Wirtschaft

"Power to Gas" Durchbruch für Energiewende?

Wohin mit der Energie aus Wind und Sonne? RWE nimmt sich diesem Problem nun an.

Wohin mit der Energie aus Wind und Sonne? RWE nimmt sich diesem Problem nun an.

(Foto: picture alliance / dpa)

Bei Sonnenschein und starkem Wind wird Strom im Überfluss produziert. Ihn massenhaft zu speichern, ist bisher kaum möglich. Die Umwandlung zu Gas könnte einen Durchbruch für die Energiewende bringen - wenn sie effizienter wird.

Immer mehr Windkraft- und Sonnenenergieanlagen gehen ans Netz. So wird an vielen Tagen im Jahr Strom im Überfluss produziert - teuer und belastend für die Netze. Solange Wind- und Sonnenstrom nicht in großen Mengen gespeichert werden kann, lahmt die Energiewende. Eine Umwandlung des Stroms in Wasserstoff und Methan ("power to gas") könnte da den Durchbruch bringen. Bisher ist die Technik allerdings nicht effizient genug. Am Morgen nahm RWE eine Pilotanlage in Ibbenbüren im Münsterland in Betrieb - branchenweit gibt es knapp zwei Dutzend ähnlicher Projekte, die vielfach vom Bund mit Forschungsmitteln unterstützt werden. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu "Power to gas".

Wie funktioniert "Power to gas"?

Das Unternehmen RWE hat eine Pilotanlage in Betrieb genommen.

Das Unternehmen RWE hat eine Pilotanlage in Betrieb genommen.

(Foto: dpa)

Das Verfahren ist simpel und Manchem vielleicht noch aus dem Physik- oder Chemieunterricht in Erinnerung: Mit Strom lässt sich in einer Lösung per Elektrolyse Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff trennen. Der Wasserstoff kann in einem zweiten Schritt mit CO2 zu Methan weiterverarbeitet werden, das sich kaum von natürlichem Erdgas unterscheidet. Modernere Elektrolyse-Verfahren wie das in der RWE-Anlage funktionieren mit einer Membran aus einem Material ähnlich wie Teflon.

Was ist der Vorteil?

Gas lässt sich problemlos speichern und transportieren: Theoretisch stünde dafür das gesamte deutsche Gasnetz von rund 400.000 Kilometern Leitung mit zahlreichen unterirdischen Gasspeichern bereit. Laut dem Gasfachverband DVGW könnte allein in den Speichern der deutsche Strombedarf für 2000 Stunden, also fast drei Monate, in Gasform gelagert werden. Bei Bedarf lässt sich das Gas mit bewährter Technik wieder zu Strom umwandeln. In der RWE-Anlage treibt der Wasserstoff ein Blockheizkraftwerk für das Ibbenbürener Strom- und Fernwärmenetz an. Außerdem kann man den Wasserstoff direkt verbrauchen, um mit Brennstoffzellen Autos anzutreiben, oder in geringerer Menge dem Gasnetz beimischen.

Wo liegen die Probleme?

Bisher ist die Technik nicht effizient genug. Bei einem Elektrolyse-Wirkungsgrad von rund 70 Prozent ist nach einer anschließenden Rückverstromung schon rund die Hälfte der Energie verloren. Eine weitere Umwandlung in Methan würde noch deutlich mehr Energie schlucken. Außerdem rechnen sich derzeit schon Kraftwerke mit natürlichem Gas nicht - künstlich erzeugtes Gas habe da erst recht keine Chance, sagen Kritiker. Wirtschaftlich arbeitet auch die Anlage des RWE-Konkurrenten Eon im brandenburgischen Falkenhagen nicht.

Was sagen die Befürworter?

Der Kostenvergleich führt aus ihrer Sicht in die Irre, da für "Power to gas" überschüssiger Strom verwendet werden soll - also vor allem die mehreren hundert Gigawatt Windkraft pro Jahr, die derzeit mangels Speicher gar nicht erst gewonnen werden. Wenn Deutschland 2050 seinen Energiebedarf zu 80 Prozent aus regenerativen Quellen deckt, gehe an den Gasspeichern ohnehin kein Weg vorbei. Deshalb solle die Politik die Speicheranlagen zumindest als Startanreiz finanziell fördern, sagt der DVGW. Das lehnen Kritiker als Doppelsubventionierung ab, da schon der Strom aus Windkraft und Photovoltaik subventioniert wird.

Und was ist mit den Kunden?

Umweltbewusste Kunden unterstützen die Technik. Der Energieversorger Greenpeace Energy, der im Dezember 2014 einen "Pro-Windgas"-Gastarif an den Markt brachte, fand in der kurzen Zeit laut einem Sprecher bereits 10.500 Kunden - trotz eines Preises über Marktniveau mit einem "Innovationsaufschlag" von 0,4 Cent pro Kilowattstunde für die Weiterentwicklung der Technik.

Quelle: ntv.de, Rolf Schraa, dpa

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