Rettungsmodell "Estia" orientiert. Hierbei würde der Staat die Rückzahlung zumindest kleinerer Darlehen subventionieren, so wie es Zypern in der Finanzkrise gemacht hat. Als problematisch halten Experten hierbei die Tatsache, dass die Banken die Möglichkeit bekommen, ihre faulen Kredite für mehr Geld loszuschlagen, als sie wert sind.

Die Zeit läuft ab

So oder so, eine Alternative zur Bankenrettung gibt es nicht. Griechenland braucht nicht nur den Zugang zum Kapitalmarkt und zu Wachstum. Auch der Druck der Europäischen Zentralbank (EZB) wächst. Die Geldinstitute haben sich gegenüber dem Rettungsschirm ESM verpflichtet, bis Ende 2021 faule Kredite von 50 Milliarden Euro abzubauen. Der Piräus Bank steht das Wasser schon jetzt bis zum Hals. Die Notenbanker haben sie angewiesen, noch in diesem Jahr ihr Kapital zu erhöhen - angeblich braucht Piräus zusätzliche 500 Millionen Euro. Eine Summe, die für das Institut ohne Zugang zum Anleihemarkt kaum zu stemmen ist. Alle griechischen Geldinstitute notieren auf Ramschniveau - genauso wie der griechische Staat.

Abschreibungen, Umschuldungen und der Verkauf fauler Kredite zehren die Kapitalbasis der Institute immer weiter auf. Inzwischen bestehen vier Fünftel des "Eigenkapitals" des Institute nur aus Steuerguthaben für Verlustvorträge - faktisch Luftbuchungen, weil die Banken keinen Gewinn machen.

Wahrscheinlich werden weder die Geldinstitute noch Griechenland die Bankenrettung aus eigener Kraft stemmen können. Die Rettung der Central Cooperative Bank in Zypern kostete 13 Prozent seiner Wirtschaftsleistung.

Griechenland und Europa werden wohl keine Wahl haben. Ein Vorgeschmack auf das, was am Finanzmarkt ansonsten passieren könnte, lässt sich bereits an den Aktienkursen ablesen. Die Athener Börse hat dieses Jahr die Hälfte ihres Wertes verloren, die Titel der griechischen Banken im Schnitt über 30 Prozent. Rettung tut allerhöchste Not.

Quelle: ntv.de

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen