Debatte um US-Zinskurs Fed-Chef Powell will auf "weitere gute Daten" warten
09.07.2024, 16:51 Uhr Artikel anhören
Fed-Chef Powell sieht beim Thema Inflationsziel moderate Fortschritte.
(Foto: REUTERS)
Die US-Notenbank lässt sich nicht aus der Reserve locken. Man werde weiter von "Sitzung zu Sitzung" schauen, erklärt Fed-Chef Powell. Beobachter gehen inzwischen davon aus, dass es die erste Zinssenkung im September geben wird.
Trotz Fortschritten bei der Bekämpfung der Inflation ist die Zeit für eine Zinswende in den USA für Notenbankchef Jerome Powell noch nicht gekommen. Man benötige noch größere Zuversicht, dass sich die Teuerung nachhaltig auf das Ziel der Federal Reserve von zwei Prozent zubewege, sagte er laut Redetext bei einer Anhörung im US-Kongress. Jüngste Daten hätten gezeigt, dass es weitere moderate Fortschritte gegeben habe. Die Wirtschaft habe "beträchtliche Fortschritte" in Richtung einer niedrigeren Inflation gemacht, und der Arbeitsmarkt sehe aus wie vor der Pandemie - "stark, aber nicht überhitzt". "Weitere gute Daten" würden die Zuversicht der Zentralbank stärken. Die Fed werde von "Sitzung zu Sitzung" über den weiteren Kurs entscheiden.
Bei der Justierung des geldpolitischen Kurses werde sie die einlaufenden Daten sorgfältig sichten, fügte der oberste Notenbanker der USA vor dem Bankenausschuss des Senats hinzu. Mit Blick auf das Erreichen der Ziele Preisstabilität und Vollbeschäftigung seien die Risiken mittlerweile besser ausbalanciert. Die Fed hat zwei Risiken gegeneinander abzuwägen. Das eine besteht darin, dass sie die Politik zu langsam lockert und die Wirtschaft unter der Last der höheren Zinsen zusammenbricht und die Arbeitslosigkeit stark ansteigt. Das andere Risiko besteht darin, dass niedrigere Zinssätze die Wirtschaftstätigkeit ankurbeln und es der Inflation ermöglichen, sich oberhalb ihres Ziels einzupendeln.
Der bereits zuvor schwächelnde Dax reagierte mit weiteren Verlusten. Letztlich stand ein Minus von 1,3 Prozent auf 18.236 Punkte zu Buche. Dabei sackte der deutsche Leitindex unter die viel beachtete 21-Tage-Linie, die den kurzfristigen Trend angibt, und fand erst knapp oberhalb der 100-Tage-Linie Halt. Der MDax, der Index für die mittelgroßen Unternehmen, gab um 1,2 Prozent auf 25.252 Punkte nach. Europaweit wurden ebenfalls teils deutliche Verluste verbucht, während in den USA zwar die Nasdaq-Börse und der S&P 500 ihren Rekordlauf mit kleinen Schritten fortsetzten, der Wall-Street-Index Dow Jones Industrial aber leicht nachgab. "Der oberste US-Währungshüter lässt sich weiterhin nicht genau in die Karten schauen, wie lange die US-Notenbank noch am aktuellen Leitzinsniveau festzuhalten gedenkt", kommentierte Volkswirt Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).
Die US-Zentralbank kommt Ende des Monats zu ihrer nächsten Zinssitzung zusammen. An den Finanzmärkten wird damit gerechnet, dass sie noch stillhalten und erst im September den geldpolitischen Schlüsselsatz senken wird. Er liegt derzeit in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Trotz Fortschritten im Kampf gegen die Inflation ist der Preisauftrieb noch immer deutlich stärker, als es die Fed mit einer Teuerungsrate von zwei Prozent anstrebt. Für die am Donnerstag anstehenden Verbraucherpreisdaten für Juni wird allerdings ein weiterer Rückgang der Rate auf 3,1 von 3,3 Prozent im Mai erwartet.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ/dpa