Wirtschaft

Mehr Kohle und Wind Deutsche Stromproduktion reagiert auf Gaskrise

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Aus Kohlekraftwerken kommen 31,4 Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms.

(Foto: picture alliance / Andreas Franke)

Noch immer ist Deutschland stark von russischen Gaslieferungen abhängig. Um angesichts des Ukraine-Kriegs die Energieversorgung zu sichern, setzt die Bundesrepublik im ersten Halbjahr wieder stärker auf Strom aus Kohlekraftwerken. Aber auch der Anteil der Erneuerbaren steigt deutlich.

Die Stromerzeugung aus Kohle ist im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich gestiegen: Zwischen Januar und Ende Juni stammte knapp ein Drittel (31,4 Prozent) des in Deutschland erzeugten und eingespeisten Stroms aus Kohlekraftwerken, wie das Statistikamt in Wiesbaden mitteilte. Damit nahm die Einspeisung von Kohlestrom im Jahresvergleich um 17,2 Prozent zu.

Die Erzeugung aus Erdgas sank hingegen auf einen Anteil von 11,7 Prozent, nach 14,4 Prozent vor Jahresfrist. Deutlich war die gegenläufige Entwicklung bei Kohle und Erdgas vor allem im Frühling. Allein im zweiten Quartal stieg die Einspeisung von Kohlestrom zum Vorjahr um 23,5 Prozent, während die Stromerzeugung aus Gas um 19,3 Prozent fiel.

Insgesamt wurde weiterhin über die Hälfte (51,5 Prozent) des Stroms aus konventionellen Trägern erzeugt, also auch Erdgas oder Atomkraft. Dieser Anteil ging aber zurück: im ersten Halbjahr 2021 waren es noch 56,2 Prozent. Demgegenüber stieg der Anteil Erneuerbarer deutlich von 43,8 Prozent im Vorjahreszeitraum auf zuletzt 48,5 Prozent. Wegen vieler Sonnenstunden legte vor allem die Photovoltaik als Energieträger zu.

Wegen des russischen Einmarschs in die Ukraine versucht Deutschland sich von den enormen Energielieferungen aus Russland unabhängiger zu machen. Dies fällt vor allem bei Gas schwer, da Deutschland noch immer sehr auf russische Lieferungen angewiesen ist. Wegen angeblicher technischer Probleme der Ostseepipeline Nord Stream 1 sind die Lieferungen eingebrochen.

Atomausstieg macht sich bemerkbar

Die Kernkraftnutzung ging weiter zurück - auf zuletzt nur noch 6,0 Prozent nach 12,4 Prozent im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres. Grund für den deutlichen Rückgang ist laut den Statistikern die Abschaltung von drei der sechs bis dahin noch im Betrieb befindlichen Kernkraftwerke zum Ende des vergangenen Jahres im Rahmen des Ausstiegs aus der Atomenergie. Allerdings will Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck wegen der Energie-Krise zwei der drei letzten deutschen Reaktoren erst im April abschalten und nicht schon wie bisher geplant Ende dieses Jahres.

Insgesamt wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres 263,2 Milliarden Kilowattstunden Strom ins Netz eingespeist. Das waren 1,3 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2021. Es wurde erneut deutlich mehr Strom exportiert als importiert. Erstmals seit Beginn der Statistik im Jahr 1990 führte Deutschland mehr Strom nach Frankreich aus als in umgekehrter Richtung importiert wurde.

Quelle: ntv.de, mbu/AFP/dpa/rts

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