Leitzins bleibt auf Rekordniveau EZB schreckt vor Zinssenkung zurück
07.03.2024, 14:15 Uhr Artikel anhören
Die Währungshüter, rund um EZB-Chefin Christine Lagarde, belassen den Leitzins auf seinem aktuellen Niveau.
(Foto: picture alliance / Panama Pictures)
Die Europäische Zentralbank tastet die Leitzinsen nicht an. Die Währungshüter entscheiden in der März-Sitzung, die Schlüsselsätze nicht zu verändern - trotz einer rückläufigen Inflation und einer schwächelnden Konjunktur.
Die von der Wirtschaft ersehnte Zinssenkung im Euroraum lässt weiter auf sich warten. Vorerst bleibt der Leitzins, zu dem sich Banken im Euroraum frisches Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) besorgen können, unverändert bei 4,5 Prozent. Das entschied der Rat der Notenbank in Frankfurt. Der Einlagenzins, den Banken für geparkte Gelder erhalten, beträgt weiterhin 4,0 Prozent. Damit lässt die EZB die Leitzinsen im Währungsraum der 20 Staaten zum vierten Mal in Folge unverändert.
Die Wirtschaft im Euroraum wird sich laut EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf kurze Sicht weiter verhalten entwickeln. Die Konjunktur bleibe schwach, auch weil sich Konsumenten mit ihren Ausgaben zurückhielten, sagte sie nach dem Zinsbeschluss. Doch dürfte sich im Laufe des Jahres eine schrittweise Erholung einstellen.
Die Fachleute der EZB haben ihre Wachstumsprojektion für 2024 nach unten korrigiert, und zwar auf 0,6 Prozent. Im Dezember hatten sie noch 0,8 Prozent veranschlagt. Für 2025 erwarten sie ein Wachstum um 1,5 Prozent und 2026 um 1,6 Prozent. Diese Entwicklung wird den Experten zufolge zunächst von den Konsumausgaben und später auch von der Investitionstätigkeit unterstützt.
Im Juli 2022 hatte die EZB die Jahre der Null- und Negativzinsen beendet, um die zeitweise auf Rekordhöhe gekletterte Inflation in den Griff zu bekommen. Zehnmal in Folge schraubte die Notenbank die Zinsen nach oben. Dass Kredite damit mehr kosten, kann die Nachfrage bremsen und hohen Inflationsraten entgegenwirken. Teurere Finanzierungen sind aber zugleich eine Last für Unternehmen und private Investoren. Angesichts schwächelnder Konjunktur mehren sich Forderungen, die Zinsen wieder zu senken.
Preisentwicklung nähert sich EZB-Ziel
Für 2024 erwarten die Währungshüter demnach eine durchschnittliche Inflation von 2,3 Prozent, wie die Zentralbank mitteilte. Demnach könnte das Ziel von 2,0 Prozent 2025 erreicht werden.
Als Grund für die neue Prognose nannte die EZB vor allem niedrigere Energiepreise. Im Dezember hatte die Prognose noch bei 2,7 Prozent für 2024 und bei 2,1 Prozent für 2025 gelegen. Für 2026 wird weiterhin eine Teuerungsrate von 1,9 Prozent erwartet. Auch ihre Projektionen der Kerninflation, also der Inflation ohne Energie und Nahrung, korrigierte die EZB weiter nach unten.
Insgesamt bewegt sich die Preisentwicklung somit in Richtung des EZB-Ziels von mittelfristig zwei Prozent. Bei diesem Wert sehen die Währungshüter Preisstabilität gewährleistet. Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Sie können sich dann für einen Euro weniger leisten.
Volkswirte rechnen damit, dass die EZB im laufenden Jahr die Zinsen senken wird. Auf einen genauen Zeitpunkt wollten sich die Währungshüter aber bislang nicht festlegen. Führende Notenbanker warnten in den vergangenen Wochen davor, voreilig den Sieg über die Inflation auszurufen. "Auch wenn die Versuchung groß sein mag: Für Zinssenkungen ist es zu früh", sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel bei der Bilanzvorlage der Bundesbank am 23. Februar. Die Inflation sei zwar auf dem Rückzug, aber noch sei das Ziel nicht erreicht.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde bekräftigte in einer Rede vor dem Europaparlament Anfang vergangener Woche frühere Einschätzungen, wonach sich der Prozess rückläufiger Inflationsraten fortsetzen dürfte. Lagarde betonte jedoch: Der EZB-Rat müsse für Kursänderungen zunächst zuversichtlich sein, dass das Inflationsziel der Notenbank nachhaltig erreicht werde.
Quelle: ntv.de, lme/dpa/AFP/rts