Wirtschaft

Sorgen um Konjunktur wachsen EZB verlängert Zinspause

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Die Europäische Zentralbank hält die Zinsen vor der Jahreswende konstant.

Die Europäische Zentralbank hält die Zinsen vor der Jahreswende konstant.

(Foto: picture alliance/dpa)

Trotz rückläufiger Inflation und Konjunktursorgen lässt die Europäische Zentralbank die Leitzinsen unverändert. Am Finanzmarkt wird davon ausgegangen, dass die EZB die Zinsen im Frühjahr senken wird.

Die Europäische Zentralbank (EZB) lässt die Zinsen im Euroraum zum zweiten Mal in Folge unverändert. Der Leitzins, zu dem sich Banken frisches Geld bei der Notenbank besorgen können, bleibt nach einer Entscheidung des EZB-Rates bei 4,5 Prozent, wie die Währungshüter in Frankfurt am Main mitteilten.

Eine Zinssenkung ist laut Notenbankpräsidentin Christine Lagarde derzeit kein Thema im EZB-Rat. "Wir haben Zinssenkungen überhaupt nicht besprochen", betonte sie auf der Pressekonferenz nach dem Zinsbeschluss in Frankfurt. Es sei klar, dass zwischen Zinserhöhung und -Senkung "ein ganzes Plateau" liege, auf dem das Halten des geldpolitischen Niveaus angesagt sei.

Die Inflation im gemeinsamen Währungsraum schwächte sich zuletzt überraschend deutlich ab. Zugleich wachsen die Sorgen um die Konjunktur. Zuvor hatte die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) den Leitzins in den USA zum dritten Mal in Folge unverändert belassen und Zinssenkungen im kommenden Jahr in Aussicht gestellt.

Viele Volkswirte rechnen damit, dass auch die Euro-Währungshüter die Zinsen im kommenden Jahr senken werden. Lagarde warnte jüngst aber davor, bereits den Sieg über die Inflation auszurufen. Vielmehr sei weiterhin geboten, aufmerksam zu bleiben, bis die Teuerungsrate wieder auf das Ziel von mittelfristig zwei Prozent zurückgehe. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hatte gemahnt: "Es wäre verfrüht, die Leitzinsen bald zu senken oder über solche Schritte zu spekulieren."

Die Teuerung im Euroraum schwächte sich im November deutlich ab. Die Verbraucherpreise lagen nach Angaben des Statistikamtes Eurostat um 2,4 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, nach 2,9 Prozent im Oktober. Im vergangenen Jahr war die Inflationsrate infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine zeitweise noch zweistellig gewesen. Mittelfristig strebt die EZB für den gemeinsamen Währungsraum mit seinen 20 Mitgliedstaaten stabile Preise bei einer Inflationsrate von 2,0 Prozent an.

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Mit Blick auf Inflationsgefahren sagte Lagarde: "Wir sollten unsere Wachsamkeit auf keinen Fall verringern." Es gelte, die Gefahr möglicher "Zweitrundeneffekte" zu vermeiden. Solche Effekte könnten sich etwa einstellen, wenn Löhne stärker steigen als erwartet und damit die Inflation wieder befeuern. Lagarde betonte, die EZB brauche mehr Daten zur Entwicklung von Löhnen und Gewinnen auf einer nachhaltigeren Grundlage. Die EZB entscheide von Sitzung zu Sitzung und orientiere sich dabei an der Datenlage.

Serie von Zinserhöhungen im Kampf gegen hohe Inflation

Nach einer beispiellosen Serie von zehn Zinsanhebungen in Folge im Kampf gegen die hohe Inflation hatten die Währungshüter im Oktober die Zinsschraube erstmals nicht weiter angezogen. Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken kann. Teurere Kredite sind zugleich eine Last für die Wirtschaft, weil sich kreditfinanzierte Investitionen verteuern.

Die Wirtschaft im Euroraum schwächelt. Im dritten Quartal schrumpfte die Wirtschaftsleistung nach Angaben von Eurostat zum Vorquartal um 0,1 Prozent. Im zweiten Vierteljahr war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,2 Prozent gewachsen nach einer Stagnation zu Jahresbeginn. Die deutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung von Bundesregierung und Ökonomen auch im Gesamtjahr 2023 leicht schrumpfen. Der Einlagenzins, den Banken für geparkte Gelder erhalten, verharrt nach der jüngsten Entscheidung des EZB-Rates bei 4,0 Prozent. Dies ist das höchste Niveau seit Bestehen der Währungsunion 1999.

Quelle: ntv.de, uzh/dpa

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