Anleger fürchten Flächenbrand DAX präsentiert sich so schlecht wie zuletzt 2011
20.10.2023, 18:46 Uhr Artikel anhören
Die USA haben zwei Flugzeugträger in die Region geschickt - zur Beruhigung.
(Foto: picture alliance / abaca)
Anleger fürchten, dass der Konflikt zwischen Israel und der Hamas weitere Nationen in einen Krieg hineinziehen könnte. Der DAX beendet daher auch diese Handelswoche mit einem Minus und baut seine Verlustserie aus. Richtig mies ist die Stimmung in der zweiten und dritten Reihe am deutschen Aktienmarkt.
Die Angst vor einer weiteren Eskalation der Nahost-Krise hat die Talfahrt an den europäischen Börsen am letzten Handelstag der Woche beschleunigt. Der DAX rauschte deutlich unter die psychologisch wichtige Marke von 15.000 Punkten und verbuchte einen Wochenverlust von 2,6 Prozent. "Solange der Krieg im Nahen Osten tobt und die Gefahr des Eingriffes weiterer Staaten nicht ausgeschlossen werden kann, werden sich Investoren mit Aktien nicht die Finger verbrennen wollen", fasste Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege von RoboMarkets zusammen.
Der deutsche Leitindex ging 1,6 Prozent schwächer bei 14.798 Zählern aus dem Handel. Der EuroStoxx50 fiel ebenso stark. Beide Indizes markierten damit ihre tiefsten Stände seit sieben Monaten. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen sank um 1,52 Prozent auf 24.065 Punkte. Auch an der Wall Street ging es bergab.
DAX schlecht, MDAX schlechter
Durch die erneuten Abschläge baute der DAX seine Verlustserie auf fünf Wochen aus. Eine noch längere Durststrecke von sechs negativen Wochen am Stück gab es zuletzt 2011. Richtig mies ist die Stimmung allerdings in der zweiten und dritten Reihe des deutschen Aktienmarktes. Während der DAX auf Jahressicht noch immer mit gut 6 Prozent im Plus notiert, handelt der MDAX bereits über 4 Prozent im Minus.
Anleger fürchten, dass sich der Konflikt zwischen Israel und der Hamas zu einem Flächenbrand ausbreiten könnte. Israel hat mit Luftangriffen und einer Abriegelung des Gazastreifens auf den überraschenden Großangriff der Hamas vor knapp zwei Wochen reagiert. Zuletzt verdichteten sich Hinweise auf eine unmittelbar bevorstehende Bodenoffensive. Kurzfristig lud Ägypten für Samstag zu einem Friedensgipfel ein, an dem auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock teilnehmen soll.
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Öl erneut teurer
Entsprechend angespannt blieb die Lage am Ölmarkt, wo sich die Nordseesorte Brent und US-Öl WTI je um rund ein Prozent auf 93,20 und 90,28 Dollar je Barrel verteuerten. Seit dem Überfall der Hamas sind die Ölpreise um rund zehn Prozent in die Höhe geschossen, da Investoren bei einer weiteren Eskalation Versorgungsengpässe fürchten. "Die Krise hat über die steigenden Energiepreise das Potenzial, die Inflation wieder anzuheizen und so die Notenbanken von den sehnlich für 2024 erwarteten und für eine rezessionsempfängliche Weltwirtschaft dringend benötigten Zinssenkungen abzuhalten", sagte Molnar.
Dazu passten auch jüngste Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell. "Jeder, der erwartet hatte, dass er angesichts des jüngsten Anstiegs der Renditen einen weniger restriktiven Ton anschlagen würde, musste eine Enttäuschung erleben", sagte Michael Hewson, Marktanalyst bei CMC Markets.
An den Anleihemärkten kratzten die Renditen der zehnjährigen US-Bonds an der Fünf-Prozent-Marke und erreichten damit ein frisches 16-Jahreshoch. Die Verzinsung der Bundesanleihen lag mit 2,933 Prozent in Reichweite ihres am Donnerstag erreichten Zwei-Wochen-Hochs.
Dürr stürzen ab
Europaweit gaben Aktien aus dem Reise- und Freizeitsektor nach. Papiere von InterContinental verloren in London rund 4,5 Prozent, nachdem sich das vierteljährliche Nettowachstum der Hotelgruppe verlangsamt hatte. Im MDax flogen die Aktien von Dürr in hohem Bogen aus den Depots, nachdem der Maschinen- und Anlagenbauer sein Margenziel für das kommende Jahr kassierte. Die Titel brachen um 16,1 Prozent ein.
Einen schwarzen Tag erlebten auch SMA Solar, die um 8,9 Prozent absackten. Mit Enttäuschung aufgenommene Quartalszahlen des US-Unternehmens SolarEdge machten dem Solartechnikkonzern zu schaffen. Bei den Standardwerten verloren Sartorius 6,8 Prozent. Der Labor- und Pharmazulieferer hatte am Donnerstag seine Neun-Monats-Zahlen vorgelegt - im Zuge dessen hatten die Titel bis zu neun Prozent gewonnen.
Einen neuen Einblick in die wirtschaftliche Lage gewährt die hochfahrende Berichtssaison. Aus dem DAX legen kommende Woche mit Porsche, VW und Mercedes-Benz gleich drei Automobilkonzerne ihre Zahlen vor. Zudem trifft sich die Europäische Zentralbank, hier wird mit einer Bestätigung der Leitzinsen gerechnet. Trotz der hohen Renditen erfreut sich Gold momentan großer Beliebtheit, eine Unze kostete zuletzt 1.882 Euro.
Quelle: ntv.de, chr/rts/DJ