Wirtschaft

Lufthansa hat Erfolg vor GerichtCockpit beendet Pilotenstreik

09.09.2015, 15:49 Uhr
Caprivi
Normaler Flugbetrieb erst am Donnerstag. (Foto: picture alliance / dpa)

Das Lufthansa-Management kann den Pilotenstreik mit juristischen Mitteln vorerst stoppen. In Hessen entscheidet das Landesarbeitsgericht zugunsten der Airline. Für viele Passagiere kommt der Beschluss aber zu spät.

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat ihren Streik bei der Lufthansa vorzeitig abgebrochen. Man folge damit der vom hessischen Landesarbeitsgericht erlassenen einstweiligen Verfügung, erläuterte Sprecher Markus Wahl. Die Kollegen seien aufgefordert, sich ab sofort wieder für den Dienst zur Verfügung zu stellen.

Die Airline hat bereits angekündigt, dass man aus Gründen der Planungssicherheit aber erst am Donnerstag zum Normalbetrieb zurückkehren könne. Es bleibe daher bei der Ankündigung, dass am Mittwoch von 1520 geplanten Flügen rund 1000 ausfallen müssen. Am Donnerstag werde man dann wieder nahezu 100 Prozent fliegen. Das Gericht hatte den Streik der Piloten untersagt, weil seine Ziele nicht auf tarifvertraglich regelbare Fragen gerichtet seien.

Die Lufthansa erwägt, wegen des nun gerichtlich verbotenen Pilotenstreiks Schadenersatz von der Gewerkschaft zu fordern. Der Konzern prüfe, die bestehende Klage auf 60 Millionen Euro Schadenersatz zu erweitern, sagte Lufthansa-Personalchefin Bettina Volkens. Es war der 13. Streik der Piloten seit eineinhalb Jahren.

Verhärtete Fronten

Die Lufthansa hatte der VC in der Frankfurter Berufungsverhandlung vorgeworfen, einen "Mogel-Streik" zu führen. Die Gewerkschaft kritisiert den von Konzernchef Carsten Spohr geplanten Umbau mit einer externen Billigtochter namens Eurowings heftig. Piloten-Arbeitsplätze mit Billiglöhnen würden ins europäische Ausland exportiert und so dem deutschen Tarifrecht entzogen, lauten unter anderem die Vorwürfe.

Die Gewerkschaft forderte die Lufthansa auf, sich nicht hinter juristischen Positionen zu verstecken. "Der Konzernvorstand muss endlich erkennen, dass ein Dienstleistungsunternehmen nicht gegen das eigene Personal geführt werden kann", sagte VC-Sprecher Wahl. Man sei bereit, zukunftsfähige Strukturen mitzugestalten.

Im Unterschied zum Dienstag, als nur 84 Fernverbindungen abgesagt worden waren, war der Streik auf der Kurz- und Mittelstrecke am Mittwoch deutschlandweit zu spüren. Während an kleineren Flughäfen wie Hannover kein einziger Kranich-Flug mehr rausging, starteten von den Drehkreuzen München und Frankfurt die meisten Langstreckenflieger mit deutlich gelichteten Sitzreihen, denn die Zubringerflüge zum Beispiel aus Berlin oder Hamburg blieben aus. In Frankfurt bildeten sich an den Schaltern lange Schlangen von Passagieren, die auf einen der wenigen ausgehenden Flüge hofften oder umgebucht werden wollten. Über ihren Köpfen zeigte die Anzeigetafel bei nahezu jedem Lufthansa-Flug den Hinweis "Annulliert".

Ruf nach Zwangsschlichtung

Scharfe Kritik an den Piloten kam von den Arbeitgebern. "Der erneute Pilotenstreik bei der Lufthansa untergräbt die Akzeptanz der Tarifautonomie und schädigt die gesamte Volkswirtschaft", sagte Arbeitgeber-Präsident Ingo Kramer der "Passauer Neuen Presse". Die VC habe kein Recht, in unternehmerischen Entscheidungen einzugreifen. Der Vizechef der Unionsfraktion im Bundestag, Michael Fuchs, verlangte in der "Bild-Zeitung" eine Zwangsschlichtung, um immer wiederkehrende Dauerstreiks zu verhindern.

Für die innerdeutschen Strecken wurden die Fluggäste auf die Bahn verwiesen. Zudem sollten auch Jets anderer Gesellschaften aus dem Lufthansa-Konzern eingesetzt werden. Nicht vom Streik betroffen waren Linienflüge der Lufthansa-Tochter Germanwings und der anderen Konzerngesellschaften wie Swiss oder Austrian Airlines.

Quelle: ntv.de, wne/dpa/AFP/rts

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