Deutlich mehr Arbeitslose Düsterer OECD-Ausblick
24.06.2009, 11:18 UhrDeutschland muss sich nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) 2010 auf ein Mini-Wachstum und eine stark steigende Arbeitslosigkeit einstellen. Die Arbeitslosenquote werde auf nahezu zwölf Prozent klettern.
Die Wirtschaftsleistung werde nach einem Konjunktureinbruch von 6,1 Prozent in diesem Jahr nur um 0,3 Prozent zulegen, sagte die OECD voraus.

(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die Gruppe von 30 Industriestaaten ist damit etwas pessimistischer als die Bundesregierung, die von einem Wachstum von 0,5 Prozent ausgeht.
Die deutschen Firmen werden nach Ansicht der OECD bei einem düsteren Geschäftsumfeld künftig nicht mehr so oft auf Kurzarbeit setzen und verstärkt zu Entlassungen übergehen. Die Arbeitslosenquote werde bis Ende 2010 auf nahezu zwölf Prozent klettern, warnte die Organisation. "Für die Politik besteht die größte Herausforderung darin, zu verhindern, dass die steigende Arbeitslosigkeit in strukturelle Arbeitslosigkeit mündet", mahnte die OECD.
Die Bundesregierung solle konkret über weitere Maßnahmen zur Begrenzung der Langzeitarbeitslosigkeit nachdenken. Auch die Experten der Bundesagentur für Arbeit (BA) rechnen ab Herbst mit einem kräftigen Anstieg der Arbeitslosigkeit, so dass am Ende des Jahres die Marke von vier Mio. überschritten werden dürfte. Im Mai waren 3,46 Mio. Menschen arbeitslos gemeldet.
Allmähliche Belebung des Welthandels
Nächstes Jahr werde die exportlastige deutsche Wirtschaft allmählich wieder auf die Beine kommen, prognostizierte die OECD. Die Bundesrepublik dürfte insbesondere von der allmählichen Belebung des Welthandels profitieren und im Zuge eines globalen Wachstumsanstiegs und einer wieder anziehenden Nachfrage nach Investitionsgütern verlorene Exportmarktanteile zurückzugewinnen.
Bei steigender Arbeitslosigkeit wird der private Konsum aus Sicht der Organisation jedoch zum Bremsklotz für die Konjunktur: Nach einer Belebung in diesem Jahr um 0,4 Prozent wird der private Verbrauch nächstes Jahr demnach um 0,3 Prozent schrumpfen.
Größeres Etatdefizit
Die Konjunkturpakete mildern nach Berechnungen der OECD in diesem Jahr den Abschwung und liefern einen Impuls von rund 3,75 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die Kehrseite der Medaille sei jedoch, dass sich der Haushaltssaldo erheblich verschlechtern werde.
"Das Haushaltsdefizit wird sich den Projektionen zufolge 2010 auf 6,2 Prozent des BIP erhöhen", heißt es in dem Wirtschaftsausblick. Die Reform der Haushaltsregel werde allerdings dabei helfen, die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen auf mittlere Sicht wiederherzustellen.
Quelle: ntv.de, wne/rts