Wirtschaft

Weiter mehr Stellen als Personal Deutlich mehr neue Jobs in den USA als erwartet

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(Foto: REUTERS)

Innerhalb eines Jahres hat die US-Notenbank den Leitzins von null auf mehr als 5 Prozent angehoben. Auf den Arbeitsmarkt hat dies bislang keine Auswirkungen. Die Erwerbslosenquote sinkt auf den tiefsten Stand seit 70 Jahren. Nun könnte die Frage aufkommen, wie ernst die Fed ihren Flirt mit einer Zinspause meint.

Der US-Jobmotor läuft trotz der Serie an Zinserhöhungen der Notenbank weiter auf hohen Touren. Im April kamen 253.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu, wie die Regierung in Washington mitteilte. Ökonomen hatten lediglich mit einem Plus von 180.000 gerechnet. Allerdings fiel der Stellenaufbau im März nicht so kräftig aus wie ursprünglich gemeldet - die Zahl wurde vom Ministerium um fast ein Drittel auf 165.000 eingedampft. Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote fiel im April auf 3,4 Prozent im März. Experten hatten einen leichten Anstieg erwartet.

"Es lässt sich nicht wegdiskutieren, dass der Arbeitsmarkt weiterhin sehr eng ist", so das Fazit der Commerzbank-Experten Christoph Balz und Bernd Weidensteiner. So entstünden weiterhin deutlich mehr Stellen, als Personen neu auf den Arbeitsmarkt drängten: "Entsprechend ist die Arbeitslosenquote erneut gefallen – niedriger war sie zuletzt 1953", erläuterten die Banken-Volkswirte. Die Arbeitslosenquote in den USA pendelt schon seit rund einem Jahr zwischen 3,4 und 3,7 Prozent, nachdem sie im Zuge der Corona-Pandemie massiv angestiegen war.

Der Arbeitsmarkt in den USA erweise sich als erstaunlich widerstandsfähig, meint Helaba-Ökonom Ulrich Wortberg. Von einer Schwäche könne angesichts eines Stellenzuwachses von mehr als 250.000 und einer sinkenden Arbeitslosenquote nicht gesprochen werden. Einer Faustregel folgend ist bereits ein Plus von 70.000 bis 100.000 Jobs pro Monat ausreichend, um die wachsende US-Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter mit Jobs zu versorgen.

Löhne steigen um 4,4 Prozent

Die Notenbank Federal Reserve hat die Zinsen seit Anfang 2022 von nahe null auf eine Spanne von 5,00 bis 5,25 Prozent nach oben getrieben, um die hohe Inflation einzudämmen und den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen. Nun steuert sie auf eine Pause zu. Auch wenn die gestiegenen Zinsen die Wirtschaftsleistung bereits dämpfen, hält Fed-Chef Jerome Powell das Szenario einer Rezession für weniger wahrscheinlich. Sollte es dennoch dazu kommen, setzt er auf einen milden Verlauf - auch mit Blick auf die Entwicklung am Arbeitsmarkt.

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Beim Inflationsdruck richtet die Fed ihr Augenmerk auch auf das Lohnwachstum. Die durchschnittlichen Stundenlöhne legten im April um 4,4 Prozent zum Vorjahr zu, nach 4,3 Prozent im März. Experten hatten lediglich ein Plus von 4,2 Prozent erwartet.

Die Lage auf dem US-Arbeitsmarkt kühle sich nur sehr langsam ab, sagt Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank: "Bis sich die Abkühlung dann in einer schwächeren Lohnentwicklung niederschlägt, ist noch Geduld gefragt. Das verhindert einen stärkeren Druckabfall in der Inflationspipeline." Die Fed werde deshalb weiter mit einer Zinspause flirten, sich aber noch nicht in diese verabschieden. Die Inflation sank im März um einen vollen Punkt auf 5,0 Prozent, das niedrigste Niveau seit Mai 2021. Die Fed kann das als Teilerfolg verbuchen, doch ist das Ziel einer Teuerungsrate von 2,0 Prozent noch weit entfernt. Powell betonte nach dem jüngsten Zinsbeschluss, der Inflationsdruck sei noch hoch. Es werde voraussichtlich noch ein langer Weg, bis die Zielmarke erreicht sei.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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