Wirtschaft

Im Sog von Vettels WM-Triumph Deutsche Autoindustrie profitiert

Der überraschende WM-Sieg Sebastian Vettels bringt auch die deutsche Automobilbranche in Fahrt. "Deutschland ist die Autobauernation", sagt Mercedes-Motorsportchef Haug. "Und ein kompetenter Sympathieträger wie Sebastian Vettel als Weltmeister passt da bestens ins Bild." Widerspruch kommt allerdings von Autoexperte Dudenhöffer.

Mercedes-Motorsportchef und Weltmeister mit Renault: Haug verspricht sich von Vettels Titelgewinn positive Auswirkungen für die gesamte deutsche Autobranche.

Mercedes-Motorsportchef und Weltmeister mit Renault: Haug verspricht sich von Vettels Titelgewinn positive Auswirkungen für die gesamte deutsche Autobranche.

(Foto: picture alliance / dpa)

Daimler-Chef Dieter Zetsche hat Sebastian Vettel zwar nicht öffentlich zur Formel-1-Weltmeisterschaft gratuliert. Der motorsportbegeisterte Konzernlenker und sein Mercedes-Motorsport-Chef Norbert Haug werden den Triumph des Deutschen aber wohlwollend verfolgt haben. Daimler ist der einzige große deutsche Autobauer in der teuren Königsklasse. Der bayerische Konkurrent BMW hat sich vor einem Jahr verabschiedet. Auch der an die Weltspitze strebende VW-Konzern hat keine Ambitionen, seine Marken Porsche oder Audi ins Rennen zu schicken.

Bei Daimler verschlingt das Engagement Millionensummen pro Jahr. Nach Einschätzung der Schwaben ist das aber gut angelegtes Geld - und Vettel trotz seines Sieges mit einem Renault-Motor ein klasse Botschafter für die gesamte deutsche Autoindustrie. "Natürlich ist es sehr gut, wenn ein deutscher Fahrer Formel-1-Weltmeister wird", sagt Haug. "Deutschland ist die Autobauernation, heute kann man positiver zum Auto stehen denn je, und ein kompetenter Sympathieträger wie Sebastian Vettel als Weltmeister passt da bestens ins Bild."

Dudenhöffer gibt Contra

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht dagegen keinen positiven Vettel-Effekt für die deutschen Autobauer. "Es wird deswegen in der deutschen Autoindustrie kein Auto mehr oder weniger verkauft werden." Auch den generellen Nutzen eines Formel-1- Engagements für die Hersteller sieht er skeptisch. "Knallhart gerechnet lohnt es sich nicht." Die Millionen sollten seiner Meinung nach besser in Forschung und Entwicklung fließen. "Wenn die ihr Geld in einen Motorenprüfstand stecken, ist es besser investiert als wenn man ein Auto um die Kurve fahren lässt."

Das sieht Haug naturgemäß anders, auch wenn der siebenfache Weltmeister Michael Schumacher im Mercedes-Cockpit in dieser Saison hinterher fuhr. "Alles was über Michael Schumacher und Mercedes Benz gesendet, geschrieben und gedruckt wurde, würde Hunderte von Millionen kosten, wollte man den gleichen Raum oder die gleiche Zeit in den entsprechenden Medien mit Werbebotschaften buchen", meint Haug.

Daimler verspricht sich Rückenwind vor allem in wichtigen Wachstumsmärkten. "Wir hatten in diesem Jahr gute Auftritte in China, Malaysia, Korea und Abu Dhabi auf der Rennstrecke und sehr gute neben dieser", betont Haug. "Diese Märkte lieben die Formel 1 und nutzen deren Auftritt für Kundenaktionen - sie sollten mal erleben, welche Begeisterung herrscht, wenn dann Michael Schumacher und Nico Rosberg auftreten."

Idole statt Marken

Derweil hat BMW bei seinem Formel-1-Engagement eine Vollbremsung hingelegt und in der Krise aus heiterem Himmel den Abschied aus dem bekanntesten Rennzirkus der Welt verkündet. Autos mit horrend hohem Benzinverbrauch im Kreis fahren zu lassen, vertrug sich nicht mehr mit der Spritspar-Philosophie vom BWM-Chef Norbert Reithofer.

Auch die Strippenzieher bei Europas größtem Autobauer VW können sich wohl nicht für die Königsklasse erwärmen. Es wird gemunkelt, der mächtige VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch lehnt ein Engagement ab. Eine offizielle Entscheidung über das künftige Motorsportengagement soll noch in diesem Jahr verkündet werden.

Bei Porsche dürfte ein mögliches "Nein" aus Wolfsburg zur Rückkehr in den Formel-1-Zirkus nicht für allzu viel Enttäuschung sorgen. Zuletzt dabei waren die Stuttgarter vor knapp 20 Jahren als Motorenhersteller. Die Zeiten mit eigenem Rennstall liegen noch viel weiter zurück und sorgten nicht für große Jubelstürme - lediglich einen Rennsieg kann der Sportwagenbauer vorweisen. Porsche-Chef Matthias Müller ist eher ein Fan anderer Rennserien. Zu wenig geht es nach seinem Geschmack bei der Formel 1 um die Automarken, zu viel um Galionsfiguren wie Vettel und Schumi.

Quelle: ntv.de, dpa

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