Wirtschaft

Von "Ideologie getrieben" Erste deutsche Firma klagt gegen Verbrenner-Aus

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Kostbarer Energieträger: Ob E-Fuels einen Beitrag zu einem klimaneutralen Transportsektor leisten könnten, ist vor allem wegen er hohen Herstellungskosten umstritten.

Kostbarer Energieträger: Ob E-Fuels einen Beitrag zu einem klimaneutralen Transportsektor leisten könnten, ist vor allem wegen er hohen Herstellungskosten umstritten.

(Foto: picture alliance/dpa)

Ab 2035 sollen in der EU nur noch emissionsfreie Autos zugelassen werden. Da das auf ein Aus für Verbrenner-Motoren hinausläuft, auch wenn diese mit CO₂-neutralen E-Fuels betankt werden, will nun ein deutsches Unternehmen vor Gericht ziehen. Auch eine geplante Neuregelung löse das Problem nicht, beklagt die Branche.

Erstmals will ein deutsches Unternehmen gegen das auf EU-Ebene beschlossene Aus von Verbrennungsmotoren klagen. Das berichtet die "Welt am Sonntag". Die im Handel mit synthetischen Kraftstoffen tätige Lühmann-Gruppe will demzufolge Teile einer im März verabschiedeten EU-Verordnung kippen, die vorschreibt, dass neu zugelassene Pkw ab 2035 emissionsfrei sein müssen. Es klinge "schön, nur noch emissionsfreie Autos zuzulassen", sagte Lorenz Kiene, der Chef der Lühmann-Gruppe, der Zeitung. Der Plan der EU sei jedoch "von Ideologie getrieben, nicht von Fakten".

Die Lühmann-Gruppe kritisiert am geplanten Verbrenner-Verbot insbesondere, dass die EU nur solche Autos als emissionsfrei betrachtet, die keine Abgase ausstoßen. Es ergebe aber "keinen Sinn, Emissionen nur am Auspuff zu messen", sagte Unternehmenschef Kiene. Man solle stattdessen den CO₂-Ausstoß "über den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs hinweg erfassen".

Verbrennungsmotoren, die mit E-Fuels genannten synthetischen Kraftstoffen betrieben werden, sind nicht emissionsfrei. Weil das ausgestoßene CO₂ jedoch bei der Produktion der Kraftstoffe etwa aus Industrieanlagen oder aus der Luft entnommen wird, gelten sie in der Bilanz als klimaneutral, wenn der zur Produktion verwendete Strom wiederum mit erneuerbaren Energien hergestellt wurde.

Interessenverband kritisiert auch neuen EU-Plan

Einem neuen Plan der EU-Kommission zufolge sollen Neuwagen mit Verbrennungsmotoren sollen ab 2035 weiter zugelassen werden, aber nur mit völlig CO₂-neutralen E-Fuels betankt werden können. Wie der Reuters vorliegende Entwurf vorsieht, soll dazu ein neuer Fahrzeugtyp eingeführt werden. Die Autos müssten so konstruiert sein, dass der Motor nur mit vorschriftsgemäßem E-Fuel im Tank anspringt. Das sei durch Geräte zur Überwachung der chemischen Eigenschaften des Kraftstoffs machbar. Der Vorschlag soll im Laufe des Jahres veröffentlicht werden.

Der Interessenverband "E-Fuel Alliance" kritisiert auch diesen Plan als zu restriktiv und praktisch nicht umsetzbar. "Damit bleibt es beim Verbot des Verbrennungsmotors in 2035", erklärte der Verband, dem neben E-Fuel-Herstellern auch Unternehmen der Auto- und Mineralölindustrie angehören. Eigentlich dürfen in der Europäischen Union (EU) ab 2035 nur noch CO₂-freie Neuwagen zugelassen werden, was praktisch ein Verbrennerverbot bedeutet.

Deutschland setzte auf Initiative von Verkehrsminister Volker Wissing von der FDP eine Ausnahme durch, damit Autos mit Verbrennungsmotor noch mit E-Fuels weiterbetrieben werden können. Die geforderte CO₂-Neutralität bedeutet, dass bei ihrer Verbrennung nur soviel Kohlendioxid ausgestoßen werden darf, wie zu ihrer Gewinnung zuvor aus der Luft aufgefangen wurde. E-Fuels sind heute noch sehr teuer, ihre Herstellung erfordert mehr Energie als ein Batterieantrieb.

Herausforderungen bei vollständiger CO₂-Reduktion

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Nach Auffassung der E-Fuel Alliance verlangt der Gesetzesplan eine 100-prozentige Reduktion der CO₂-Emissionen, was die gesamte Wertschöpfungskette einschließlich des Transports der Kraftstoffe einschließe. "Solange der Transport und die Verteilung nicht ebenfalls mittels erneuerbarer Energien gesichert sind, kann keine vollständige Emissionsreduktion erreicht werden", erklärte Verbandschef Ralf Diemer.

Von den deutschen Autoherstellern hat sich Porsche für den Einsatz synthetischer Kraftstoffe starkgemacht, damit vom Sportwagen 911er weiter eine Verbrennervariante gebaut werden kann. Auch BMW pocht auf Technologieoffenheit, also keine Festlegung allein auf Batterieelektrik. BMW und der Verband der Automobilindustrie (VDA) erklärten, E-Fuels seien auch wichtig, um die CO₂-Emissionen der Bestandsflotte von derzeit rund 250 Millionen Fahrzeugen in Europa zu verringern. Aktuelle Verbrennungsmotoren von BMW könnten schon E-Fuels tanken. "Technisch ist es kein Problem, dass die Fahrzeuge E-Fuels erkennen und somit nur mit ihnen betrieben werden können", erklärte der VDA.

Quelle: ntv.de, mbo/rts/AFP

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