Wirtschaft

Unterkühlt ins Frühjahr Einzelhandel ohne Schwung

Deutschlands Einzelhändler kommen aus der Krise nicht heraus. Vom Umsatzwachstum des Vormonats ist bereits keine Spur mehr. Nur wenige Bereiche können sich dem allgemeinen Negativtrend wiedersetzen.

Statt stabiler Einnahmen verzeichnet Deutschlands Einzelhandel wieder einen Umsatzrückgang.

Statt stabiler Einnahmen verzeichnet Deutschlands Einzelhandel wieder einen Umsatzrückgang.

(Foto: picture-alliance / dpa)

Trotz sinkender Arbeitslosigkeit kommt der Einzelhandel nicht in Schwung. Der Umsatz fiel im März um 1,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Ohne Preiserhöhungen (real) wäre das Minus mit 2,4 Prozent noch größer ausgefallen. Damit wurde das im Februar erreichte Plus von 1,1 Prozent vollständig aufgezehrt. Experten hatten wegen der Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt stabile Einnahmen vorhergesagt.

Im Vergleich zum Vorjahr gab es zwar mit 3,9 und real 2,7 Prozent die stärksten monatlichen Zuwächse seit September 2008. Allerdings zählte der März diesmal einen Verkaufstag mehr.

Experten machten für die Kaufzurückhaltung vor allem schwach steigende Löhne verantwortlich. "Die Einkommensentwicklung ist mau angesichts niedriger Lohnabschlüsse, Kurzarbeit und dem Wegfall von Sonderzahlungen", sagte WestLB-Ökonom Jörg Lüschow. "Gleichzeitig steigen die Energiepreise wieder deutlicher. Deshalb gab es weniger Spielraum für mehr Konsum."

Besserung ist in Sicht   

Die Tarifverdienste waren zu Jahresbeginn um 2,3 Prozent gestiegen - nach 3,0 Prozent im zweiten Halbjahr 2009. Wegen Kurzarbeit, dem Wegfall von Boni und dem Aussetzen von Lohnerhöhungen aufgrund von Öffnungsklauseln profitierten aber längst nicht alle Beschäftigten von dem vereinbarten Plus. Steigende Ölpreise zehrten zudem einen Teil der Erhöhungen wieder auf: Die Teuerungsrate war im März mit 1,1 Prozent auf den höchsten Stand seit Dezember 2008 geklettert. "Erwarten die Verbraucher steigende Preise, dämpft das ihre Anschaffungsneigung", sagte der Experte der Nürnberger GfK-Markforscher, Rolf Bürkl.

Der Einzelhandelsverband HDE gab sich dennoch zufrieden mit dem Jahresauftakt. "Das erste Quartal ist nicht schlecht gelaufen", sagte HDE-Sprecherin Ulrike Hörchens. "Das ist ein gutes Omen für das gesamte Jahr." Für 2010 sagt der Verband stabile Umsätze voraus. Von Januar bis März lagen die Einnahmen exakt auf dem Niveau des Vorjahresquartals. Für das Frühjahr deutet sich eine leichte Erholung an: Das von der GfK ermittelte Konsumklima war im April und Mai jeweils gestiegen.

Frühjahrsmode gefragt   

Den stärksten Zuwachs meldete im März der Textil- und Bekleidungshandel, der 9,5 Prozent mehr in den Kassen zählte als vor Jahresfrist. "Die Kunden haben dem Textileinzelhandel einen warmen Umsatzregen beschert", sagte Hörchens. "Frühjahrsmode wurde sehr gut verkauft." Der Umsatz mit Einrichtungsgegenständen, Haushaltsgeräten und Baubedarf legte um 6,8 Prozent zu. Supermärkte und Warenhäuser kamen auf ein Plus von 4,1 Prozent. Der Lebensmittelhandel insgesamt nahm 3,9 Prozent mehr ein.

Dagegen sanken die Einnahmen im Internet- und Versandhandel: Die Firmen setzten 6,0 Prozent weniger um. Grund dafür dürfte das Aus für den einst größten deutschen Versandhändler Quelle sein, der in der zweiten Jahreshälfte 2009 pleite ging.

Quelle: ntv.de, rts

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